2024-04-16T09:15:35.043Z

Vereinsnachrichten
Alle Hände voll zu tun: Hier verbeugte sich Rägelins Patrick Niemann vor Wildbergs Nando Mach.   ©MZV
Alle Hände voll zu tun: Hier verbeugte sich Rägelins Patrick Niemann vor Wildbergs Nando Mach. ©MZV

Fan-Leidenschaft kontra Vereinstreue bei den Maulwürfen

Derbyfieber beeinflusst den RSV-Kader und lässt Fans in der Kreisklasse philosophieren in der Partie zwischen Hansa Wittstock und dem SV Maulbeerwalde

Zwei Herzen in einer Brust schlagen bei den Kickern des RSV Maulwürfe. Sie schnürten am Sonntag nicht die Töppen für ihre Elf, sondern schrien Borussia Dortmund im Revierderby zum 3:1 gegen Schalke 04.

Der RSV Maulwürfe freute sich unverhohlen über einen unverhofften Punktgewinn beim 0:0 in Weisen (Kreisoberliga). "Dabei hatten wir große Besetzungsprobleme." Trainer Sebastian Ruthert musste nämlich auf drei Spieler seines Stammpersonals wegen des Revierderbys in der Bundesliga verzichten. Borussia Dortmund und der FC Schalke 04 duellierten sich am Sonntag um 17.30 Uhr im Signal-Iduna-Park und drei Maulwürfe waren unter den 79 956 Zuschauern. Folglich konnten Dominik Reitz, Sebastian Rettig und Andy Wiemann nicht für den RSV auflaufen. Hier ging Fan-Leidenschaft vor Vereinsliebe. "Das haben sie schon ein- oder zweimal gemacht in der Saison", hebt Trainer Ruthert den Finger. Grundsätzlich habe er damit kein Problem, nur mit dem Blick auf die in der Vorwoche gut funktionierende Doppelsechs im defensiven Mittelfeld mit Rettig und Reitz, tränt ein wenig sein Auge. Eventuell wäre in Weisen sogar mehr möglich gewesen. "Ich hatte Restangst, doch mit Marian Kemnitz und mir haben wir die Positionen besetzt. Das hat auch ganz gut geklappt." Somit gibt es in den kommenden Partien weitere Varianten bei den Maulwürfen.

Eine Variante weniger hingegen gibt es bei der Ruthert-Elf in der Offensive. Mit Christopher Kupper hat ein Spieler sein Engagement beendet und sich dem Verein seines Vaters Matthias angeschlossen. In der Partie der Walslebener Jungs gegen Heiligengrabe (Kreisliga) stand Kupper nach langer Verletzungspause für 20 Minuten wieder auf dem Feld. "Er hatte mir mal irgendwann gesagt, dass er noch einmal bei seinem Vater spielen möchte." Doch für Ruthert kam der Wechsel total überraschend. Die Maulwürfe hatten den 27-jährigen Offensivmann sogar als Co-Trainer eingeplant. "Ich hatte mir erhofft, dass ich ihn so binden kann. Zwei Einheiten hat er sogar allein geleitet." Doch gegenüber dem RA hatte Kupper schon vor Wochen gesagt, dass es sich dabei nur um eine Hilfe handelt. Als fester Bestandteil sah er sich nicht. So trainierte er unter seinem Vater und Coach Patrick Kelch bereits einige Male in Walslebens Elf mit. "Davon haben wir nichts gewusst. Bei uns hieß es immer, dass es familiären Gründe gebe", ärgert sich Ruthert etwas über den personellen Einschnitt.

