2024-03-28T15:56:44.387Z

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Adelzhausens Sebastian Kinzel (links) bekommt im Spiel gegen den Stadtwerke SV Augsburg von Schiedsrichter Elias Wörz die Gelb-rote-Karte wegen Meckern. Künftig könnte es für eine solche Szene eine Zeitstrafe anstatt des Platzverweises geben. Was sagen die Fußballer aus der Region zu den Plänen? 	F.: Reinhold Rummel
Adelzhausens Sebastian Kinzel (links) bekommt im Spiel gegen den Stadtwerke SV Augsburg von Schiedsrichter Elias Wörz die Gelb-rote-Karte wegen Meckern. Künftig könnte es für eine solche Szene eine Zeitstrafe anstatt des Platzverweises geben. Was sagen die Fußballer aus der Region zu den Plänen? F.: Reinhold Rummel

Ersetzt die Zeitstrafe den Platzverweis?

Die Fifa will den Schiedsrichtern eine zusätzliche Möglichkeit zur Bestrafung geben +++ Im Jugendbereich sind die Minutenstrafen längst etabliert - und auch bei den Erwachsenen gab es die schon

Roland Bahl kennt die Zeitstrafe noch aus seiner aktiven Fußballzeit. Der Trainer des Landesligisten TSV Aindling ging in den 80er und 90er Jahren für den FC Augsburg und den TSV Schwaben Augsburg in der Bayern- und Landesliga auf Torejagd. „Die Zeitstrafe gab es zu meinen Anfangszeiten“, erinnert sich der 55-Jährige.

Anfangs der 1990er Jahre wurde die Regelung mit einer zehnminütigen Pause für den Sünder dann auf Druck des Weltverbandes bei den Amateuren abgeschafft. Im Jugendbereich gilt sie bis heute. Der Schiedsrichter hat neben Gelben und Roten Karten die Möglichkeit, einen Spieler für fünf Minuten vom Platz zu stellen. Fifa-Direktor Marco van Basten hatte zuletzt die Wiedereinführung der Zeitstrafe vorgeschlagen. Möglich wäre dann, dass die Gelben Karten wegfallen. Unterstützung bekommt der Vorschlag auch von Lutz Michael Fröhlich. Deutschlands Schiedsrichter-Boss sieht darin ein Mittel, hitzige Spiel zu beruhigen oder Spieler nach heftigen Fouls vorübergehend aus dem Spiel zu nehmen. Die Debatte erstaunt Roland Bahl: „Ich glaube, dass sich das nicht durchsetzen wird. Ich halte die Regelung mit Gelb, Gelb-Rot und gleich Rot schon für ganz gut.“ Zu den derzeit angedachten Zeitstrafen sagt er: „Ich weiß nicht, ob das jemand braucht.“ Bahl kann sich auch nicht vorstellen, dass es bei den Profis zu einem ernsthaften Thema werden könnte.

Anders sieht das Trainerkollege Jürgen Schmid vom Kreisklassisten TSV Dasing. „Ich finde die Idee gut. Das könnte sicher auch bei den Profis eingesetzt werden.“ Durch kurzfristige Über- und Unterzahlsituationen bekäme auch das Spiel eine neue Dynamik: „Taktisch wäre das eine neue Herausforderungen für Trainer und Spieler. Das könnte für die Zuschauer sicher interessant werden“, sagt der 52-Jährige, der zusätzlich die Dasinger A-Junioren coacht und mit der Regelung vertraut ist: „In der Jugend funktioniert das gut. Der Unparteiische bekommt ein zusätzliches Werkzeug, das Spiel zu lenken. Als Trainer hat man während einer Zeitstrafe die Möglichkeit, seinen Spieler zu beruhigen.“ Schmid fordert aber gleichzeitig klare Vorgaben: „Rot muss Rot bleiben. Es geht nicht, dass die Schiedsrichter die Regeln willkürlich auslegen. Trainer und Spieler müssen sich darauf einstellen können.“ Nicht immer sei er mit der Auslegung der Regelung einverstanden, im Profibereich sieht er aber die geringsten Probleme: „Wenn der Verband klare Vorgaben macht, dann haben unsere Top-Schiedsrichter sicher keine Probleme damit, da gibt es andere Baustellen.“

Eine klare Linie fordert auch Jürgen Dumbs, Abteilungsleiter beim BC Adelzhausen: „Es darf nicht sein, dass jeder Schiedsrichter die Regel anders auslegt.“ Für Dumbs müsse klar sein, welche Strafe es bei Meckern, taktischem Foul oder Ballwegschlagen gibt. „Heute gibt es ja ständig Verbesserungsvorschläge beim Fußball. Die Idee mit den Zeitstrafen ist eine der wenigen vernünftigen.“ Bei den Jugendspielern- und Trainern des BCA käme die Regelung gut an: „Oft dient die Zeitstrafe als letzte Warnung. Die jungen Spieler werden so geschützt und können sich beruhigen“, so Dumbs, der selbst im Bezirksligateam im Tor steht. Er könne sich gut vorstellen, dass die Regel demnächst im Amateurbereich getestet wird: „Man muss es ausprobieren. Da der Vorschlag von oben kommt, kann ich mir die Einführung auch in der Bundesliga vorstellen.“

Richard Augustin, Obmann der Schiedsrichtergruppe Ostschwaben, sieht die Zeitstrafen ebenfalls positiv: „Der Schiedsrichter kann so ein Zeichen setzen. Der hinausgestellte Spieler hat dann Zeit in Ruhe über sein Verhalten nachzudenken.“ Das Spiel würde dadurch automatisch ruhiger. Ob die Zeitstrafe künftig die Gelben Karten gänzlich ersetzen wird oder als Zwischenlösung kommt, kann auch Augustin nicht sagen. Möglich seien mehrere Varianten. „In der Jugend dauert die Auszeit fünf Minuten. Auch dieses Modell wäre denkbar“, so Augustin, der bislang gute Erfahrungen im Juniorenbereich gemacht hat: „So manchem Spieler hätte in seiner Karriere mal eine Auszeit gutgetan. Gerade die jungen Spieler sind sehr emotional. So werden sie geschützt und die Gemüter können sich beruhigen.“ Augustin sieht keinen Grund, warum die Regelung nicht auch bei den Erwachsenen und den Profis greifen sollte.

Aufrufe: 05.2.2017, 07:58 Uhr
Aichacher Nachrichten / sry, jeb, wabAutor