2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Das Konzept der Fairplay-Liga sieht vor, dass sich G- und F-Junioren selbstständig auf Spielentscheidungen einigen. (Foto: Martin Imruck)
Das Konzept der Fairplay-Liga sieht vor, dass sich G- und F-Junioren selbstständig auf Spielentscheidungen einigen. (Foto: Martin Imruck)

Fairplay-Liga: Erlebnis statt Ergebnis

Neues System kommt bei den Vereinen weitestgehend gut an

Vor zwei Jahren lief das Konzept als Pilotprojekt im Südwestdeutschen Fußballverband an. Nun wird die Fairplay-Liga bei G- und F-Junioren verpflichtend eingeführt. Der Großteil der Trainer begrüßt die Änderung zur neuen Saison, bei welcher der Spaß am Sport im Vordergrund steht.

Wann wurde das Projekt beschlossen und woher kommt es?

„Erstmals umgesetzt wurde die Idee vom Fußballverband Niederrhein. Dort wird heute bereits bis in die E-Jugend nach dem Fairplay-Prinzip gespielt“, berichtet Marie-Luise Schelhas von den Anfängen des neuen Konzeptes. „Nachdem wir die Fairplay-Liga in der Saison 2011/2012 als Pilotprojekt bei den G-Junioren erfolgreich getestet haben, wurde nun beschlossen es im ganzen Verbandsgebiet für G- und F-Junioren festzulegen“, freut sich die Vorsitzende des Kreisjugendausschuss Mainz-Bingen.

Was wird sich verändern?

Spricht man von der Fairplay-Liga, so stehen drei zentrale Regeln im Fokus, welche Schiedsrichter, Trainer und Fans betreffen:

  1. Schiedsrichter-Regel: Die Spiele werden ohne Schiedsrichter ausgetragen. Die Kinder sollen die Entscheidungen selbstständig treffen.
  2. Betreuer-Regeln: Die Trainer sollen sich in einer gemeinsamen Coachingzone auf Höhe der Mittellinie aufhalten. Von dort aus werden auch die Auswechslungen getätigt sowie bei Bedarf in das Spielgeschehen eingegriffen.
  3. Fan-Regel: Die Zuschauer sollen sich abseits des Platzes hinter der Barriere aufhalten. Anfeuern ist natürlich erlaubt solange es in einem gewissen Rahmen bleibt.

Was erhofft sich der Verband von den Fairplay-Ligen?

„Durch die gemeinsame Coachingzone wird ein Austausch der Trainer untereinander ermöglicht, den es so nicht gibt, wenn sich beide Mannschaften auf den gegenüberliegenden Seiten befinden“, erklärt Schelhasund ergänzt: „auch die gegnerischen Spieler sitzen so zusammen in einem Abschnitt, was den Effekt des Miteinanders stärkt.“ Der Abstand der Eltern zum Spielfeld soll den Kindern ermöglichen sich vollkommen auf das Spiel zu konzentrieren. „Das Meiste wird von außen auf den Platz gerufen. Dabei wollen die Kinder nur Fußball spielen. Da ist das Ergebnis wirklich absolute Nebensache“, rechtfertigt die Oppenheimerin die Maßnahme. „Anfeuern ist natürlich immer erlaubt“, stellt Schelhas klar, „aber wir sollten schauen, dass alles in einem gewissen Rahmen bleibt.“ Um das Konzept durchgängig zu etablieren werden auf Turnieren in diesen Altersklassen keine Platzierungen mehr ausgespielt.

Fandel und Rottenburg stehen hinter der Fairplay-Liga

Prominente Unterstützung erhält das Projekt durch Ex-Profischiedsrichter Herbert Fandel und die ehemalige Frauen-Nationaltorhüterin Silke Rottenburg. Beide werden das Konzept als Paten betreuen und stehen zu 100 Prozent hinter dem Vorhaben, um den Kindern den maximalen Spaß am Fußballsport zu ermöglichen.

Stimmen aus der Region – Großteil ist dafür

Überwiegend positiv ist das Echo, das aus den Vereinen und von den betroffenen Trainern zurückkommt. Vor allem begrüßt wird die Regelung, die Eltern ein Stück abseits des direkten Spielgeschehens zu positionieren. Hauptkritikpunkt ist, dass einige Mannschaften sich das Konzept zu Nutzen machen und die Regeln zu ihren Gunsten missbrauchen könnten. „Hier sind die Trainer in der Pflicht sich fair zu verhalten und den Kindern das richtige Verhalten vorzuleben“, erklärt Schelhas und ist sich sicher, dass das Konzept mit der Zeit weiter an Zuspruch gewinnen wird.

Boris Neutzler (F3-Junioren des VfB Bodenheim): „Die Erfahrungen, die wir letztes Jahr in einer der Pilotligen gemacht haben, sind überaus positiv. Die Kinder haben bereits oder bekommen ein gutes Gefühl für das, was richtig und was falsch ist. Mit der Einführung der Fairplay-Ligen ist der absolut richtige Schritt gemacht worden“.

Patrick Singh (U9 des 1. FSV Mainz 05): „Wir haben mit unseren Partnervereinen bereits Turniere in diesem Modus gespielt und alles lief ohne Probleme ab. Die Kinder kriegen es selbstständig hin sich auf Entscheidungen zu einigen und entwickeln so auch den nötigen Respekt zu ihren Gegenspielern. Auch dem Spielfluss tut das schiedsrichterlose Spiel gut“.

Joachim Keppler (F-Junioren des FSV Nieder-Olm): „Sicher gibt es im Laufe der Saison auch immer wieder Spiele, bei denen es nicht reibungslos funktionieren wird. Aber das hängt nicht an den Kindern, sondern größtenteils am Verhalten der Eltern und letztendlich der Einstellung der Trainer.“

Marie-Luise Schelhas (Vorsitzende des Kreisjugendausschuss Mainz-Bingen), zu der Idee, das Konzept auch auf den E-Jugendbereich auszuweiten: „Natürlich ist es eine Überlegung wert das ganze erneut auszuweiten. Dafür ist es aber noch etwas zu früh. Zunächst muss sich die Fairplay-Liga weiter bewähren. Die neuen Regelungen müssen sich natürlich erst festigen und einspielen, bevor man überstürzt und über eine ähnliche Regelung im E-Juniorenbereich nachdenkt.“

Aufrufe: 04.7.2013, 07:00 Uhr
Martin ImruckAutor