2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
Pure Freude: Henrik Müller nach seinem Traumtor zur 1:0-Führung seiner Fehrbelliner gegen Nackel.  ©MZV/Gunnar Reblin
Pure Freude: Henrik Müller nach seinem Traumtor zur 1:0-Führung seiner Fehrbelliner gegen Nackel. ©MZV/Gunnar Reblin

Es müllert in Fehrbellin

Kreisfußball im Fokus: Henrik Müller Müller wird gegen Nackel zum Traumvollstrecker. Auch in Alt Ruppin läuft es wie am Schnürchen.

Fünfter Sieg in Serie, bei der Alt Ruppiner Eintracht läuft es derzeit wie geschmiert. Mit der Systemumstellung nach dem verkorksten Saisonstart fand Trainer Torsten Willecke den richtigen, weil erfolgreichen Schlüssel. Und mit der Versetzung von Flügelflitzer Alex Wolff ins Zentrum ebenso.

Dass der 25-Jährige durchaus ein feines Füßchen hat, ist bekannt, sonst würde Alex Wolff nicht über Brandenburgliga-Erfahrung verfügen. Jedoch war der kleine Dribbler bisher eben stets auf dem Flügel zu Hause. Dass Wolff nun mehr und mehr zum Spielgestalter wird, statt selbst auf die Zuspiele aus dem Zentrum zu warten, zeigte er am Sonntag im Spiel bei Blau-Weiß Walsleben.

In der 18. Minute sorgte Wolff dafür, dass sich Teamkollege Andy Horn nach seiner vergebenen Großchance (9.) nicht zu lange ärgern musste. Denn mit einem gewieften Zuspiel in die Gasse spielte er Flügelmann Horn, der sich geschickt im Zentrum anbot, frei. Horn schlenzte das Leder humorlos über den herausstürmenden Heimkeeper Hannes Lange hinweg zur 1:0-Gästeführung ins Netz. Einen großen Anteil am Erfolgserlebnis hatte auch Zuspieler Wolff, der auch "Glück" hatte, wie er zugab. "Ich hatte gesehen, wie Andy durchgestartet war und habe gehofft, dass der Ball den Weg durch die Gasse auch findet." Denn da standen drei Gegner mehr oder weniger abfangbereit zwischen Absender und Empfänger. "Hat geklappt, gut für uns", so der Torvorbereiter, der die Führung nach starken Anfangsminuten als "absolut verdient" einstufte. Nicht nur in dieser Szene zeigte sich die Walslebener Defensive an diesem Tag nicht sattelfest. Mit Manuel Engel und Christoph Hohenwald fehlten auch zwei wichtige Säulen und Stabilisatoren. Dass wurde auch wenig später beim Treffer zum 0:2 deutlich, als die Hausherren das Leder nach einem hereingechipten Freistoß nicht aus der Gefahrenzone bekamen. Nutznießer war Thomas Nowitzki, der aus Nahdistanz die Kugel über die Torlinie stocherte (44.).

"Allerdings", so betont Alex Wolff, "haben wir danach das Fußballspielen eingestellt und im zweiten Durchgang nicht mehr das gezeigt, was uns im ersten Abschnitt ausgezeichnet hat." Nämlich Kompaktheit und Laufbereitschaft. Zwei Großchancen ließen die Hausherren aus. Einmal reagierte Eintracht-Keeper Denny Fischer glänzend. Und er hielt am Ende auch zu null - zum dritten Mal in der Saison.

Und genau diese defensive Stabilität ist auch der Grund für den Alt Ruppiner Höhenflug. Alex Wolff bestätigt das: "Wir haben nach dem zweiten Spieltag von einer Viererkette wieder auf Libero umgestellt, weil wir zuvor zu viele Gegentore bekommen haben." Jetzt im 3-2-3-1-System schaffen es die Alt Ruppiner besser, die Räume zu schließen, um dann, bei Ballgewinn, die offensive Dreierreihe mit Alex Wolff auf der Spielmacher-Position sowie Dominik Dargelis und Andy Horn auf den Flügeln ins Szene zu setzen.

