2024-05-02T16:12:49.858Z

WM 2014
Als Neuling wird die Nationalmannschaft von Bosnien Herzegowina bei der WM 2014 teilnehmen. Nenad Simic weiß um die große Bedeutung, die das Team in seiner Heimat hat.
Als Neuling wird die Nationalmannschaft von Bosnien Herzegowina bei der WM 2014 teilnehmen. Nenad Simic weiß um die große Bedeutung, die das Team in seiner Heimat hat.

Erstmals mit dabei und dennoch selbstbewusst

Nenad Simic vom TSV Schott Mainz schätzt die Chancen seines Heimatlandes beim Turnier in Brasilien ein

Verlinkte Inhalte

Mainz. „Dass Bosnien-Herzegowina zum ersten Mal überhaupt bei einer WM dabei ist – auch bei einer EM waren wir ja noch nie –, ist eine Riesen-Sache für das Land“, sagt Nenad Simic. Der Innenverteidiger von Oberliga-Aufsteiger TSV Schott Mainz muss es wissen:

Bis er im Sommer 2007, 23 Jahre jung, beim FK Pirmasens angeheuert hatte, lebte der 1,97-Meter-Mann in dem Balkan-Staat. Bis heute verbringt Simic, der in Bijeljina im Nordosten Bosnien-Herzegowinas geboren wurde, den Großteil seiner Urlaubstage in seinem Heimatland. „Wir haben die Chance, unser kleines Land zu repräsentieren“, freut sich Simic auf die WM, „und ich denke, wir werden eine gute Rolle spielen.“

Dass die bosnische Nationalmannschaft die Gruppenphase gegen Iran, Nigeria und Argentinien übersteht, davon geht Simic fest aus. „Wir haben eine gute Mannschaft, mit Edin Dzeko vorne, dazu Misimovic“, sagt der Innenverteidiger, „und wir haben im Testspiel 1:0 in Mexiko gewonnen.“ Als größte Stärke der „Drachen“ sieht der 30-Jährige, aller individuellen Klasse zum Trotz, aber die mannschaftliche Geschlossenheit: „Das Kollektiv macht sie stark, und die Mischung aus jungen und erfahrenen Fußballern stimmt.“

Die Begeisterung in dem kleinen Balkan-Staat, der weniger als vier Millionen Einwohner zählt, wird Nenad Simic direkt vor Ort aufsaugen. Vier Wochen Heimaturlaub stehen den Sommer über an, gemeinsam mit seiner Ehefrau und den beiden Kindern. „Die ganze Familie wird dann zusammen sein“, freut sich Simic, dessen serbische Frau ebenfalls den Bosniern die Daumen drückt – schließlich hat ihr Heimatland es nicht geschafft, sich zu qualifizieren. „Zwischen den einzelnen Balkanländern, vor allem Kroatien, Serbien und Bosnien, gibt es schon eine Rivalität“, erklärt Simic, „aber bei den Leuten untereinander ist das Verhältnis inzwischen top.“

Seine Frau hatte Simic in Deutschland kennen gelernt, genauer gesagt im Haasekessel am Bruchweg – beim Besuch seiner Schwester, die bereits in Mainz gelebt hatte. Für den PK Pirmasens, SV Elversberg und SV Gonsenheim war Simic insgesamt 23-Mal in der Regionalliga und 42-Mal in der Oberliga am Ball, ehe der enorm kopfball- und zweikampfstarke Verteidiger in die Verbandsliga zum TSV Schott Mainz wechselte – und bei der Schott AG in der Produktion einen Arbeitsplatz fand. Zuvor hatte Simic mit dem Fußballspielen sein Geld verdient. „Ich fühle mich sehr wohl hier, Deutschland ist meine zweite Heimat“, sagt Simic, der gern die Heimspiele des FSV Mainz 05 besucht – und schiebt lachend nach: „Bis zur Rente bleibe ich auf jeden Fall hier.“

Zwar habe sich Bosnien-Herzegowina in den letzten zehn Jahren enorm entwickelt. „Dort kannst du inzwischen gut leben“, berichtet Simic, „aber hier in Deutschland hast du einfach alle Möglichkeiten.“ Seine bosnischen Landsleute empfindet Simic als „ein bisschen wärmer, alles ist mehr mit Freunden und Familie verbunden – aber ansonsten sind die Leute dieselben“. Und weil er sich so wohl fühlt, drückt der 30-Jährige auch der deutschen Nationalmannschaft die Daumen. Sein WM-Tipp lautet allerdings Brasilien.

Aufrufe: 021.6.2014, 15:00 Uhr
Torben SchröderAutor