2024-05-10T08:19:16.237Z

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Dieses Foto vom Eingang zum Sportplatz Patternhof könnte bald historischen Charakter haben: Der FV Eschweiler und ESG Fußball planen eine Fusion. Die Sportstätte an der Bergrather Straße könnte dann aufgegeben werden. Foto: Patrick Nowicki
Dieses Foto vom Eingang zum Sportplatz Patternhof könnte bald historischen Charakter haben: Der FV Eschweiler und ESG Fußball planen eine Fusion. Die Sportstätte an der Bergrather Straße könnte dann aufgegeben werden. Foto: Patrick Nowicki
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Neue Häuser statt Fußball auf dem altehrwürdigen Patternhof

FV Eschweiler und Eschweiler SG planen Fusion. Aus dem Sportplatz an der Realschule soll ein Wohngebiet werden . Erste Beschlüsse in einer Woche.

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Was seit Monaten gemunkelt wird, ist nun offiziell: Die Vorstände des FV Eschweiler und der Eschweiler Sportgemeinschaft (ESG) verhandeln über eine Fusion. Auf den gemeinsamen Spielort soll man sich schon geeinigt haben. Der fusionierte Club soll am Wetterschacht auf Punkte- und Torejagd gehen. Der Sportplatz Patternhof hätte damit mittelfristig ausgedient.

2,3 Hektar groß

Die Stadtverwaltung plant jetzt schon die Zukunft des Areals an der Bergrather Straße. Die 2,3 Hektar große Fläche soll als Baugebiet ausgewiesen werden. Allerdings beraten die Kommunalpolitiker zunächst nur die Änderung des Flächennutzungsplans. Sie ist Grundlage, die konkrete Planung zu beginnen. „Es ist nicht so, dass in den nächsten zwei Jahren die Bagger anrollen“, betont Bürgermeister Rudi Bertram. Er steht in engem Kontakt zu den Vereinen.

Deren Verantwortliche wollen sich derzeit nicht zum Stand der Dinge äußern. Nach Informationen unserer Zeitung ruhen die Gespräche derzeit, weil noch juristische Fragen zu klären sind. Der FV Eschweiler hat eine für Mitte April anberaumte Mitgliederversammlung abgesagt. Darin wollte sich der Vorstand das Votum der Mitglieder holen, in die finalen Gespräche mit den ESG-Verantwortlichen zu treten. Sind sämtliche Unklarheiten beseitigt, will man die Gespräche zügig wieder aufnehmen.

Für die Eschweiler Sportgemeinschaft wäre dies nicht die erste Fusion. Im Jahr 1906 als FC Hohenzollern gegründet, folgte später die Umbenennung in Eschweiler Ballspielverein 06. Im Jahr 1939 erfolgte dann der Zusammenschluss des Eschweiler Ballspielvereins 06 und der Sportgemeinschaft Grün-Weiß Eschweiler zur Eschweiler Sportgemeinschaft 1906. Sportlich war die Fußballabteilung über viele Jahrzehnte hinweg das Aushängeschild der Stadt. Unter anderem trug Nationalspieler Michael „Michel“ Pfeiffer, später Kicker und Trainer bei Alemannia Aachen, das Trikot der ESG. Steuerschulden und nachzuzahlende Sozialversicherungsbeiträge zwangen die ESG im Jahr 2001, die 1. Fußballmannschaft aus der Verbandsliga zurückzuziehen, der Großverein ESG wurde aufgelöst. Die einzelnen Abteilungen gründeten eigene Vereine, die heute noch den Namen ESG tragen. Seitdem dümpelt der Fußballtraditionsverein in der Kreisliga dahin.

Aktuell entsteht ein Sportstättenkonzept für Eschweiler. Darin wird auch die Situation der Eschweiler Fußballvereine beleuchtet. Sowohl die ESG als auch der FV Eschweiler leiden wie andere Vereine auch nicht nur an fehlenden Nachwuchskickern, sondern finden auch immer schwerer Ehrenamtler, die die Vereinsarbeit unentgeltlich unterstützen.

Keine „große“ Lösung

Bürgermeister Rudi Bertram, der selbst das Trikot der ESG trug, beobachtet diese Entwicklung seit Jahren. Im Gegensatz zu anderen Städten hält man in der Eschweiler Stadtverwaltung die Füße still: „Wir werden keinen Verein zu einer Fusion zwingen.“

Die „große“ Lösung in Eschweiler-Ost wird aktuell nicht diskutiert. Es bestehen Überlegungen, auch die Fußballer von Fortuna Weisweiler in eine Fusion mit der ESG und dem FV Eschweiler einzubinden. Für die Stadt wäre dies ein attraktiver Weg, könnte sie doch nicht nur die Grundstücke am Patternhof, sondern auch das Areal des Hubert-Bündgens-Stadions verkaufen. Die Betreiberin des unmittelbar benachbarten Reithofs hat bereits vor Jahren Interesse bekundet. Dies ist derzeit jedoch kein Thema. Unklar ist auch, ob die Stadt als Anreiz für eine Fusion einen Kunstrasenplatz am Wetterschacht errichtet. „Da besteht keine Zwangsläufigkeit“, macht Bürgermeister Bertram klar. Man wolle sich vielmehr die Entwicklung des fusionierten Vereins anschauen und dann entscheiden, in welcher Weise es sich lohnt, in die Sportanlage zu investieren. Der Bau des Kunstrasenplatzes in Hastenrath kostete die Stadt 434 046 Euro – allerdings trug auch der Fusionsverein SC Berger Preuß mit viel Eigenleistung zum Gelingen des Projekts bei. Am Wetterschacht bestehen derzeit zwei Rasenplätze.

Schüler pendeln mit dem Bus

Im Rathaus hat man sich auch schon Gedanken gemacht, wie man den Sportunterricht an der Realschule aufrechterhalten will, wenn der benachbarte Sportplatz Patternhof abgerissen wird. „Die Schüler werden dann mit dem Bus zum Beispiel nach Dürwiß oder zu einer anderen Sportstätte gebracht“, sagt der Verwaltungschef. Auch der Sportplatz in Eschweiler-Ost kann für Schulsport genutzt werden. Sollte die ESG zum Wetterschacht umziehen, könnte die Stadt eine weitere Fläche eines ehemaligen Sportplatzes vermarkten. Für die Flächen des Sportplatzes Nothberg und des Indestadions werden die Pläne inzwischen konkret. Noch in diesem Jahr werden erste Zeichnungen vorgestellt, mit den ersten Baumaßnahmen soll im kommenden Jahr begonnen werden. Am Patternhof ist laut Verwaltungsvorlage ein „attraktives, innenstadtnahes Wohngebiet“ vorgesehen. Mit einem positiven Beschluss im Planungs-, Bau- und Umweltausschuss am Donnerstag, 22. Juni, werden die ersten Weichen für die Zukunft des Sportplatzes Patternhof gestellt. Im Regionalplan ist das Areal als „Allgemeiner Siedlungsbereich“ ausgewiesen.

„Wir werden keinen Verein zu einer Fusion zwingen.“

Rudi Bertram,

Eschweiler Bürgermeister

Aufrufe: 015.6.2017, 12:00 Uhr
Patrick Nowicki | AZ/ANAutor