2024-04-25T10:27:22.981Z

Interview
F: Nückel
F: Nückel

"Erst der Spaß, dann der Druck"

KOL BÜDINGEN: +++ Trainer Savas Yasaroglu macht sich mit seinem zukünftigen Klub FSG Ober-Schmitten/Eichelsdorf vertraut +++

Ober-Schmitten/Eichelsdorf (flo). Einen ersten Eindruck hat sich Savas Yasaroglu bereits verschafft. Der 39-Jährige, der im Sommer beim Fußball-Kreisoberligisten FSG Ober-Schmitten/Eichelsdorf Claus Schäfer als Trainer beerben wird, hat sich die beiden bisherigen Restrundenpartien seines neuen Klubs angeschaut.

Für Yasaroglu, der in Niddatal-Assenheim wohnt, ist es eine Rückkehr in den Fußballkreis Büdingen. Zweimal stand er zuvor in Diensten des längst aufgelösten FC Genclerbirligi Nidda. Zuletzt arbeitete der kommende FSG-Trainer, der einst Türk Gücü Friedberg von der Kreisoberliga in die Verbandsliga führte, beim damaligen Ost-Gruppenligisten SC 1960 Hanau, war aber seit dem Rücktritt im Oktober 2015 vereinslos. Im Interview mit dem Kreis-Anzeiger spricht Yasaroglu über seine Pause, den Rückschritt in die Kreisoberliga und seine Philosophie.

Herr Yasaroglu, Sie haben Ende Oktober 2015 in Hanau aufgehört. Wie haben Sie seitdem die freie Zeit ohne Trainertätigkeit genutzt?

Die habe ich sehr gut genutzt (lacht), familiär vor allem. Ich war auf verschiedenen Sportplätzen, das ist klar, ganz wegbleiben kann man natürlich nicht. Aber die freie Zeit ohne Training hat schon ganz gut getan, gerade der Familie. Sonst ist man immer unterwegs. Die Kinder haben diese Zeit richtig genossen und genießen es immer noch.

Haben Sie die Pause gewollt oder hat sich einfach nichts Passendes ergeben?

Beides. Hätte sich etwas Passendes ergeben, dann denke ich, dass ich es gemacht hätte. Vier, fünf Anfragen waren da. Aber ich muss von der Sache überzeugt sein. Das war ich nicht. Und ehrlich gesagt hat mir die Pause auch ganz gut getan.

Apropos überzeugen was hat Sie denn von der Aufgabe bei der FSG überzeugt?

Auf meinen letzten Stationen war immer als Erstes der Druck und dann der Spaß. Ich möchte es dieses Mal einmal umgekehrt haben: Erst der Spaß, dann der Druck. Klar, ich setze mich auch selbst immer unter Druck. Aber ich hatte bislang immer den Druck, aufsteigen zu müssen, es war immer auf der Erfolgsbasis. In Ober-Schmitten/Eichelsdorf muss man nicht aufsteigen – so waren zumindest die Gespräche. Man hat eine junge, entwicklungsfähige Mannschaft. Der Verein ist gesund und gut aufgestellt. Das hat mich gereizt. Zudem wollte ich auch mal aus der Wetterau in die Fremde.

Sie haben viele Jahre in der Gruppenliga oder Verbandsliga trainiert. Warum nun der Rückschritt in die Kreisoberliga?

Da oben ist halt wirklich enormer Druck. Zudem hatte ich jetzt eineinhalb Jahre Pause, im Sommer sind es fast zwei Jahre. Ich möchte wieder Fuß fassen. Das heißt nicht, dass ich die Gruppen- und Verbandsliga aufgegeben habe, im Gegenteil. Aber ich möchte halt auch mal ruhig arbeiten, mit jungen Spielern arbeiten. Ich freue mich auf die Aufgabe. Das wird auch für mich eine Herausforderung, gerade nach so einem guten Trainer wie Claus Schäfer. Wir werden zusehen, dass wir auch für die kommende Saison eine schlagkräftige Truppe zusammenbekommen.

Die angestrebte Fusion der beiden Stammvereine der FSG ist fürs erste geplatzt. Inwieweit ist das für Sie ein Thema?

Eigentlich ist das für mich kein Thema. Ich habe das mitbekommen. Im Endeffekt kann und will ich das gar nicht beeinflussen. Das ist eine Sache zwischen den beiden Vereinen.

Bei Genclerbirligi Nidda waren Sie schon einmal im Kreis Büdingen tätig. Inwieweit haben sie das Geschehen weiter verfolgt oder müssen Sie sich erst wieder reinarbeiten?

Ich muss mich wieder reinarbeiten. Das ist sieben, acht Jahre her. Ich werde mir, wenn es geht, bis zum Saisonende jedes Spiel anschauen. Nicht nur, um meine zukünftige Mannschaft kennenzulernen, sondern auch, um die Gegner zu beobachten. Da mache ich mir ein paar Notizen. Außerdem habe ich gute Freunde, die sich im Kreis auskennen, zudem werde ich mir im Verein von den Spielern natürlich Informationen holen.

Jeder Trainer hat ja eine gewisse Idealvorstellung vom Spiel und bringt eine Philosophie mit. Geben Sie doch mal einen Einblick, wie diese bei Ihnen aussieht?

Das wird man als Trainer ja oft gefragt. Gerade im Amateurbereich muss man aber realistisch sein. Ich bin ein Trainer, der sich wirklich dem Spielermaterial anpasst. Wenn ich die Möglichkeit habe, Spieler zu holen, versuche ich, Allrounder zu holen, die auf mehreren Positionen spielen können. Normalerweise ist meine Philosophie: Lieber 1:0 als 5:4. Deshalb passt es mir, dass Ober-Schmitten/Eichelsdorf derzeit die beste Abwehr hat. Fakt ist, dass ich mich anpassen muss, weil ich die Mannschaft gestellt bekomme. Natürlich werde ich versuchen, eine Philosophie mitzubringen und einige Sachen zu ändern. Aber man braucht ja nicht darüber zu reden, dass Claus Schäfer Ahnung von Fußball hat. Daher bin ich nicht so blöd und versuche von Kopf bis Fuß alles zu verändern, nur damit es heißt, das ist jetzt die Handschrift vom Yasaroglu. Wenn wir uns in zwei, drei Punkten verstärken können, denke ich, dass mein persönliches Ziel, unter die ersten fünf zu kommen, realisierbar ist. Foto: fs/Archiv



Aufrufe: 016.3.2017, 11:03 Uhr
Kreis-AnzeigerAutor