2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Sportdirektor Jörg Jakobs ist zufrieden mit der Entwicklung des FC Köln. Die Saisonvorbereitung läuft nach Plan. TV-Foto: Archiv/Marek Fritzen
Sportdirektor Jörg Jakobs ist zufrieden mit der Entwicklung des FC Köln. Die Saisonvorbereitung läuft nach Plan. TV-Foto: Archiv/Marek Fritzen

"Es läuft alles nach Plan"

Der "Effzeh" und die Bundesliga: Interview mit Jörg Jakobs aus Trier

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Sportdirektor Jörg Jakobs aus Trier ist einer der starken Männer beim Aufsteiger 1. FC Köln. Mit unserem Redaktionsmitglied Marek Fritzen sprach er über die neuen Aufgaben und die kommende Bundesligasaison.
Köln. Herr Jakobs, Sie haben mit Athletiktrainer Yann-Benjamin Kugel (der 34-Jährige ist gleichzeitig Athletiktrainer der Fußball-Nationalmannschaft und des 1. FC Köln, Anm. d. Redaktion) einen frisch gebackenen Weltmeister in Ihren Reihen. Ist das ein gutes Omen für die kommende Saison?

Jörg Jakobs: Ob das ein gutes Omen ist, weiß ich nicht, aber auf jeden Fall ist es gut zu wissen, dass wir mit ihm einen qualifizierten Mitarbeiter dabei haben, der solche Erfolge vorzuweisen hat. Wir haben uns sehr mit ihm gefreut.

Nach dem Ende der vergangenen Saison und dem Aufstieg in die 1. Bundesliga sagten sie, eine stressige Zeit liege hinter Ihnen und sie seien erst mal in ein kleines Loch gefallen. Wie stressig ist die aktuelle Saisonvorbereitung?
Jakobs: Och, es geht. Das schöne ist, dass ich meinen Urlaub noch vor mir habe. Und das Loch war wirklich sehr klein damals. Das waren nur die Tage nach dem entscheidenden Spiel gegen den VfL Bochum. Seitdem habe ich zwar mehr oder weniger durchgearbeitet, doch ich fühle mich gut. Trotzdem freue ich mich jetzt sehr auf meinen Urlaub, den ich in den beiden Wochen vor dem Spiel im DFB-Pokal gegen den FT Braunschweig nehmen werde.

Wie läuft denn die Saisonvorbereitung?
Jakobs: Wir sind sehr zufrieden. Wir hatten den Kader inklusive der Neuverpflichtungen sehr frühzeitig hier in Köln vor Ort, nur Yuya Osako kam als WM-Teilnehmer später dazu. Schade ist, dass sich Kazuki Nagasawa im ersten Trainingslager einen Innenbandriss zugezogen hat. Aber unterm Strich läuft alles nach Plan.

Sie haben die Neuzugänge bereits angesprochen: Schauen wir zunächst mal auf die Abwehr, das Prunkstück der Aufstiegssaison mit dem Innenverteidiger-Duo Dominic Maroh/Kevin Wimmer. Jetzt kommen mit Tomas Kalas und Mergim Mavraj zwei neue Innenverteidiger dazu. Wird das Aufstiegsduo gesprengt?
Jakobs: Das hängt natürlich davon ab, wie sich Wimmer und Maroh in der Saisonvorbereitung präsentieren und es hängt von der Qualität der beiden neuen ab. Wenn Kalas und Mavraj einen besseren Eindruck machen, werden die spielen, wenn nicht, bleibt das vorhandene Duo bestehen. Momentan ist das aber noch völlig offen, wer in welcher Konstellation spielen wird.

Tomas Kalas kommt vom FC Chelsea für ein Jahr an den Rhein. Solch ein Wechsel kommt nicht alle Tage vor. Wie kam diese namhafte Ausleihe zu Stande?
Jakobs: Wir haben mitbekommen, dass Chelsea den Spieler an einen Erstligisten ausleihen will und waren dann wohl die schnellsten und diejenigen, die am eindeutigsten aufgezeigt haben. Wir wussten, dass der Spieler eine enorm hohe Qualität hat.

Was zeichnet den 21-jährigen Tschechen aus?
Jakobs: Er hat viel Tempo in seinem Spiel und ist sehr beweglich für einen Innenverteidiger. Obwohl er mit 1,84 Meter nicht so groß ist, hat er ein gutes Kopfballspiel. Dazu kommt, dass er trotz seines jungen Alters einen sehr reifen Eindruck macht. Er ist früh zu Chelsea gewechselt. Wurde dann zu Vitesse Arnheim ausgeliehen und hat dort zwei überragende Jahre gehabt, in denen er sogar als 20-Jähriger zum Kapitän wurde. Tomas ist ein Spieler, der im Normalfall noch eine große Karriere vor sich hat.

Wie klappt’s mit der Verständigung auf dem Platz?
Jakobs: Vieles läuft noch auf Englisch. Wobei man sagen muss, dass fast alle unsere Neuzugänge Deutsch verstehen, bis auf Osako. Tomas Kalas und Pavel Olkovski verstehen Deutsch, Dusan Svento spricht fließend Deutsch.

