2024-05-10T08:19:16.237Z

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Foul oder nicht Foul? Diese Frage sollten auch die F-Junioren-Kicker des 1. FC Neunburg und des 1. FC Schwarzenfeld untereinander klären.  Foto: Ziereis
Foul oder nicht Foul? Diese Frage sollten auch die F-Junioren-Kicker des 1. FC Neunburg und des 1. FC Schwarzenfeld untereinander klären. Foto: Ziereis

Fair-Play-Liga spaltet die Meinungen

Während der Bayerische Fußball-Verband von einer gelungenen Einführung spricht, ist die Basis nicht mit allen Neuerungen einverstanden

Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) ist von der Einführung der Fair-Play-Liga überzeugt - die Vereine und die Eltern der Kinder sind es nur bedingt, wie am vergangenen Wochenende bei den Spielen des SC Kleinwinklarn gegen FT Eintracht Schwandorf sowie des 1. FC Neunburg gegen den 1. FC Schwarzenfeld zu erfahren war.

In Kleinwinklarn zieht Fußball-Abteilungsleiter Christian Franke ein positives Zwischenfazit. Die Trainer der beteiligten Mannschaften würden sehr gut harmonieren und die Kinder sich meist fair verhalten. Nach anfänglichen Bedenken ist Franke nun guter Dinge, dass sich die Fair-Play-Liga im F-Jugend-Bereich etablieren könnte.

Zu viel Einfluss aufs Spiel

Dieser Ansicht sind auch die Betreuer des FT Eintracht Schwandorf. Nach Meinung der Schwandorfer kommt es jedoch häufiger vor, dass die gegnerischen Betreuer zu viel Einfluss aufs Spiel nehmen würden, was eigentlich eingeschränkt werden sollte.

Ein Großteil der Zuschauer ist sich über Sinn oder Sinnlosigkeit der Neuerung einig. Die meisten Eltern und Fans sind der Meinung, dass die Kinder eine klare Linie brauchen, was das Regelwerk betrifft. Auch die bisherigen Spiele haben gezeigt, dass die Kinder bei einem Foulspiel auf eine Anweisung der Betreuer warten, ob das Spiel weiterlaufen oder mit einem Freistoß fortgesetzt werden soll.

Gedacht wäre nach BFV-Vorstellung jedoch eine Einigung zwischen den Spielern untereinander. Allerdings sei es die Ausnahme, dass ein Kind von sich aus zugibt, dass es Foul gespielt hat. Und wenn, dann nur, wenn eine Mannschaft klar führt; dies haben die bisherigen Partien auch gezeigt.

Im Gegensatz dazu wird es durch die Bank positiv gesehen, dass die Eltern nicht mehr so nah am Spielgeschehen teilnehmen, wie es vorher der Fall war. Die Fans dürfen sich während der Begegnung nur in ihrer abgeschirmten Fan-Zone aufhalten, wo keine Anweisungen gegeben werden sollen, Anfeuerungen aber natürlich erlaubt sind. Dies habe sich bewährt, denn dadurch werden die Spielerinnen und Spieler nicht mehr so durcheinander gebracht, da jeder Elternteil die Rolle des Trainers übernehmen wollte. Auch die Betreuer hatten mit der Einflussnahme der Zuschauer zu kämpfen, was sich zwischenzeitlich extrem gebessert habe.

In Kleinwinklarn gab es jedoch das Negativ-Beispiel zu sehen: Die abgegrenzte Zone für die Zuschauer wurde hier nicht wirklich eingehalten, was dem Spiel nicht gut getan hat. Vor allen Dingen die Zuschauer aus der großen Kreisstadt verteilten sich um das Spielfeld herum und gaben ihren Kindern lautstarke Tipps. Dadurch hatte auch der Fair-Play-Gedanke auf dem Spielfeld zu leiden, denn die Kicker des FT Eintracht Schwandorf sahen sich zumeist im Recht. Hier war man letztlich weit davon entfernt, dass die Kinder die Angelegenheit selbst untereinander klären.

Dies ist auch für Kleinwinklarns Trainer Franz Gleissner ein Grund, weshalb seiner Meinung nach ein Schiedsrichter aufs Spielfeld gehört. Ist ein Referee auf dem Platz, wissen die jungen Akteure, dass dessen Entscheidungen einzuhalten sind. Kinder würden Regeln dadurch lernen, wenn sie ihnen aufgezeigt werden und nicht, wenn sie es selbst ausmachen können. Ein Schiedsrichter auf dem Spielfeld schließe ja trotzdem den Fair-Play-Gedanken nicht aus.