"Die Überlegung mit seinem Wechsel kam bei uns auf in Langen. Dort haben wir gemerkt, dass wir personell an Grenzen stoßen. Wir bedanken uns auch bei den Maulwürfen für ihre schnelle Hilfe bei dem Wechsel", schildert Matthias Kupper die Angelegenheit zum Comeback seines Sohnes. Bei den Maulwürfen ist dies wohlwollend aufgenommen worden. Vorsitzender Marian Kemnitz bedankt sich, doch uneingeschränkte Einsicht herrscht nicht. "Also ich habe das so nicht befürwortet. Es ist durch unseren Abteilungsleiter Fußball gemacht worden. Mit mir gab es die Absprache, dass er diese Halbserie noch bei uns zum Einsatz kommt. Dann wollte er in der Pause nach Walsleben wechseln. Nach dem halben Jahr in Walsleben wollte er zu einem anderen Verein." Kemnitz will aber nicht nachkarten und bedankt sich für die Zusammenarbeit mit Christopher Kupper. Dieser versucht nun wieder zu alter Stärke zurückzufinden, die ihn vor seinem Kreuzbandriss zu einem der gefragtesten Offensivspieler auf Kreisebene machten.

Derbyfieber verspürten auch die Spieler von Hansa Wittstock II in der 1. Kreisklasse. Zu Gast war Prignitz Maulbeerwalde. Nur 18 Minuten Fahrzeit trennen die beiden Sportplätze, sodass stolze 128 zahlende Zuschauer den Weg ins Stadion des Friedens fanden. "Es war toll. Sogar um 20 Uhr am Sonntag standen die Leute noch bei einem Bierchen und diskutierten über das Spiel", so Abteilungsleiter Fußball Bernd Weihshahn. Und die Fans hatten mächtig zu philosophieren. Da war auf der einen Seite ein überragender Keeper aus Maulbeerwalde. "Steffan Neumann hat unglaubliche Bälle gehalten. An ihm sind unsere Jungs schier verzweifelt." Da die Landesklasse-Reserve auch noch zweimal den Ball aus dem Netz holen musste, schien die Derby-Niederlage besiegelt. "Aber mit dem 1:2 ging ein Ruck durch die Truppe, wie ich ihn so noch nie bei unserer Zweiten gesehen habe. Sie haben nicht nachgelassen und wollten wenigstens den einen Punkt." Aber es wurden drei. "Gut war, dass der Unparteiische das ganze Spielen auf Zeit der Maulbeerwalder nachspielen lassen hat." In Summe waren es laut Gastgeber sechs Minuten. Und diese wurden genutzt. Mit Ablauf der regulären Spielzeit gelang das 2:2. "Und nachdem ein letzter Ball noch in den Strafraum geschlagen wurde, stocherte Patrick Gerlach im Gewühl den Ball über die Linie." Weihshahn freute sich darüber sehr und ließ durchblicken, dass es sich bei manchen Unparteiischen nicht lohnt, auf Zeit zu spielen. Bei Marcel Bienk (Walsleben) jedenfalls nicht. Nicht überraschend bekam er von Hansa beste Kritiken. Die Maulbeerwalder hatten wenig Bedarf für Lobpreisungen.

Langsam zu einer Manie entwickelt sich die Strafstoß-Problematik beim Kreisligisten SV Union Neuruppin II. Bereits in der Vorwoche berichtete der RA an dieser Stelle von drei aufeinanderfolgenden Fehlversuchen. Da der Stammschütze Dennis Hafer in Dabergotz erneut fehlte, probierte sich Dirk Struckl. Allerdings mit dem selben Ergebnis wie die vorherigen Schützen. Er scheiterte. Wie man es besser macht, zeigte auf der Gegenseite Ramon Czichon. Er netzte gekonnt zum 1:1 ein, weshalb Union II nicht nur den Elfer versemmelte, sondern auch den Sieg. Vor dem Spiel hatte Trainer Manfred Schütt den Jungs sogar noch Mut zugesprochen, falls es wieder zu einem Strafstoß käme. Ohne Erfolg.

Aufrufe: 010.11.2015, 07:28 Uhr
MOZ.de / Stephan EllfeldtAutor