Alex Wolff fühlt sich nach Jahren auf der Außenbahn im Zentrum jedenfalls pudelwohl. "Ich habe mehr Ballkontakte, kann mehr Einfluss aufs Spiel nehmen." Er ist gerne der Vorbereiter, so wie am Sonntag. Denn: "Ich selbst, war ja noch nie der eiskalte Vollstrecker."

Einen Vollstrecker suchten die Gastgeber vom SV 90 Fehrbellin im Heimspiel gegen Schlusslicht Nackel auch lange Zeit. Dann erinnerte sic, der zuletzt meist auf der Sechs agierte, wieder an seine Zeiten als Stürmer. Und wie. Mit einem Traumtor (55.) brachte er die 90er auf Kurs "Pflichtsieg", wie Trainer Ronald Schubert den Erfolg einordnete. "Zuhause musst du gegen so einen Gegner auf jeden Fall gewinnen. Der Dreier war wichtig für uns." Vor allem wichtig fürs zuletzt arg geschrumpfte Selbstvertrauen. Davon war bei Henrik Müller jedenfalls nichts zu spüren, wo wir wieder beim Kunstschützen wären. Ballannahme kurz vor dem Strafraum. Volles Risiko beim Abschluss mit dem rechten Fuß. Einschlag im Winkel. Und Schubert ist sich sicher: "Den wollte er genau da oben im Eck hinhaben. Er haut öfter mal so einen Kracher raus." Nur weil Christian Krahl angeschlagen zunächst auf der Bank Platz nahm, beorderte der 90er-Coach seinen Müller wieder in den Sturm.

Dass die Fehrbelliner in der vierminütigen Nachspielzeit noch einmal um den so wichtigen Heimerfolg zittern mussten, lag am fragwürdigen Elfmeter, den Schiri Olaf Bachmann (Maulwürfe) in der 90. Minute gab. Schubert schlug die Hände vor dem Gesicht zusammen. Er sah eher ein Foul an seinem Schützlinge Simon Göbel, der seinen Körper im Zweikampf reingestellt hatte und von einen Tritt von einem Nackeler abbekam. Schubert verschweigt aber auch nicht, dass sein Team nach dem 2:0 (71.) ein drittes oder gar viertes Tor hätte "nachlegen müssen. Aber wir bekommen die Dinger derzeit nicht rein." Gut, wenn dann ein Müller seinen Torinstinkt wiederfindet.

Ihren Torinstinkt fanden die Kicker des SV Protzen zwar spät, aber eben nicht zu später wieder. Im Heimspiel gegen die Reserve FK Hansa Wittstock lagen sie zur Pause 0:2 zurück. Zwei, drei Großchancen wurden im ersten Durchgang liegengelassen. Allen voran Dirk Paschke-Wohlers hatte einfach kein Schussglück. Mal versprang ihm die Kugel in aussichtsreicher Situation, mal entschärfte Gäste-Torwart Thomas Radke mit Bravour seine Schüsse.

Hansa II, das die bessere Spielanlage zeigte, sah sich nach der 2:0-Pausenführung auf gutem Weg, den Auswärtsdreier einzufahren. Doch Protzens Trainer Christoph Roehr schien in der Kabine die richtigen Worte gefunden zu haben. Patrick Kohls und Lucas Eichhorst glichen per Doppelschlag (65., 68.) zum 2:2 aus, ehe der immens rackernde Enrico Bader, der früh die Kapitänsbinde vom verletzt ausgeschiedenen Xaver Rehfeldt übernahm, mit seinem Siegtor kurz vor Schluss eine Protzner Jubeltraube auslöste.

Aufrufe: 025.10.2016, 07:36 Uhr
MOZ.de / Gunnar ReblinAutor