2024-05-10T08:19:16.237Z

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Auch bei Regen lächelt  Eugen Beck vom FC Freiburg-St. Georgen noch verschmitzt.   | Foto: Achim Keller
Auch bei Regen lächelt Eugen Beck vom FC Freiburg-St. Georgen noch verschmitzt. | Foto: Achim Keller

Eugen Beck: Mehr St. Georgen geht nicht

Im Portrait: Eugen Beck, Chef beim Landesliga-Aufsteiger FC Freiburg-St. Georgen

Sein dichter Lockenkopf wirkt wie ein Überbleibsel aus den Achtziger Jahren. Seine Arbeit beim FC Freiburg-St. Georgen ist dagegen ziemlich von heute. Eugen Beck hat dem Stadtteilverein als Vorsitzender und Trainer zu neuer Blüte verholfen. Die Kombination aus Vereinschef und Übungsleiter der ersten Mannschaft ist in der Fußballregion Freiburg einmalig. Doch wer den 50-Jährigen kennt, würde ihm nie einen Hang zur Geltungssucht per Ämteranhäufung unterstellen. Beck packt bei den St. Georgenern nur dort an, wo es notwendig ist. Und wo er seine Stärken sieht. Dem Verein gilt seine ganze Leidenschaft. Dank ihm hat sich der Klub zu einer verschworenen Gemeinschaft entwickelt, bei dem auch die sportliche Leistung stimmt.
Als Beck vor drei Spielzeiten nach einem zweijährigem Trainerintermezzo beim SC Freiburg-Tiengen zu seinem Heimatverein zurückkehrte, rümpften einige im Verein mit der Nase: Trainer und Vorsitzender - ist das nicht ein bisschen viel? Zeitweise betreute Beck auch noch die zweite Mannschaft. "Da hatte ich eigentlich nur freitags fußballfrei", sagt er. Es gab indes keine Alternative. Roland Geng war aus privaten Gründen als Vorsitzender zurückgetreten, Beck wollte seinen Klub nicht im Regen stehen lassen.

Trainer und Vorsitzender - einmalig im Raum Freiburg

Die Kritiker besänftigte der sportliche Erfolg. Gleich im ersten Jahr nach seiner Rückkehr stieg Beck von der Kreisliga A in die Bezirksliga auf. "Das war nicht zu erwarten gewesen", urteilt er heute. Die Mannschaft besaß noch nicht die aktuelle Spielstärke. "Doch jeder hat sich für den anderen reingehängt." Als Aufsteiger sicherten sich die St. Georgener danach gleich Platz drei. Und in der abgelaufenen Saison feierten sie ohne eine einzige Niederlage souverän den Bezirkliga-Titel.

Nach 19 Jahren ist der FC wieder in der Landesliga angekommen. Am Sonntag, 15 Uhr, steigt der Heimspielauftakt gegen die Sportfreunde Oberried - und das mit einem Kader, der fast ausschließlich mit einheimischen Kräften aus St. Georgen besetzt ist. Beck hat den Großteil der Spieler schon in der Jugend trainiert. Seine Zwillingssöhne Claudius und Daniel Spiegelhalter betreut er von der E-Jugend an. "Die Jahrgänge 1993 und 1994 sind unsere goldene Generation", sagt er. Der Verein hatte das Glück, in den zurückliegenden Jahren kaum studien- oder berufsbedingte Abgänge verkraften zu müssen. "Jetzt wollen wir versuchen, uns in der Landesliga festzusetzen", gibt Beck vor.

Seiner Arbeit wohnt kein langfristiger Masterplan inne. "Ich mach viel aus dem Bauch heraus", räumt Beck ein. Was nicht bedeutet, dass er sich zeitgemäßen Trainingsmethoden verschließt. Häufig ist er draußen beim Vorreiter SC Freiburg und blickt Christian Streich oder den Jugendtrainern über die Schulter. Beck will "immer gutes Training mit Ball anbieten".

St. Georgen ist seine Heimat und gleichsam sein fußballerisches Reservoir. Da haben es bereits Spieler aus anderen Freiburger Stadtteilen schwer. Nach dem Landesliga-Aufstieg sei er mit Anfragen von Studenten regelrecht überschwemmt worden, sagt Beck, der als Selbständiger eine Glaserei betreibt. Nach dem Probetraining hat er aber keinen übernommen. "Sie waren nicht schlecht, aber auch nicht besser als meine Spieler", sagt er. Also gibt er Eigengewächsen den Vorzug.

Er weiß, warum. Das rege Vereinsleben ist die Triebfeder des St. Georgener Erfolgs. Im Frühsommer feierten beim Traktorumzug neben der ersten Mannschaft auch die Zweite und die Frauen gemeinsam ihre Meistertitel. "Wir können kicken", sagt Beck, "und wir identifizieren uns mit dem Verein". So packt auch beim Weinfest jeder mit an.

Mit dem zweiten Vorsitzenden Bernhard Strecker, Schatzmeister Andreas Schlingemann sowie den für Werbung zuständigen Tobias Rauber und Andreas Bechtold hat sich ein Vorstandsteam gebildet, das Beck viel Arbeit abnimmt. Wenn es jedoch darum geht, den richtigen Song für die Spielervorstellung oder eine Ehrung rauszusuchen, läuft der Ohrwurm des Chefs: "Feel the heat of the night" von Masterboy hat es so zum musikalischen Klassiker bei Weihnachtsfeiern oder ähnlichen Festivitäten gebracht. Fühl\' die Hitze der Nacht - da wird nicht nur Beck warm ums Herz.
Aufrufe: 016.8.2013, 00:00 Uhr
Matthias Kaufhold (BZ)Autor