2024-05-10T08:19:16.237Z

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Will im neuen Jahr wieder angreifen: Weiches Kapitän Marc Böhnke. Foto: Dewanger
Will im neuen Jahr wieder angreifen: Weiches Kapitän Marc Böhnke. Foto: Dewanger
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ETSV Weiche Flensburg: Der Kapitän kann's kaum erwarten

In der Hinrunde konnte er nicht eine Minute spielen – aber im neuen Jahr will Marc Böhnke, Kapitän der Fußballer des ETSV Weiche, wieder angreifen.

Es tut weh. Die Schmerzen in den Adduktoren könnte Marc Böhnke sicherlich aushalten. Aber nicht mitmachen zu können, wenn die Teamgefährten in der Regionalliga um Punkte kämpfen – das ist hart für den 32-jährigen Kapitän des ETSV Weiche Flensburg. Am Sonntag, wenn der SV Meppen ins Manfred-Werner-Stadion kommt, wird er wie gewohnt das Aufwärmprogramm vor dem Spiel anleiten und dann seinen Platz auf der Bank einnehmen. Mitfiebern statt mitspielen.

Kaum zu glauben: Am 28. Mai, als der ETSV das Pokalfinale gegen den VfB Lübeck auf der Lohmühle 1:2 verlor, war er zum letzten Mal für die Flensburger am Ball. „Ich hatte schon vorher Schmerzen, musste im April schon aussetzen. Aber dann habe ich auf die Zähne gebissen, Schmerztabletten genommen. Ich wollte doch unbedingt spielen“, sagt Böhnke, der zu den „Urgesteinen“ in Weiches Team zählt.

Seit 2009 trägt er das weinrote Trikot. Eine hartnäckige Schambein-Entzündung hat den Kapitän, von den Fans liebevoll „Maschine“ genannt, ausgebremst. Diese Verletzung kostete unter anderem Nationalspieler Marco Reus die Teilnahme an der Europameisterschaft im Sommer. „Geradeaus laufen kann ich, aber sobald ich nach links oder rechts abbiege, spüre ich die Adduktoren“, erklärt Böhnke.

Verantwortlich für die Entzündung ist ein Beckenschiefstand. Abhilfe schaffen soll die Behandlung bei einem Neumünsteraner Osteopathen. „Für Außenstehende ist so eine Diagnose schwer zu begreifen. Aber es wird sukzessive besser“, sagt Weiches Kapitän hoffnungsvoll.

Wann kommst Du wieder? Wie geht’s Dir? Böhnke hat die Fragen von Mitspielern, Fans und Sponsoren immer wieder geduldig beantwortet. „Ich hoffe, im Dezember wieder ganz gesund zu sein und im Januar mit der Mannschaft gemeinsam trainieren zu können“, so der 32-Jährige. Er brennt auf sein Comeback. „Ich strotze nur so vor Motivation“, sagt der Mittelfeld- und Abwehrspieler.

Das bekommen die Mitspieler auch zu spüren, meist beim Montags-Training, wenn Auslaufen ansteht und Böhnke vorneweg läuft: „Da kommt schon mal ein Spruch: ’Mach’ mal halblang Marc, wir haben schließlich gestern erst gespielt’.“

Der Kontakt zur Mannschaft und zum Umfeld ist wichtig für ihn. Bei 17 von 18 Spielen war er dabei, fehlte nur beim Auswärtsspiel in Hannover (am späten Freitagnachmittag) aus beruflichen Gründen. Motivationsprobleme? Jammern über mieses Wetter beim Training? Nicht mit Böhnke.

„Ich kann doch nicht einfach aufhören, schon gar nicht mit einer Niederlage. Ich spiele seit meinem fünften Lebensjahr Fußball“, sagt Weiches Motivator und Kämpfer. So lange wie jetzt war er noch nie außer Gefecht gesetzt, schwerere Verletzungen ist der Kapitän nicht gewohnt. „Von der Fitness her nicht – aber vom Grad der Motivation her könnte der Trainer mich auch aufstellen“, schmunzelt der Fußballer und fügt an: „Ich kann’s kaum erwarten.“

Am Anfang war nur Fahrradfahren möglich, während die Kollegen Torschüsse und Taktisches übten. „Das hat schon an mir genagt. Im September war ich psychisch am Tiefpunkt, habe alles in Frage gestellt“, so Böhnke rückblickend. Aber Aufgeben ist seine Sache nicht. In der vergangenen Woche war der heiß ersehnte Moment gekommen: Er absolvierte das komplette Training mit dem Team und machte sogar 20 Minuten lang das abschließende Spiel mit. „Das war schon geil“, sagt er – und die Augen leuchten.

Doch es gab prompt einen Rückschlag, die Adduktoren schmerzten wieder: „Das ist nicht spurlos an mir vorbeigegangen, ich muss erstmal wieder kürzertreten.“ Nur nichts riskieren, das heiß ersehnte Comeback nicht gefährden. In der Halle wird der Kapitän auf keinen Fall spielen. „Aber wir haben ja genug junge Leute“, so der 32-Jährige. Lust hätte er schon gehabt, schließlich ist sein Team Titelverteidiger beim Masters in Kiel.

Am Sonntag, wenn Herbstmeister Meppen ins Manfred-Werner-Stadion kommt, läuft’s wie immer für Marc Böhnke: Erst Aufwärmprogramm, dann auf die Bank. 90 Minuten Anspannung, den Jungs die Daumen drücken, mit ihnen jubeln oder sich ärgern. Und warten, dass die Schmerzen vergehen. Die in den Adduktoren. Und die anderen.
Aufrufe: 01.12.2016, 12:00 Uhr
SHZ / Ulrich SchröderAutor