Bonner SC - TSG Sprockhövel 0:2 (0:1)
Irgendwie war der TSG-Coach zu verstehen, denn es war tatsächlich der erste Dreier der Gäste überhaupt in Deutschlands vierthöchster Fußballliga. Für eine feuchtfröhliche Rückfahrt nach Sprockhövel sorgten mit ihren Toren Finn Heiserholt (42.) und Maximilian Claus (72.). Bislang langte es für das Tabellenschlusslicht nur zu vier Unentschieden.
Auch beim Verlierer gab es Premieren. Erstmals musste sich der BSC Pfiffe der eigenen Fans anhören. Erstmals in dieser Saison blieben die Bonner ohne eigenes Tor. Und erstmals in dieser Spielzeit gelang demnach auch Lucas Musculus, dem zwölffachen Torschützen im Trikot des BSC, kein Treffer.
„Uns hat jegliche Durchschlagskraft gefehlt“, meinte der einsichtige Verlierer Daniel Zillken. „Wir haben während der gesamten 90 Minuten keine einzige Torchance herausgespielt. Wenn es gefährlich wurde, lag es an den Fehlern des Gegners“, sagte der BSC-Trainer, der auch sonst nicht viel Gutes zu berichten hatte. „Ob Einsatz, Wille oder Zweikampfverhalten – wir haben alles vermissen lassen. Sprockhövel hat uns mit einfachen Mitteln geschlagen.“
Dabei sollte der Kick gegen das Schlusslicht nach den beiden Niederlagen gegen Wattenscheid (2:3) und Oberhausen (1:5) die Wende zum Besseren markieren. Immerhin muss der BSC demnächst zweimal auswärts ran – in Wiedenbrück und beim Spitzenreiter Borussia Mönchengladbach II. „Wir müssen zunächst einmal hinten sicher stehen“, hatte Zillken vor der Partie gefordert. Seine Spieler taten ihm diesen Gefallen allerdings nicht. Nachdem Abwehrchef Andreas Dick verletzt zum Zuschauen verdammt war, kehrte Joran Sobiech nach verbüßter Rotsperre neben Kapitän Ricardo Retterath in die Bonner Innenverteidigung zurück. Auch das war eine Premiere. Denn bislang hatte dieses Duo noch nie zusammengespielt. „Das war nicht gut“, urteilte Zillken später über den Auftritt der beiden, denen zu viele Fehler unterliefen.
Insgesamt wirkte die Deckung der Gastgeber nervös. In der vierten Minute allerdings verrichtete Retterath seinen Job noch ohne Fehl und Tadel. Den Schuss von Christopher Antwi-Adjej klärte der BSC-Kapitän für seinen bereits geschlagenen Torhüter Andy Hubert vor der Linie. Vier Minuten später bewunderten die 850 Zuschauer die erste Torannäherung der Gastgeber. Connor Krempicki hatte Marcel Kaiser gesehen. Der Schuss des BSC-Mittelfeldakteurs strich allerdings über den Winkel des Gästetores. Nach 15 Minuten waren wieder die Gäste an der Reihe. Hatim Bentaleb hatte alle Zeit der Welt, um aus halblinker Position Maß zu nehmen. Keiner aus der BSC-Deckung fühlte sich berufen, die TSG-Sturmspitze zu behelligen. Zum Glück aber fehlte auch Bentalebs Schuss die Präzision.
Erst nach 20 Minuten schien der BSC das Tabellenschlusslicht in den Griff zu bekommen. Ein Freistoß von Krempicki verfehlte sein Ziel nur knapp (22.). In der 29. Minute kam Sobiech nach einem Freistoß von Dario Schumacher um die berühmte Zehntelsekunde zu spät. Zu lässig reagierte Musculus frei vor dem Gästetor, nachdem die TSG-Viererkette den Ball vertändelt hatte (36.). Drei Minuten vor dem Pausenpfiff folgte auf der anderen Seite die Strafe für allzu sorglose Abwehrarbeit. Einen zu kurz abgewehrten Ball versenkte Finn Heiserholt in der 42. Minute zur 1:0-Pausenführung für den Mitaufsteiger.
Auch nach dem Wechsel fehlte den Gastgebern der Biss. Die Unsicherheit griff auf alle Mannschaftsteile über. Die Gäste hatten wenig Mühe, die meist durchsichtig vorgetragenen Angriffe des BSC zu verteidigen. Abgeklärter reagierte der eingewechselte Maximilian Claus, der in der 72. Minute nach verunglückter Kopfballabwehr von Retterath BSC-Schlussmann Hubert zum 2:0 tunnelte und damit die Siegpremiere für Sprockhövel dingfest machte. Von einer Krise wollte Zillken trotz der dritten Niederlage in Folge nicht sprechen. „Nackenschläge sind in dieser Liga zu erwarten. Und die müssen und werden wir wegstecken.“
Bonner SC: Hubert, Omerbasic, Retterath, Sobiech, Dündar, Schumacher, Guirino (46. Lunga), Fillinger (59. Kartal), Krempicki, Kaiser (85. Somuah), Musculus.
TSG Sprockhövel: Möllerke, Oberdorf, Budde, Meister, Gremme, Dudda, Heiserholt (72. Polk), Cin (90. Bukowski), Antwi-Adjej, Bentaleb (60. Claus), März.
Tore: 0:1 Heiserholt (42.), 0:2 Claus (72.)
Zuschauer: 850
Schiedsrichter: Thorben Siewer (Drolshagen)