Erst Skepsis, dann Topstart: Eichstätt blüht im Norden auf

Mit gemischten Gefühlen ging der VfB Eichstätt in die Saison 2015/16. "Wir hatten im Sommer einen extremen Umbruch im Kader. Es kamen viele junge Spieler aus unteren Klassen. Da musste man abwarten, wer wie schnell die Umstellung schafft. Und dann war uns die Bayernliga Nord ja gänzlich unbekannt. Daher sind wir mit einem unguten Gefühl in die Saison gegangen", gibt VfB-Coach Markus Mattes (40) unumwunden zu. Doch die Skepsis sollte bald verfliegen. Der heimische Westpark wurde zur Festung, der VfB führt die Heimtabelle an, kassierte in elf Heimspielen nur eine Niederlage und spielte einmal unentschieden. Im Westpark wurde nur das letzte Heimspiel gegen Spitzenreiter TSV Großbardorf mit 0:1 verloren. Überhaupt verloren die Nord-Oberbayern, die als erstes und bislang einziges Team aus ihrem Bezirk in der Bayernliga Nord spielen, erst gegen Ende der Runde an Boden. Auch das hatte seine Gründe. "Die Verletzung von Torwart Jonas Herter hat uns schon etwas zurückgeworfen", erklärt Mattes. Der Schlussmann war am 3. Oktober beim Auswärtsspiel bei der SpVgg SV Weiden mit Weidens Stürmer Ralph Egeter im Luftkampf mit den Köpfen zusammengeprallt und hatte sich dabei mehrere Gesichtsbrüche zugezogen. Herter musste operiert werden, ihm wurden Platten eingesetzt, die im April entfernt werden sollen. In den nächsten vier Spielen bliebt die Mattes-Elf bei zehn Punkten zwar ungeschlagen, hinten raus folgten aber drei Niederlagen am Stück. Ob Herter wieder zurückkehren wird, ist noch offen. "Die Ärzte haben gesagt, dass Jonas wohl wieder spielen kann. Aber das muss man abwarten, wie sich das in der Praxis darstellen wird", gibt sich Mattes abwartend.

Herter verletzt, Haas weg: VfB sucht eifrigst nach einem Keeper.

Auch wenn diese schwere Verletzung des Stammtorhüters das einschneidende Erlebnis der bisher gespielten Runde war, so bleibt die Bilanz unterm Strich positiv: "Wir sind sehr zufrieden und das können wir angesichts von 39 Punkten auch sein", so Mattes, denn hinter dem Saisonziel Klassenerhalt können die Eichstätter schon im Winter einen Haken machen. "Wir wollen, wenn es geht, auch weiterhin eine gute Rolle spielen, wollen oben dabeibleiben. So sieht die sportliche Vorgabe aus", sagt der Trainer. Ob sich der Verein im Fall der Fälle mit dem Thema Regionalliga befassen wird, ist offen: "Das wird auf anderer Ebene entschieden." Mit Lucas Schraufstetter kehrt nach seinem halbjährigen Intermezzo beim Ligakonkurrenten FC Eintracht Bamberg ein alter Bekannter zurück. Torhüter Christopher Haas schließt sich hingegen wieder seinem Heimatverein SV Manching an. Der 24-Jährige will sich auf seinen Beruf konzentrieren, hat einige Prüfungen abzulegen und daher rückt Fußball für ihn weiter nach hinten. Haas will in Manching nur in der dritten Mannschaft als Feldspieler auflaufen. Daher sind die Verantwortlichen auf der Suche nach einem Ersatz. "Wir brauchen auf jeden Fall noch einen Torwart und sind da mit zwei Kandidaten in Gesprächen. Das sieht ganz gut aus. Ich gehe davon aus, dass wir in den nächsten Wochen Vollzug melden können", so Mattes.

Rain verlangt Ablöse für Witasek: »Das kann es nicht sein.«

Eine andere Personalie gestaltet sich weit schwieriger: Angreifer Marco Witasek, der seit Sommer 2009 für den VfB gespielt hatte, verließ die Oberbayern im Juni als Vertragsamateur in Richtung Regionalliga-Aufsteiger TSV Rain und folgte damit seinem vorherigen Trainer Jürgen Steib. Für Eichstätt gab es keine Ablösesumme. In Rain bracht es der 27-Jährige auf zehn Spiele, erzielte drei Tore. Nun möchte Witasek im Winter gerne nach Eichstätt zurückkehren. "Rain verlangt jetzt von uns aber eine Ablösesumme. Das kann es nicht sein. Erst nehmen sie uns Marco weg, machen aus ihm einen Vertragsamateur. Und jetzt wollen sie für ihn Geld haben, das passt nicht", ist Mattes erbost. Davon will sich aber der 40-Jährige nicht die Laune verderben lassen und plant im Frühjahr weitere Husarenstücke mit seinem Überraschungsteam.

Die Fieberkurve des VfB Eichstätt: