2024-04-25T14:35:39.956Z

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Foto: SV RW Wittlich
Foto: SV RW Wittlich

Faustschlag: Aussage gegen Aussage

Stellungnahme der SG Traben-Trarbach zu Vorfall am Sonntag - Polizei ermittelt weiter - Sportrechtliche Konsequenzen noch unklar

Nach der Auseinandersetzung am vergangenen Sonntag bei einem Kreisliga-Spiel in Traben-Trarbach schieben sich die SG Traben-Trarbach und der SV Rot-Weiss Wittlich gegenseitig den Schwarzen Peter zu. Die Trarbacher reagieren nun mit einer Stellungnahme auf die Anschuldigungen der Wittlicher. Der Trarbacher Spieler, der verletzt wurde, hat das Krankenhaus mittlerweile verlassen.

Traben-Trarbach/Wittlich. Was sich am vergangenen Sonntag nach dem A-Liga-Spiel zwischen Traben-Trarbach und Rot-Weiss (ehemals Türkgücü) Wittlich genau zugetragen hat, das ist noch immer unklar (der TV berichtete). Und es wird vielleicht auch nie komplett aufgeklärt. Denn es steht Aussage gegen Aussage.

Ein Spieler oder gar einer der beiden Spielertrainer des SV RW Wittlich soll einen Traben-Trarbacher Ersatzspieler im Eingangsbereich der Umkleide mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben. Der Geschlagene kam daraufhin ins Krankenhaus und musste unter anderem wegen einer Gehirnerschütterung stationär behandelt werden.

Zum Artikel vom Montag "Ermittlungen nach Schlag ins Gesicht" »»»


Während die Polizei in der Sache weiter ermittelt und bis Donnerstag keine neuen Erkenntnisse hatte, erhebt die SG Traben-Trarbach, von der wie berichtet am Anfang der Woche kein erreichbarer Funktionär etwas zum Sachverhalt beitragen konnte, Vorwürfe gegen den Gastverein aus Wittlich. Am Donnerstag übermittelte die SG dem Trierischen Volksfreund nach einem Telefonat eine schriftliche Stellungnahme zu den Vorkommnissen.

Am Sonntag hätte man sich nach dem Vorfall mit dem Vorsitzenden von Rot-Weiss Wittlich zunächst geeinigt, der Presse gegenüber den sonntäglichen Vorfall nicht zu kommentieren, heißt es in dem etwas mehr als eine Din-A4-Seite langen Schriftstück. „Erstaunt las man dann den folgenden Bericht in FuPa und im TV“, schreibt die SG.

In dem Schriftstück stellt der Verein dann das Geschehen aus seiner Sicht dar. Im Spiel sei es bereits vermehrt „zu unsportlichen Aktionen“ gekommen – mit dem Höhepunkt, dass ein Trarbacher Spieler in der 36. Minute bespuckt worden sei. In der Halbzeitpause hätte die SG den Schiedsrichter informiert, „dass bei weiteren Auffälligkeiten ein Spielabbruch in Erwägung gezogen würde“.

„Er musste Tritte einstecken”

Den Vorfall nach dem Spiel beschreibt die SG im Schriftstück, das vom zweiten Vorsitzenden, Uwe Weyrich, in Absprache mit dem Vorsitzenden, Harald Gesser, versendet wurde, mit dem Wortlaut: „Nach einem Gerangel im Kabineneingang zwischen einigen Wittlicher Spielern und dem Ersatztorwart Traben-Trarbachs, streckte der herbeigestürmte Spielertrainer der Gäste den SG-Keeper mit einem kräftigen Faustschlag nieder. Dem nicht genug, zubodensinkend musste er auch noch mehrere Tritte anderer Wittlicher Spieler einstecken. Nachdem sich die Situation beruhigt hatte, durfte er dann unter lautem Gelächter und Buh-Rufen der Wittlicher Anhänger die Reise in das Krankenhaus antreten.“

Von einer Provokation und einem ersten Schlag seitens des Trarbachers, die Rot-Weiss-Vorsitzender Tamer Yigit beschrieb, ist in der Stellungnahme nichts zu lesen. Es heißt jedoch, die SG distanziere sich „von jeglichen rassistischen Vorwürfen. Wenn in der Emotion rassistische Aussagen gefallen sein sollten, entschuldigen wir uns hiermit. Das gehört sich nicht! Gleichzeitig erwarten wir aber genauso, nicht als Rechtsradikale beschimpft zu werden.“ Abschließend schreiben die Trarbacher: „Übrigens: Das einzige echte Opfer vom Sonntag konnte mittlerweile nach mehrtägigem Aufenthalt wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden.” Eine Entschuldigung der Gäste sei bisher weder beim Spieler noch beim Verein angekommen.

