2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Philipp Böhmer war mit seinen beiden Treffern der Matchwinner im Spiel gegen Kaan-Marienborn. Fotos (2): pos
Philipp Böhmer war mit seinen beiden Treffern der Matchwinner im Spiel gegen Kaan-Marienborn. Fotos (2): pos

Erndtebrück untermauert Vormachtstellung

Wittgensteiner bezwingen Kaan im Derby deutlich - Böhmer trifft doppelt

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TuS Erndtebrück - 1. FC Kaan-Marienborn 4:0

Wer während der zurück liegenden Wintermonate tatsächlich noch über das wahre Kräfteverhältnis zwischen den beiden heimischen Oberligisten sinniert haben sollte, hat am 23. Spieltag eine Antwort erhalten, eine eindeutige obendrein. Der Spitzenreiter TuS Erndtebrück fertigte am "Pulverwald" den bisherigen Tabellenneunten 1. FC Kaan-Marienborn mit 4:0 (2:0) ab.

Bei der Einordnung der 90 Minuten waren sich Florian Schnorrenberg (Erndtebrück) und Thorsten Nehrbauer (Kaan-Marienborn) überaus einig. „Es war ein verdienter Sieg für Erndtebrück“, sagten beide Trainer unisono. Nichts war beim aktuellen Aufeinandertreffen mehr zu spüren von einem Vergleich auf Augenhöhe wie beim Hinspiel im September. Jenes 0:0 hat Nehrbauer immer wieder als Maßstab heran gezogen, dass sein Team mit allen Mannschaften der Liga mithalten könne.

Nach zwei Minuten war Kaan sogar erstmals gefährlich vor dem Erndtebrücker Tor aufgetaucht. Doch Semih Yigit legte auf Andre Schilamow ab, und TuS-Keeper Timo Bäcker brachte die Situation unter Kontrolle. Nehrbauer ärgerte sich: „Da muss man auch mal selbst schießen.“ Zwei Minuten später war Bäcker noch einmal zur Stelle, in der Folge aber beherrschte seine Mannschaft das Geschehen mehr und mehr.

In der 10. Minute ging Erndtebrück in Führung. Philipp Böhmer spielte den Ball zu Neuzugang Hedon Selishta, der sich im Strafraum souverän den Weg an Kaan-Schlussmann Florian Hammel vorbei aussuchte. Sechs Minuten später das 2:0 für die Hausherren: Diesmal war Böhmer selbst zur Stelle. „Wir haben es Erndtebrück zu leicht gemacht“, befand Nehrbauer nach dem Abpfiff. Er hatte vor den Gegentoren Fehler von Johannes Burk und Schilamow ausgemacht. „Wir haben sehr, sehr guten Fußball mit hohem Tempo gespielt“, erklärte dagegen Schnorrenberg, „wir haben gut gepresst und den Gegner so zu Fehlern gezwungen.“

Vor Wochenfrist hätte seiner Mannschaft beim 0:0 beim FC Brünninghausen bei der „Sicherheit am Ball gefehlt“, diesmal war die wieder da. Und das hatte Folgen für Kaan: In der 54. Minute erhöhte Böhmer mit seinem zehnten Saisontreffer auf 3:0. Sechs Minuten später markierte Xhuljo Tabaku das 4:0, als er in einen Querpass von Sebastian Wasem am eigenen Strafraum sprintete. Wieder so ein Fehler, den Nehrbauer bemängelte.

Kaan war geschlagen. Nehrbauer nahm Mats Scheld trotz einer erneut guten Vorstellung vom Platz. „Im Hinblick auf das nächste Spiel“, erklärte er. Der Linksverteidiger war schon mit „Gelb“ belastet. Erndtebrück wiederum nahm das Tempo aus dem Spiel, spielte die Partie dennoch ungefährdet zu Ende. Schnorrenberg lobte seinen Kapitän, nachdem er ihm in der 80. Minute den vorzeitigen Feierabend gegönnt hatte: „Ein Spieler wie Tim Treude macht den Unterschied aus.“

Erndtebrück steht nun nach sechs Spielen in der Rückrunde sogar deutlich besser da als in der Hinrunde zum gleichen Zeitpunkt. Vor den ersten fünf Spielen nach der Winterpause hatte Schnorrenberg gewarnt, nur fünf Punkte hätte seine Mannschaft gegen diese Gegner in der Hinrunde eingefahren. Im zweiten Aufeinandertreffen heimste der Spitzenreiter jetzt satte zehn Zähler ein.

