2024-05-15T11:26:56.817Z

Vereinsnachrichten
Als Lichtgestalt sieht sich Robert Schäfer keineswegs, auch wenn er gut versteht, sich in Szene zu setzen. Und auch seine Verdienste bei Dynamo können sich zweifellos sehen lassen. Foto: Lutz Hentschel
Als Lichtgestalt sieht sich Robert Schäfer keineswegs, auch wenn er gut versteht, sich in Szene zu setzen. Und auch seine Verdienste bei Dynamo können sich zweifellos sehen lassen. Foto: Lutz Hentschel

Erst geht Kölmel - und dann Schäfer?

Robert Schäfer hat große Ziele - erst in Dresden und offensichtlich auch in der persönlichen Karriereplanung. Dynamos Geschäftsführer soll ein Angebot eines Zweitligisten vorliegen.

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Der Chef ist gekommen, um sich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen. Eigentlich hat Robert Schäfer wenig Zeit, wie er betont, und mit den sportlichen Belangen nicht unmittelbar zu tun. Darum kümmert sich bei Dynamo Dresden bekanntlich Ralf Minge, auch hier im Wintercamp in Andalusien. Die anderthalb Tage Mannschaftskontakt sind Schäfer jedoch wichtig. Mittwochmittag ist der kaufmännische Geschäftsführer gelandet, Freitagfrüh schon startet das Flugzeug zurück nach Dresden.

Was Schäfer mit nach Hause nimmt, ist die Gewissheit, dass der Drittliga-Spitzenreiter offensichtlich gut vorbereitet in die restliche Rückrunde gehen wird. Noch ist schließlich nichts erreicht – das ist die Botschaft, die er bei den Spielern hinterlassen möchte, die drängendste Frage aber eine andere. Wird Schäfer im Mai, wenn der Aufstieg perfekt ist, auch noch in Dresden sein? Immerhin soll ihm ein unterschriftsreifes Angebot vom Zweitligisten Fortuna Düsseldorf vorliegen, dem er dann als Präsident vorstehen würde.

Anders als bei Dynamo ist das kein repräsentatives Amt, Schäfer wäre der uneingeschränkte Chef. Eine interessante Offerte ist das, wie Schäfer durchblicken lässt: „Das ist besser, als wenn man sagt: Nimm bloß nicht den aus Dresden.“

Den Sachverhalt an sich will er allerdings weder bestätigen noch dementieren. Am liebsten möchte Schäfer gar nichts dazu sagen, um dann doch mehr oder weniger herumzudrucksen. „Also, ich habe klar gesagt, ich habe kein Angebot. Im Fußball gibt es immer mal Entwicklungen, die man nicht vorhersehen kann. Aber es bleibt bei dem, was ich gesagt habe“, meint der 39-Jährige. Klingt nach einem Hintertürchen, das er sich offen lassen will. Ein deutliches Bekenntnis zum Arbeitgeber hört sich anders an. Dass Journalisten in Düsseldorf nach wie vor davon ausgehen, dass Schäfer demnächst Fortuna-Präsident wird, lächelt er weg und meint, davon auch gehört zu haben. „Doch wenn es ein Angebot gäbe, müsste ich es ja wissen.“

Schließlich rettet er sich mit dem Verweis, bei Dynamo einen Vertrag bis 2018 unterzeichnet zu haben und außerdem bereits mittendrin zu sein, die neue Saison zu planen – was gerade jetzt zweifellos nicht minder aufregend ist. Ab 1. Juli nämlich, verspricht Schäfer, wird der Verein wieder komplett schuldenfrei sein. „Und das werden wir auch schaffen“, versichert er. Ihm falle jedenfalls momentan kein Szenario ein, warum es der Geschäftsführung nicht gelingen soll, die Restsumme des sogenannten Kölmel-Darlehens an den Medienunternehmer abzuzahlen sowie dessen zehnprozentigen Anteil an Dynamos Fernsehrechten gleich mit zurückzukaufen.

Alles in allem handelt es sich dabei um satte 3,75 Millionen Euro, die Kölmel noch zustehen. „Wir glauben, dass wir die Summe aus eigenen Mitteln aufbringen können. Dann kratzen wir aber alles zusammen“, betont Schäfer. Der Betrag setzt sich nach seiner Aussage im Wesentlichen aus den rund zwei Millionen Euro zusammen, die sich nach dem Vorjahres-Gewinn inklusive der Einnahmen aus dem Benefizspiel gegen Bayern München im August 2015 auf Dynamos Festgeldkonto befinden, sowie der im Februar fälligen Mitglieder-Sonderumlage. Spielerverkäufe noch in der Winterpause schließt Schäfer indes ebenso kategorisch aus wie den Eingriff in den geplanten Etat für die kommende Saison, der im naheliegenden Fall des Aufstiegs bei rund 21 Millionen Euro liegen soll.

Momentan befinde man sich mit Kölmel in der abschließenden Phase der Kompromissfindung, die unter anderem vorsieht, dass Kölmel dem Verein weitere finanzielle Zugeständnisse macht und im Gegenzug trotz der Abzahlung des Darlehens in der Saison 2016/17 noch mal zehn Prozent des Fernsehgeldes kassiert. In der zweiten Liga sind das rund 550 000 Euro.

Den Abstecher ins Trainingslager hat Schäfer natürlich auch genutzt, um mit seinem sportlichen Pendant die Rahmendaten abzugleichen für die Erstellung der Lizenzunterlagen, die am 1. März bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) abgegeben werden müssen. Realistisch konservativ laute dabei seine Maßgabe. Dennoch soll eine Mannschaft aufgestellt werden, die den Klassenerhalt sicher schafft. „Die Mittel dafür hätten wir“, betont Schäfer. Dass darin seine eigene Ablöse enthalten sein soll, ist nun wirklich ein Gerücht.

Aufrufe: 015.1.2016, 10:29 Uhr
SZ / Tino MeyerAutor