Über eventuelle sportrechtliche Konsequenzen in dem Fall wird die Kreisspruchkammer des Fußballkreises Mosel entscheiden, wie Kreisvorsitzender Walter Kirsten auf Volksfreund-Anfrage bestätigte. Kirsten: „Ich verurteile das scharf. Auch wenn noch nicht eindeutig geklärt ist, was genau vorgefallen ist: Gewalt hat im Fußball nichts verloren.“

Extra Stellungnahme im Wortlaut

Die Stellungnahme der SG Traben-Trarbach komplett, unbearbeitet und ungekürzt im Wortlaut:

Stellungnahme zum Artikel „Ermittlungen nach Schlag ins Gesicht“ vom 06.09.2016

Die SG Traben-Trarbach distanziert sich hiermit von der Berichterstattung des Trierischen Volksfreunds zu den Vorfällen im Heimspiel gegen Rot Weiß Türkgücü Wittlich. Bereits im vergangenen Jahr kam es beim Spiel der 2. Mannschaft von Rot Weiß Wittlich in Traben-Trarbach zu einem Vorfall, bei dem ein Spieler der Gäste mit voller Absicht eine Scheibe im Eingangsbereich des Sporthauses einschlug. Selbstverständlich wurde aus alter Verbundenheit zu Tamer Yigit (1.Vorsitzender Rot Weiß Wittlich und ehemaliger Spieler des FC Traben-Trarbach) keine Anzeige gestellt. Nachdem Tamer Yigit den ersten Vorsitzenden des FC Traben-Trarbach bereits am Sonntag bat, der Presse gegenüber den sonntäglichen Vorfall nicht zu kommentieren, war es für die Verantwortlichen des FC Traben-Trarbach selbstverständlich, dieser Bitte zu folgen. Erstaunt las man dann den folgenden Bericht in FuPa und im TV. Der FC Traben-Trarbach betont, dass man seit Jahren ein Beispiel für gelebte Integration im Amateursport darstellt. Auch der Vorsitzende Rot Weiß Wittlichs hat in Traben-Trarbach das Fußballspielen erlernt und trug im Seniorenbereich viele Jahre das Trikot der Doppelstädter.

Nachfolgend nimmt man seitens des Vereins zu den Ereignissen des letzten Sonntags wie folgt Stellung:

Bereits während des Spiels kam es vermehrt zu unsportlichen Aktionen. Fast im 5-Minuten-Takt lagen Spieler des Heimteams abseits des Geschehens am Boden. Das Ergebnis unsportlichen Verhaltens. Seinen Höhepunkt nahm diese Vorstellung in einer Spuckattacke gegen einen Spieler des Heimteams nach dem Anschlusstreffer in der 36. Minute.

Diese Vorfälle fanden in einer Häufigkeit statt, dass es Verantwortliche der SG Traben-Trarbach in Rücksprache mit der Mannschaft für notwendig hielten, den Schiedsrichter in der Halbzeitpause darüber zu informieren, dass bei weiteren Auffälligkeiten ein Spielabbruch in Erwägung gezogen würde, wozu es aber letzten Endes auch aufgrund einer möglichen finanziellen Bestrafung seitens des Verbandes nicht kam.

Nach dem Spiel ereignete sich dann der besagte Vorfall. Nach einem Gerangel im Kabineneingang zwischen einigen Wittlicher Spielern und dem Ersatztorwart Traben-Trarbachs, streckte der herbeigestürmte Spielertrainer der Gäste den SG-Keeper mit einem kräftigen Faustschlag nieder. Dem nicht genug, zubodensinkend musste er auch noch mehrere Tritte anderer Wittlicher Spieler einstecken. Nachdem sich die Situation beruhigt hatte, durfte er dann unter lautem Gelächter und Buh-Rufen der Wittlicher Anhänger die Reise in das Krankenhaus antreten.

Abschließend distanziert sich die SG Traben-Trarbach von jeglichen rassistischen Vorwürfen. Wenn in der Emotion rassistische Aussagen gefallen sein sollten, entschuldigen wir uns hiermit. Das gehört sich nicht! Gleichzeitig erwarten wir aber genauso, nicht als Rechtsradikale beschimpft zu werden. Ganz gleich der Sichtweise sollte dieses Thema trotzdem keine Veranlassung zur Gewaltanwendung darstellen. Des Weiteren sollte nicht jeder Vorfall in Zusammenhang mit RW Wittlich auf eine rassistische Haltung des Gegenübers zurückgeführt werden, denn Integration kann nur gelingen, wenn man seinen Mitmenschen den nötigen Respekt erweist, ganz unabhängig der Herkunft.

Übrigens: Das einzige echte Opfer vom Sonntag konnte mittlerweile nach mehrtägigem Aufenthalt wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden. Eine Entschuldigung von Seiten der Gäste ist bisher weder beim betroffenen Spieler noch beim FC Traben-Trarbach eingegangen.



Aufrufe: 09.9.2016, 21:39 Uhr
volksfreund.de/Sven Eisenkrämer & Friedrich ZeltneAutor