Bosporus, das in der Vergangenheit immer wieder für Negativschlagzeilen sorgte, hatte bei Gül angefragt, ob er sich ein Engagement vorstellen könnte. Der ausgebildete Gewaltpräventologe sah sofort den Reiz in der Aufgabe: "Von Spielabbrüchen bis Gerichtsverhandlungen konnte man über Bosporus ja alles in der Zeitung lesen. Da wollte ich gerne eine Linie reinbringen."
Zuerst Bedingungen aufgestellt
"Abgesehen von der Disziplin sind beide Sportarten schon zwei verschiedene Paar Schuhe. Ich denke aber, dass ich eher eine Brücke zu den Spielern bauen kann als ein Trainer mit A-Schein", sagt Gül. Unter seinem Regiment gab es bislang in noch keinem einzigen Spiel auch nur ein Anzeichen von Gewalt, weder physisch noch verbal. "Ich habe direkt am Anfang meine Bedingungen aufgestellt, daran halten sich meine Jungs." Sportlich hat man sich nach schwachem Start mittlerweile stabilisiert und steht auf dem neunten Tabellenplatz der B-Liga Rheingau-Taunus. Für Gül ganz wichtig, um seine Trainerposition zu rechtfertigen: "Ich kann mich ja nicht hinstellen und sagen: 'Toll, wir spielen unter mir absolut fair', aber gleichzeitig gewinnen wir kein Spiel." Erfolgreich weiter gehen soll es nächsten Sonntag um 15 Uhr, wenn Bosporus den FSV Winkel II empfängt.
Keine Schuld am Spielabbruch
Auch diese Saison war Bosporus an einem Spielabbruch beteiligt. Am 13. Spieltag beendete der Schiedsrichter im Heimspiel gegen den TuS Huppert die Partie vorzeitig, nachdem Gäste-Anhänger den Unparteiischen offenbar massiv beschimpft und bedroht hatten. Sehr erfreut zeigt sich Gül, dass nach langer Zeit mal wieder nicht Bosporus für den Abbruch verantwortlich war. "So was wird es bei uns in Zukunft auch nicht mehr geben", ist er sich sicher.
Seine Jungs konnte Gül indes noch nicht in seine Kickboxschule locken. "Dafür sind sie alle Fußballer - durch und durch." Und vor allem faire Fußballer - durch und durch.