2024-03-28T15:56:44.387Z

Mannschaft der Woche
Kreisklassenmeister 2015/2016: Der FC Altendorf. Foto: Heinz Sommer
Kreisklassenmeister 2015/2016: Der FC Altendorf. Foto: Heinz Sommer

FC Altendorf feiert überraschende Meisterschaft

Doppelaufstieg des Kreisklassisten sorgt für Furore

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Nach der Hinrunde betrug der Abstand auf die Konkurrenz bereits sieben Punkte. Erst dann war sich der Aufsteiger über dessen Möglichkeit der Sensation bewusst. Am Ende bewies der Neuling der Liga Nervenstärke und wurde der 1. FC Kaiserslautern der Kreisklasse.

„Es ist eigentlich leicht für uns, denn wir haben ja nichts zu verlieren“, sagte einst damaliger Trainer des 1. FC Kaiserslautern Otto Rehagel (77) vor dem Bundesligasaisonstart 1997, als der Aufsteiger gleich zu Beginn auf Rekordmeister und Titelverteidiger Bayern München traf. Die Roten Teufel siegten mit 1:0 in München und demonstrierten der Liga den ersten Paukenschlag der Saison. Am Ende feiert der 1. FCK die Meisterschaft. Der Aufsteiger avancierte zum Meister und die deutsche Fußballgeschichte wurde um ein Märchen reicher.

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Knappe 20 Jahre später spielt sich ähnliches Szenario im Fußballkreis Bamberg/Bayreuth ab. Zwar muss man dafür einige Ligen tiefer gehen, doch wirft man einen Blick auf die letzten zwei Jahre des FC Altendorf, kann man sich durchaus die Frage stellen, welcher der Verantwortlichen einen engeren Draht zu „König Otto“ hat und sich die entscheidenden Tipps für den Durchmarsch von der A-Klasse in die Kreisliga abholte. Um zumindest die letzte Saison kurz aufzuarbeiten: Der FC Altendorf startete in der A-Klasse und sicherte sich nach 26 Spielen verdientermaßen Tabellenplatz zwei. Dies bedeutete die Relegation gegen Wernsdorf, welche die Altendorfer wohlgemerkt erst in der Verlängerung mit 2:1 für sich entscheiden konnten und daraufhin den Aufstieg in die Kreisklasse zelebrierten. Das erste Kapitel des kleinen Vereinsmärchens war geschrieben. Offizielles Diktum eines jeden Aufsteigers ist traditionell immer der Klassenerhalt. So war es beim 1. FC Kaiserslautern 97/98. Und beim FC Altendorf? „Offizielles Ziel der Saison war der Klassenerhalt. Intern haben wir uns jedoch höhere Ziele gesetzt. Das erste Tabellendrittel haben wir uns durchaus zugetraut.“, erklärt Spielertrainer Andreas Baumer (34), welcher im Trainergespann Baumer und Jörg Hönninger (31) die Rolle des Optimisten füllte: „Jörg und ich haben uns sehr gut ergänzt. Ich war vor der Saison eher der Optimist und habe mir gedacht, wenn es perfekt läuft, können wir mit ein wenig Glück oben mitspielen. Mein Kollege hat hingegen etwas tiefer gestapelt. Am Ende hat es wohl die Mischung gemacht.“ Da hat der Familienvater alles andere als Unrecht, verloren die Altendorfer doch ihr erstes Ligaspiel mit 0:1 und haben somit nicht unbedingt den optimistischsten Saisonstart abgeliefert. Dass es sich hierbei um nur eine von insgesamt zwei Hinrunden-Niederlagen handeln sollte, konnte zu dem Zeitpunkt selbstverständlich keiner ahnen, geschweige denn ansatzweise wissen. Doch der FC Altendorf wurde im Laufe der Saison stärker, entzauberte viele Gegner und schob sich irgendwann an die Tabellenspitze vor, von wo aus die Schützlinge von Trainer Baumer nicht mehr verdrängt werden sollten. „Die erste realistische Chance haben wir ab dem Winter gespürt, wo wir mit sieben Punkten Vorsprung in die Pause gegangen sind. Da wurde der Traum das erste Mal so richtig greifbar“, blickt Baumer zurück. Der selbst ernannte Knackpunkt der Meisterschaftssaison war jedoch das Auswärtsspiel gegen den Tabellendritten Röbersdorf, wo sich der FCA mit einer aufopferungsvollen Leistung zwar nur einen Punkt sicherte, der jedoch einen besonderen Wert hatte. „Wir sind wortwörtlich an dem Tag mit einer Rumpftruppe angereist. Insgesamt sieben Stammspieler haben gefehlt und trotzdem haben wir uns als Team ein 1:1 erkämpft“, spricht Baumer über das Mannschaftsgefüge.