Werfen wir mal einen Blick auf die Offensivabteilung: Simon Zoller, Patrick Helmes, Tony Ujah, Bard Finne, Yuya Osako und Thomas Bröker. Diese Sturmreihe kann sich sehen lassen. Aber ist da vielleicht auch Konfliktpotential gegeben, wenn es um die Plätze in der ersten Elf geht?
Jakobs: Klar, aber da liegt es am Trainerstab, damit umzugehen. Das wird sicherlich ein richtig enger Konkurrenzkampf, aber das war auch so gewollt. Denn die Qualität des Sturms wird am Ende über den Verbleib in der Liga mitentscheiden.

Auf welchen Neuzugang sind Sie persönlich am meisten gespannt?
Jakobs: Wir haben keinen Königstransfer getätigt, sondern wir gehen davon aus, dass jeder Spieler den Kader besser machen wird und gute Chancen hat, in die Stammelf zu rutschen. Es wird spannend sein zu sehen, wer von den neuen Spielern sich am Ende tatsächlich durchsetzt.

Der Etat liegt für die kommende Saison bei rund 25 Millionen Euro. Was ist damit möglich?
Jakobs: Platz 15 oder besser, das ist unsere absolute Überzeugung.

Von außen betrachtet, scheint sich der FC derzeit in extrem ruhigen Fahrwassern zu bewegen. Dieses Bild wird auch durch Ihre vor kurzem vollzogene Vertragsverlängerung bis 2018 bestätigt. Für die nächsten vier Jahre arbeiten Sie nun als Sportdirektor für den 1. FC Köln. Wie kam es zu der Entscheidung?
Jakobs: Geschäftsführung und Präsidium sind mit dem Angebot auf mich zugekommen. Wir haben uns dann darüber unterhalten und irgendwann konnte ich dann nicht mehr zurück (lacht).

Dass es im Fall des Misserfolgs in Köln auch schnell mal ungemütlich werden kann, hat Sie nicht von Ihrer Entscheidung abbringen können?
Jakobs: Nein, nein. Alle handelnden Personen, von der Geschäftsführung bis zum Trainerstab, stehen jetzt erst mal bis 2017 unter Vertrag (auch Trainer Peter Stöger hat seinen Vertrag im Juli bis 2017 verlängert/Anm. d. Redaktion). Das ist ein Ausdruck dafür, dass wir beim FC kontinuierlich arbeiten wollen.

Hat sich Ihr Aufgabenfeld in Ihrer neuen Funktion als Sportdirektor vergrößert?
Jakobs: Schon, ja. Über Kaderplanung und Lizenz Abteilung hinaus bin ich nun auch für den Nachwuchsbereich zuständig und mitverantwortlich für sämtliche übergeordnete sportliche Entscheidungen und Strategien im Club.

Schauen wir mal auf den Saisonbeginn: In den ersten Spielen geht es unter anderem gegen den HSV, Mönchengladbach, den BVB und die Bayern. Ist das ein Vor- oder Nachteil so früh gegen diese Teams zu spielen?
Jakobs: Ich halte nichts davon, irgendwelche Theorien aufzustellen, dass es für uns zum Beispiel besser ist, früh gegen den FC Bayern zu spielen, da sie vielleicht durch die WM noch nicht bei 100 Prozent sind. Oder, dass es besser ist später gegen einen Aufsteiger zu spielen, weil die dann die Euphorie verloren haben. Von daher sehe ich unser Anfangsprogramm weder als Vor- noch als Nachteil. Aber für unsere Fans sind diese vier Heimspiele als Auftakt schon ein Knaller.

Wer sind denn die härtesten Konkurrenten im Abstiegskampf?
Jakobs: Sicherlich der weitere Aufsteiger SC Paderborn und dann denke ich, dass es mal wieder mindestens eine Mannschaft treffen wird, die noch nicht damit rechnet, gegen den Abstieg spielen zu müssen.

Glauben Sie, dass auch der HSV wieder gegen den Abstieg kämpfen muss?
Jakobs: Schwer zu sagen. Wenn sie aus der letzten Saison gelernt haben, dann wahrscheinlich nicht. Aber ich weiß nicht, welche Schlüsse sie daraus gezogen haben.

Letzte Frage: Wer wird Deutscher Meister?
Jakobs: Der Kreis der Kandidaten ist sehr klein. Die Zeit der Überraschungen ist vorbei. Am Ende kommen maximal vier bis fünf Teams in Frage: Bayern, Dortmund, Schalke, Leverkusen und vielleicht Wolfsburg.


ZUR PERSON
Jörg Jakobs wurde am 20. September 1970 in Trier geboren. Nach dem Abitur studierte er Sportwissenschaften an der Deutschen Sporthochschule in Köln. Nach seinen Stationen als Co-Trainer und Chefscout bei Alemannia Aachen und Hannover 96 landete der Wahlkölner 2012 schließlich als sportlicher Leiter beim 1. FC Köln. Er ist zuständig für die Kaderplanung des Domstadtclubs. Dort wurde der Vertrag des Sportdirektors nach dem Aufstieg bis 2017 verlängert.


Aufrufe: 030.7.2014, 10:00 Uhr
volksfreund.de/Marek FritzenAutor