2024-04-25T14:35:39.956Z

Allgemeines
Am Erfolg der Lieblingsmannschaft nicht nur emotional, sondern auch finanziell teilzuhaben ist der Traum vieler Fans. Bildquelle: Sonpichit Salangsing ? 650154391 / Shutterstock.com
Am Erfolg der Lieblingsmannschaft nicht nur emotional, sondern auch finanziell teilzuhaben ist der Traum vieler Fans. Bildquelle: Sonpichit Salangsing ? 650154391 / Shutterstock.com

Fans investieren: Anleihen von Fußballvereinen

Im Profifußball geht es um Geld, viel Geld. Die Wege, an frisches Kapital zu kommen, sind in diesem Geschäft vielfältig. Wenn allerdings das Geld aus Sponsorenverträgen, Spielerverkäufen, Fernsehgeldern oder Stadioneinnahmen nicht mehr ausreicht, um die Wirtschaftskraft den sportlichen Zielen anzupassen, können Vereine auch auf dem Finanzmarkt fündig werden. Einige geben Anleihen heraus, weil sie kurz- oder mittelfristige Investition decken wollen. Für den Fan und auch den Anleger ergibt sich damit aber eine Möglichkeit, sich finanziell an einem Verein zu beteiligen. Oder an mehreren. Lohnen sich derartige Investitionen für Anleger? Entsteht vielleicht sogar eine Win-win-Situation und der Fan profitiert von der Unterstützung seines Lieblingsklubs?

Anleihen werden inzwischen gerne von Unternehmen ausgegeben, die eine große Fan-Basis haben: Fußball-Vereine. In Deutschland haben sich Mannschaften aus der ersten, zweiten und dritten Bundesliga von Fans und Anlegern Geld geliehen. Wird daraufhin sinnvoll gewirtschaftet und der sportliche Erfolg sichergestellt, endet das Geschäft in der Regel für beide Seiten positiv. Natürlich gibt es einige Dinge, die man über den Handel mit Anleihen wissen sollte. So sieht der Regelfall aus:

· Unternehmen oder Staaten geben Anleihen als festverzinsliche Wertpapiere aus.

· Der Herausgeber erhält Geld, das nach Ablauf der Anleihe zurückzuzahlen ist.

· Während der Laufzeit erhält der Anleihekäufer Zinsen.

· Es handelt sich bei einer Anleihe im Grunde um einen Kredit.

Totalverlust am Tivoli

Es gibt allerdings auch ein Negativbeispiel. Im Jahr 2008 gab die Alemannia Aachen die "Tivoli-Anleihe" aus, um mithilfe der Gelder den Stadionausbau zu finanzieren. In den folgenden Spielzeiten blieb der sportliche Erfolg jedoch aus und der Verein stieg 2012 in die Dritte Liga ab und musste ein halbes Jahr später Insolvenz anmelden.

Die Auszahlung der Anleihe wäre kurze Zeit später fällig gewesen, fiel wegen der Pleite jedoch komplett aus und die Fans sahen ihr Geld nicht wieder. Besonders bitter: Am Tivoli steht die nächste Insolvenz an.

Es kann im Falle der Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens also zu einem Totalverlust des eingesetzten Kapitals kommen. Die sportliche Entwicklung spielt ebenfalls eine Rolle, da im Falle eines Abstiegs das nötige Geld fehlen könnte, um die Rückzahlung zu bewerkstelligen. Also ist vor allem bei kleinen Vereinen die Gefahr gegeben, dass sie die Anleihe nicht bedienen können.

Renditechancen bei Fußball-Anleihen

Normalerweise besitzen Anleihen aus den ersten beiden Profiligen ein geringes Ausfallrisiko und zusätzlich noch eine ordentliche Rendite. Vor allem bei der aktuellen Zinslage sehen fünf Prozent oder mehr sehr verlockend aus. Bei den Banken erhalten Fußballvereine selten bessere Konditionen für einen Kredit. Sie sind nicht Kunde erster Wahl, weil ihre Unternehmung nicht auf Gewinnmaximierung ausgerichtet ist, aber gleichzeitig stark vom sportlichen Erfolg abhängig ist.