Nehrbauer sieht derweil sein Team im Abstiegskampf angekommen. Der Liga-Neuling, der auf der Welle der Aufstiegs-Euphorie zeitweise bis auf den zweiten Platz vorgespült worden war, fiel vom neunten auf den zwölften Platz zurück, liegt nur noch drei Zähler vor dem viertletzten Platz, der am Saisonende womöglich den Abstieg bedeutet. „Wir hoffen, dass wir im Pokalspiel (Kreispokal-Viertelfinale beim FC Eiserfeld, Anm.d.Red.) in dieser Woche Selbstvertrauen tanken“, sagte Kaans Trainer. Am Sonntag nämlich kommt es zum „Abstiegsduell“ (Nehrbauer) gegen den SC Roland, der derzeit auf jenem besagten viertletzten Platz liegt. Nehrbauer: „Das ist jetzt auch eine Frage des Kopfes.“

Schnorrenberg erhält unterdessen morgen Abend in Neu-Isenburg vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) das Abschlusszeugnis für die bestandene Ausbildung zum Fußballlehrer. Thema von Schnorrenbergs Hausarbeit war dessen Trainer- und Spielphilosophie. Das 4:0 gegen Kaan hätte gut als praktische Lehrprobe getaugt.


Schiedsrichter: Jonathan Lautz (Hickengrund ) - Zuschauer: 292
Tore: 1:0 Hedon Selishta (10.), 2:0 Philipp Böhmer (16.), 3:0 Philipp Böhmer (54.), 4:0 Tabaku Xhuljo (60.)

Florian Schnorrenberg (Trainer TuS Erndtebrück): „Wir waren taktisch überlegen und hätten noch höher gewinnen können. Nachher haben wir das Tempo rausgenommen und total verdient gewonnen. Wichtig war, dass wir in der zweiten Halbzeit gleich nachgelegt haben. Ich hätte nicht gedacht, dass ein so hoher Sieg möglich ist. Kompliment an meine Mannschaft. Kaan wünsche ich alles Gute für die nächsten Wochen in dieser verrückten Liga. Wir haben jetzt eine harte Trainingswoche vor uns und bereiten uns auf ein schweres Auswärtsspiel in Paderborn vor.“

Thorsten Nehrbauer (Trainer 1. FC Kaan-Marienborn): „Mein Fazit ist schnell gesagt. Es war ein total verdienter Sieg für Erndtebrück, auch verdient in der Höhe. Uns fehlte alles, was für den Charakter eines Derbys wichtig ist. Warum das so war, müssen wir jetzt erforschen. Das war ein Rückschlag, Wir sind in einer schwierigen Situation. Wir sind im Abstiegskampf. Wir müssen jetzt viel arbeiten und noch enger zusammen rücken, um wieder ein positives Ergebnis zu schaffen, ein Erfolgserlebnis.“

Philipp Böhmer (Doppel-Torschütze TuS Erndtebrück): „Ich freue mich über meine beiden Tore genauso wie über meinen Assist beim 1:0 von Hedon Selishta. Wir hatten nie das Gefühl, dass Kaan wirklich gefährlich werden konnte. Wir denken jetzt weiter von Spiel zu Spiel. In diesem Monat können wir einen guten Schritt nach vorne machen.“

Timo Bäcker (Torwart TuS Erndtebrück): „Wir haben uns das so vorgenommen, und wir haben das dann so gemacht. Wenn es bei uns läuft, dann läuft es.“

Johannes Burk (Mittelfeldspieler 1. FC Kaan-Marienborn): „Das war von uns nicht das, was man in einem Derby braucht. Die ersten 30 Minuten waren wir nicht auf dem Platz, und in der zweiten Halbzeit haben wir wieder so angefangen.“




Aufrufe: 019.3.2017, 21:30 Uhr
Carsten LoosAutor