2024-03-28T15:56:44.387Z

Allgemeines

Fans gelingt Punktlandung

Fußball: Initiative "Eintracht Trier - Das sind wir" bringt Beirat durch - Hintergründe und Kommentar

Es war ein erster Schritt. Vereinsführung und Fans von Eintracht Trier sind sich bei der Mitgliederversammlung wieder ein bisschen näher gekommen. Gleichzeitig wurde deutlich: Ein vertrauensvolles Miteinander muss hart erarbeitet werden.

Die Bemühungen waren in vielen Beiträgen spürbar. Nachdem sich aufgrund der sportlich und wirtschaftlich komplizierten Situation die Stimmung bei der Eintracht verschlechtert hatte und der Umgangston rauer geworden war, gilt es nun, die Wogen zu glätten.

Bei der Jahreshauptversammlung 2015, die auf Druck der im vergangenen Herbst gegründeten Faninitiative „Eintracht Trier – Das sind wir“ sehr früh terminiert worden war, wurden unter anderem eine „kritische Solidarität“ (Triers Oberbürgermeister und Aufsichtsratsmitglied Klaus Jensen) und das „Einhalten von Formen des gegenseitigen Respekts“ (Aufsichtsratsmitglied Alfons Jochem) gefordert.

Die nach dem Rücktritt von Ernst Wilhelmi verbliebenen Vorstandsmitglieder Harry Thiele und Roman Gottschalk gestanden Fehler ein. Ein Antrag zur vorzeitigen Neuwahl des Vorstands wurde vom früheren Vorstandsmitglied des SVE-Jugendfördervereins, Andre Beck, und von Faninitiativenmitglied Christian Eisenbrandt eingebracht. Er hatte letztlich den Charakter einer Vertrauensfrage – verbunden mit dem deutlich formulierten Wunsch nach einer ganzheitlichen Vereinsstrategie.

Eine Mehrheit für eine Neuwahl fand sich nicht. 113 der 185 stimmberechtigten Mitglieder votierten gegen den Antrag. Nur 71 waren dafür (bei einer Enthaltung).

Zustimmung fand dagegen der Antrag auf Aufnahme eines siebenköpfigen Fanbeirats in die Vereinssatzung. 67 Prozent stimmten dafür – nötig war eine Zwei-Drittel-Mehrheit. Bis der Beirat eingesetzt werden kann, soll ein Fanausschuss eingerichtet werden, um den Dialog mit der Vereinsspitze zu intensivieren.

Richtig emotional wurde es einmal. Ex-Vorstand Ernst Wilhelmi griff als Mitglied zum Mikrofon und geißelte die Vorkommnisse rund um das Testspiel am vergangenen Sonntag zwischen Trier und Neunkirchen, als es außerhalb der Kunstrasenanlage auf der Ehranger Heide zu Rangeleien zwischen „Fan“-Gruppen aus Trier und dem Saarland kam (fupa berichtete). „Diese Leute sind nicht der Verein“, sagte Wilhelmi, der Zustimmung im Saal erntete, aber auch eine Gegenreaktion bei mehreren Mitgliedern hervorrief, die offenbar bei der Aktion beteiligt waren. Es war ein scharfer Abschluss einer ansonsten sehr sachlichen und konstruktiven Mitgliederversammlung.

Kommentar

Eintracht muss nicht immer herrschen

Unterschiedliche Strömungen sind nichts Schlechtes. Es muss nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen herrschen. Nicht immer nur Eintracht. Im Gegenteil.

Verschiedene Meinungen bilden häufig die Grundlage für fruchtbare Zukunfts-Diskussionen. Das kann auch in einem Fußballverein nicht schaden – auch wenn am Ende des Tages ein gewählter Vorstand den Kopf hinhalten muss.

Es ist gut, dass die Fans bei Eintracht Trier künftig in einem Beirat nicht mehr erst am Ende einer Entscheidungskette gehört werden. Gleichzeitig wird durch das Gremium die aktive Anhängerschaft in die Pflicht genommen. Zur konstruktiven Mitarbeit gehört nicht nur „Nein“-Sagen.

Die Fangruppen sind ebenso wie die Protagonisten an der Vereinsspitze für eine künftig bessere Außendarstellung der Eintracht mitverantwortlich. Dazu gehört für die Anhänger auch, destruktive Quertreiber in den eigenen, heterogenen Reihen zur Räson zu bringen – oder sich von ihnen zu distanzieren.

Mirko Blahak

Hintergrund

Wohin führt der Weg von Eintracht Trier? Der neue sportliche Leiter Heiner Semar hofft, dass die Mannschaft von Eintracht Trier in den restlichen 14 Spielen der Regionalliga-Saison noch mindestens 20 Punkte einfährt. In der nächsten Saison peilt er einen Rang zwischen fünf und acht an.

SVE-Vorstandsmitglied Roman Gottschalk gab als mittelfristiges Ziel aus, mit der ersten Mannschaft wieder zu den Besten in der Regionalliga zu zählen und mit der A- und B-Jugend die Nachwuchs-Bundesligen zu erreichen.

Dazu bedarf es einer finanziellen Unterfütterung. Aktuell plant der SVE nach Aussage von Vorstandsmitglied Harry Thiele, das laufende Geschäftsjahr mit einem Mini-Plus von rund 6000 Euro abzuschließen. Der Schuldenstand sei wieder leicht auf rund 980 000 Euro gestiegen. Grund: Eine Unterdeckung des Etats der Vorsaison musste mit privaten Darlehen kompensiert werden.

In der aktuellen Spielzeit, in der für die erste Mannschaft nur noch 650 000 Euro Personalkosten angesetzt sind (rund 40 Prozent weniger als zuvor), zahlt der SVE 174 000 Euro Zins und Tilgung.
Positiv vermerkte Thiele, dass Geschäftsführer Jens Schug bereits jetzt für die Saison 2015/16 ein Plus an Sponsorengeldern in Höhe von 150 000 Euro generiert habe.

Treue: Klaus Müller wurde für seine inzwischen 65-jährige Mitgliedschaft bei Eintracht Trier geehrt und mit großem Applaus bedacht. Die weiteren Jubilare: Alexander Szatmarie (25 Jahre Mitgliedschaft), Gregor Reichert, Oliver Fink, Ferdinand Bülow, Alfons Jochem (jeweils 40 Jahre Mitgliedschaft) und Albert Hamm (40 Jahre Ehrenamt).

Aufrufe: 024.2.2015, 17:35 Uhr
Mirko BlahakAutor