2024-05-08T14:46:11.570Z

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Spaß am Fußball, darauf kommt es an: In der Fairplay-Liga organisieren die Spieler fast alles selbst.Fotos: imago/Schmidt, Lukas Weinberger
Spaß am Fußball, darauf kommt es an: In der Fairplay-Liga organisieren die Spieler fast alles selbst.Fotos: imago/Schmidt, Lukas Weinberger
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Fairplay-Liga: Ein Erfolg, der kein Ende finden soll

In Aachen ist Ralf Klohrs Idee einst getestet worden, mittlerweile ist sie bundesweit bekannt. Vom DFB ist der Initiator enttäuscht

Wie die Fairplay-Liga in den vergangenen zehn Jahren ein so großer Erfolg werden konnte, das zeigt sich am eindrucksvollsten, wenn man mit Ralf Klohr über sie spricht. Klohr, 55, ist so etwas wie der Erfinder der Fairplay-Liga, er hatte die Idee dazu, und sein Projekt, das im März 2007 im Fußballkreis Aachen begann, hat sich mittlerweile auf ganz Deutschland ausgeweitet. Klohr könnte die Erfolgsgeschichte seiner Fairplay-Liga erzählen, berichten, wie er und seine Mitstreiter das alles geschafft haben, er könnte schwärmen und loben, aber das will er ja gar nicht. So ist Klohr nicht, er sagt: „Es geht immer weiter, da ist noch viel mehr drin.“

Die Idee einer Fairplay-Liga kam Klohr Ende 2006, damals hatte er in unserer Zeitung einen Artikel über ein F-Jugend-Spiel gelesen, das abgebrochen werden musste, weil Zuschauer in Streit geraten waren. Er war schockiert. Und fasste einen Plan: Klohr, der damals ehrenamtlich als Jugendleiter beim SuS Herzogenrath arbeitete, war entschlossen, „den Kindern die Faszination des Fußballs zurückzugeben“, so sagt er das. Was für ihn bedeutet, den kleinen Fußballern möglichst viel Freiraum beim Spiel zu verschaffen.

Sprechen, sprechen, sprechen

Klohr entwickelte drei recht einfache Grundsätze, die Trainer-, die Schiedsrichter- und die Zuschauerregel, auf ihnen fußt die Fairplay-Liga. Die Zuschauer müssen 15 Meter Abstand zum Spielfeld halten, die Trainer stehen gemeinsam in einer Coaching Zone und greifen möglichst gar nicht ein, und einen Schiedsrichter braucht es gar nicht, weil die Kinder auf dem Platz alles selbst entscheiden. So einfach kann es sein.

Als im März 2007 die Fairplay-Liga in zwei Staffeln mit je sechs Mannschaften getestet wurde, konnte niemand ahnen, dass sie zehn Jahre später in ganz Deutschland bekannt ist, auch Klohr nicht. Aber so ist es nun einmal gekommen. In der F-Jugend ist überall ein Anfang gemacht, an vielen Orten spielen auch die E-Junioren schon nach den Grundsätzen der Fairplay-Liga. Eine große Erfolgsgeschichte.

Klohr hat dafür viele Gespräche führen, manchmal auch ein bisschen bitten und betteln müssen, aber am Ende hat sich der ganze Aufwand ja gelohnt. Und Klohr ist stolz darauf, dass sich seine Idee so entwickelt hat. „Sehr stolz sogar“, sagt er. „Es gibt auch keinen Tag, an dem ich nicht an die Fairplay-Liga denke.“ Und so ist auch die eine oder andere neue Idee entstanden. „Mein Plan ist, dass Teile der Fairplay-Liga auch in der D-Jugend übernommen werden“, sagt Klohr. Dort, wo vorrangig ganz junge Schiedsrichter Spiele leiten, sollen die Fußballer auch an Außenlinien entscheiden, wer Einwurf hat, ob es Ecke oder Abstoß gibt. „Das haben die Spieler ja in der F- und E-Jugend gelernt.“

Es hat immer wieder Eltern und Verantwortliche gegeben, die nicht glauben wollten, dass die kleinen Fußballer das Spiel alleine organisieren und sich an die Regeln halten können, die der Meinung waren, dass Trainer und Schiedsrichter eingreifen müssen. Klohr sagt: „Wenn ich den Kindern viel Freiraum beim Spielen gebe, helfe ich ihnen, sich weiterzuentwickeln.“ Der Leistungsgedanke müsse doch nicht schon bei den Kleinsten im Vordergrund stehen, es reiche aus, wenn das ab der C-Jugend der Fall sei, findet Klohr.

Damit, dass es immer Eltern und Trainer geben wird, die das anders sehen, die am Spielfeldrand lautstark Anweisungen geben, kann Klohr leben, er weiß ja, dass er mit seiner Idee nicht jeden Menschen verändern kann. Ein viel größeres Ärgernis ist für ihn der Deutsche Fußball-Bund (DFB).

Der DFB hat das Konzept der Fairplay-Liga in seine Jugendordnung und in den Masterplan aufgenommen; enttäuscht vom Verband ist Klohr dennoch. Weil der DFB über diese Aufnahme hinaus nichts getan hätte. „Die Hälfte aller Fußballer sind Kinder“, sagt er, „aber diese Masse wird vom Verband doch gar nicht wahrgenommen.“ Er kritisiert, dass es beim DFB keinen Verantwortlichen gibt, der sich ausschließlich mit Kinderfußball beschäftigt; niemand sei da, bei dem sich Funktionäre, Trainer oder Eltern melden können. Klohr sagt: „Der DFB interessiert sich doch nur für die Nationalmannschaft.“

Dabei sei es doch so einfach: „Wenn ich zu entscheiden hätte, würde ich mich mit den Nationalspielern zusammensetzen und sie davon überzeugen, einen kleinen Film zu drehen“, sagt er. Die Botschaft: ein Plädoyer für die Wichtigkeit des Kinderfußballs. Und wenn so etwas aus dem Mund von Manuel Neuer oder Jérôme Boateng käme, würde das auch ankommen, findet Klohr. Das sei es doch wert.

„So platt es auch klingen mag“, sagt er: „Die Kinder sind unsere Zukunft.“


„Es geht immer weiter, da ist noch viel mehr drin.“

- Ralf Klohr

Aufrufe: 022.3.2017, 11:31 Uhr
Lukas Weinberger | AZ/ANAutor