,,Wichtig ist es, den Kindern das Fair Play vorzuleben, das heißt beispielsweise, dass man sich nach einem Foul beim Gegner entschuldigt. So etwas kann man dem Nachwuchs am besten vermitteln, wenn man direkt am Geschehen teilnimmt", so Gleissner.

Ähnliche Meinungen vertritt man auch in Neunburg. Problematisch werde es vor allen Dingen dann, wenn robustere und lautstarke Spieler am Werk sind, die ihre körperlich kleineren Gegner einschüchtern. An dieser Stelle wären zwar die beiden Trainer - ersatzweise ein Fair-Play-Leiter - gefordert, solche Spieler einzubremsen. Der Einfluss auf solche Kicker sei von außen jedoch nicht so stark möglich wie im Spielfeld.

Das Schwarzenfelder Betreuer-Team befürwortet die Einführung der Fair Play Liga allerdings. Dadurch stünden die Kinder mehr in der Verantwortung und müssen auch selbst mitdenken, wenn es darum geht, ob bzw. für wen es Einwurf gibt. Auch ein respektvoller Umgang untereinander werde dadurch gefördert.

Eine interessante Einschätzung vertritt Neunburgs Coach Christoph Steffens. Er findet die Grundidee dieser Einführung positiv. Jedoch stößt solch ein Vorhaben an seine Grenzen, wenn sich Gegner gegenüberstehen, die um den (inoffiziellen) Meistertitel kämpfen. Es wird zwar bei der Fair-Play-Liga kein offizieller Meister gekürt, nichtsdestotrotz haben die Kinder den Ansporn, am Ende der Runde auf Platz eins zu stehen. Würden aber die Ergebnisse und eine Tabelle vom BFV gar nicht erst veröffentlicht, verliefe auch ein ,,Spitzenspiel" ruhiger und mit weniger Adrenalin. Dann stehe wirklich der Spaß am Fußball und Freude an der Bewegung im Mittelpunkt und nicht der Wettbewerb.

Darüber hinaus empfindet es auch Steffens als sehr angenehm, dass die Zuschauer die Spiele aus einer ,,gesunden Distanz" verfolgen und durch fehlende Zurufe weniger Einfluss aufs Spielgeschehen nehmen.

Strittige Entscheidungen

Der Vater eines Neunburger Kickers, selbst schon lange im Verein und auch in der Jugend aktiv, hat zur Fair-Play-Liga eine klare Meinung. Es sei nicht umsetzbar, dass die Kinder strittige Entscheidungen unter sich klären, oftmals kennen sie die Regeln kaum. Seiner Meinung nach stehe das Lernen an oberster Stelle. Beispielsweise könne ein anwesender Schiedsrichter einen falschen Einwurf wiederholen lassen und dem Kind zeigen, wie dies richtig funktioniert. Außerdem sieht der Neunburger keinen Sinn darin, dass beide Mannschaften einen Fair-Play-Leiter bestimmen können. ,,Wird ein Fair-Play-Leiter eingesetzt, ist das doch letztendlich nichts anderes als ein Schiedsrichter, der lediglich nicht direkt am Spiel teilnimmt."

Es war auch im Spiel der Neunburger F-Junioren gegen den 1. FC Schwarzenfeld zu beobachten, dass die Begegnung nur dann mit einem Freistoß fortgesetzt wurde, wenn die Trainer dies vorgegeben haben - eine Einigung der Spieler untereinander erfolgte nicht.

Der BFV spricht insgesamt von einer gelungenen Einführung der Fair- Play-Liga, die sich bewährt habe und eine positive Resonanz finde. Die Meinungen und Einschätzungen der Basis spricht insgesamt jedoch eine andere Sprache. Die Entfernung der Zuschauer von der Seitenaus-Linie wird durchgehend als positiv gesehen, doch große Kritik löst der fehlende Schiedsrichter aus. Das Thema bleibt jedenfalls umstritten und heiß diskutiert.

Aufrufe: 012.11.2014, 10:37 Uhr
Tobias ZiereisAutor