Für eine Bank sind das keine guten, weil unsichere Aussichten. Die Vereine kommen mithilfe von Anleihen trotz der für Anleger annehmbaren Zinshöhe zu günstigem, frischem Kapital. Aus reiner Gewinnabsicht investieren aber eher weniger Menschen in Fußball-Anleihen. Meist ist eher die emotionale Bindung zum Verein das Motiv für die finanzielle Unterstützung. Der Name "Fan-Anleihe" kommt auch nicht von ungefähr.

Crowdfunding für Berlin

Die Hertha aus Berlin beschreitet derweil neue Wege, aber bleibt dem Prinzip treu. Unter den Namen "Hertha BSC Fan-Zins" und "Platz für die Zukunft" hat der Verein zwei Anlageprojekte auf der Crowdfunding-Plattform Kapilendo in Höhe von 1 Mio. bzw. 1,5 Mio. Euro finanziert.

Die Berliner Fans mussten anscheinend nicht lange darüber nachdenken, denn die Finanzierungsschwellen waren innerhalb weniger Minuten erreicht. Neben den Zinsen ergab sich ein weiterer Vorteil für die Anhänger: Sie wussten, wofür das Kapitel verwendet werden sollte. Unter anderem sollte die Fußball-Akademie und die digitale Entwicklung des Hauptstadtklubs profitieren. Das Geld wurde also für den Ausbau der Infrastruktur verwendet.

Der Verwendungszweck ist allerdings nicht immer bindend. Der Hamburger SV hat im Jahr 2012 eine Fan-Anleihe ausgegeben und dadurch 12,5 Mio. Euro erhalten. Viel Geld davon ist in die Verstärkung der Mannschaft geflossen, jedoch ohne Erfolg.

Verein

Laufzeit

Rendite

1. FC Köln

8 Jahre

3,5 %

Hamburger SV

10 Jahre

5 %

Schalke 04

5 Jahre / 7 Jahre

4,25 % / 5 %

Hertha BSC

3 Jahre

4 % bzw. 4,5 %

Tabelle: Rendite aktueller Anleihen der Vereine aus der 1. Bundesliga

Die Renditen können sich sehen lassen, da das Ausfallrisiko gering ist. In der Regel gilt ja bekanntlich: Je höher die Rendite, desto höher ist auch die Gefahr, dass das Geld nicht zurückgezahlt wird. Zum Beispiel wird von der Crowdfunding-Plattform die Ausfallwahrscheinlichkeit der Berliner Anleihe mit 1,56 % angegeben. Es handelt sich also um ein überschaubares Risiko.

Rückzahlung der Anleihen durch Fremdkapital finanzieren

Möchte man seinen Lieblingsverein unterstützen, erhält man also eine ziemlich sichere Rendite. Es entsteht eine Win-win-Situation, von der die Vereine gerne Gebrauch machen. Der 1. FC Köln hat 2012 bereits Anleihen ausgegeben, die in diesem Jahr fällig werden. 2016 haben die Kölner erneut Fan-Anleihen ausgegeben, um die erste Anleihe bedienen zu können.

Auch beim Hamburger SV musste eine erneute Kapitalbeschaffung herhalten, um die alten Verbindlichkeiten zu begleichen. Im September letzten Jahres haben die Hamburger erneut Anleihen ausgegeben, dieses Mal in Höhe von 40 Mio. Euro, aber überwiegend an Banken, Versicherungen und Pensionsfonds.

Es besteht also die Gefahr, dass die Vereine so knapp kalkulieren, dass sie die Millionen, die für die Rückzahlung nötig sind, erst durch die Ausgabe neuer Anleihen zusammenbekommen. Wird das zur Regel, gibt es bei diesen Vereinen alle paar Jahre eine neue Investitionsmöglichkeit für die Fans.

Das kann jedoch nur gutgehen, wenn das Vertrauen der Anleger nicht schwindet. Da es bei der emotionalen Bindung zwischen Fan und Verein aber nicht auf Rationalität ankommt, werden die klammen Vereine immer genügend Kapitalgeber finden.

Aufrufe: 022.6.2017, 09:36 Uhr
RedaktionAutor