Qualitätszuwachs im Sommer

Diverse Gründe können solche kontinuierlich guten Leistungen über eine gesamte Spielzeit hervorrufen. „Wir hatten vor der Saison das Glück, dass wir wahnsinnig gute Verstärkungen an Land ziehen konnten, die alle eine Altendorfer Vergangenheit haben. Das hat uns nochmal einen Schub nach vorne gegeben und die Dichte im Kader erhöht“, spricht Baumer über die Transferpolitik und den einhergehenden Qualitätszuwachs, welcher wohl die Grundlage für den Erfolg bildete. Dennoch ist auffallend, dass der FC Altendorf nicht „den“ Goalgetter der Liga besitzt, reiht sich Matthias Saffer, der torgefährlichste Mann der Altendorfer, mit gerade einmal elf Treffern erst im Mittelfeld der Torjägerliste ein. Meisterschaftsentscheidend ist wie so oft das Kollektiv, welches beim FCA nicht nur eine leere Worthülse mit wenig Inhalt ist, sondern viel mehr den Kern der 62 Punkte in der Saison beschreibt. „Das wir eine Einheit sind, ist bei uns zum Glück nicht nur eine so daher gesagte Floskel. Die Mannschaft macht viel neben den Sport zusammen. Wir haben innerhalb des Vereins bestimmte Arbeitsdienste, damit jeder anpackt und mithilft. Wir versuchen jedes Spiel als harmonisches Team zu fungieren“, beschreibt Baumer die teambildenden Maßnahmen, welche bei der Meisterschaftsfeier freilich unter Beweis gestellt wurden: „Unser letztes Heimspiel war gleichzeitig der entscheidende Meisterschaftssieg. Natürlich sind dann alle Bände gebrochen und die Erleichterung war sehr groß, denn der Druck war da und den Showdown wollten wir am letzten Spieltag unbedingt vermeiden. Mit Freunden, Familie und Mannschaft haben wir uns dann in mehr oder weniger zwei locations aufgehalten. Zum einen im Vereinsheim, wo alles auf den Kopf gestellt wurde und zum anderen in den Duschräumen und Kabinen (lacht), die am Ende sehr in Mitleidenschaft gezogen wurden. Jedoch ist alles im Rahmen geblieben“, führt sich der 34-Jährige den Tag nochmals vor Augen, weißt aber daraufhin, dass es ohne fußballerische Philosophie und Grundausrichtung aber auch nicht funktioniert hätte: „Die taktischen Aufgaben und Pläne setzen die Spieler natürlich auch um. Oder versuchen es zumindest (lacht).“ Trotz der quantitativen und qualitativen Erweiterung des Kaders – das Resultat der Meisterschaft war unerwartet und der FC Altendorf hat zumindest das zweite Kapitel des kleinen Fußballmärchens erfolgreich zu Ende geschrieben. „Wir sind in die Saison als Aufsteiger gestartet und deswegen war es so nicht zu erwarten. Natürlich hatten wir keine schlechte Mannschaft und viele junge, talentierte Fußballer dabei, aber wir haben die einzelnen Mannschaftsteile noch verfeinern können und das es so gut läuft, war auch nicht zu erwarten“, fasst Baumer abschließend zusammen. Für den gebürtigen Nürnberger wird es nächste Saison beim FC Altendorf weitergehen, wo der Verein möglicherweise ein drittes Fußballmärchen verfasst und einmal mehr den Fußballkreis Bamberg/Bayreuth überraschen könnte. „Offiziell werde ich als Spielertrainer arbeiten, aber ich bin inzwischen 34 und werde mich dementsprechend mehr auf den Trainerjob konzentrieren. Wir werden auch nächste Saison viele junge, ehrgeizige Spieler in unseren Reihen haben, die sich beweisen werden“, erzählt Baumer abschließend.

Aufrufe: 026.5.2016, 10:54 Uhr
Kai HeermannAutor