2024-04-24T13:20:38.835Z

FuPa Portrait
Janik Haberer (links) aus Wangen schaffte es bei der SpVgg Unterhaching zum U20-Nationalspieler.	F.: Pressefoto Eibner
Janik Haberer (links) aus Wangen schaffte es bei der SpVgg Unterhaching zum U20-Nationalspieler. F.: Pressefoto Eibner

Erfolg mit Plan B

Janik Haberer aus Wangen ist das Vorzeigeobjekt des Jugendkonzepts beim Drittligisten SpVgg Unterhaching

Was gewesen wäre, wenn? Janik Haberer war enttäuscht, als es damals „trotz fester Zusage“ nichts geworden war mit dem Wechsel in das Nachwuchsleistungszentrum eines bedeutenden Bundesligisten. Das aber musste nicht das Ende der großen Träume sein: „Ich hatte einen Plan B.“

15 war er, ein hoffnungsvolles Talent. Von Wangen im Allgäu, seinem Heimatort, ist er viermal pro Woche zum Training nach Ravensburg gefahren, nun wollte er mehr. Statt Ravensburg FC Memmingen, „weil ich dort Bayernliga spielen konnte“, eine Spielklasse, mit der er sein Ziel Profifußball im Auge behalten konnte. Beim FCM fiel er auf, nicht nur Manni Schwabl, dem Präsidenten der SpVgg Unterhaching. Aber dessen Konzept gefiel Haberer am besten. Mit 16 zog Janik von zu Hause aus, für das nächste dreiviertel Jahr in ein Hotel nach Unterhaching. „Eine große Umstellung“, sagt er. „Der Verein aber hat es mir leicht gemacht.“

Heute lebt er in seiner eigenen Wohnung. Und hat vieles richtig gemacht. Inzwischen ist er 19, hat schon 34 Spiele in der 3. Liga absolviert – und fünf Länderspiele bestritten in Frank Wormuths U20-Nationalmannschaft. Dort ist er eine absolute Ausnahme unter den fast durchweg bei Bundesligisten ausgebildeten Top-Talenten. „Eigentlich ein Wahnsinn“, findet er, dessen Vater Mario Ende der 90er-Jahre für Rot-Weiß Weiler und den FC Wangen spielte und damals als einer der besten Stürmer Oberschwabens galt.

Natürlich ist es müßig, nun zu spekulieren, wo Janik heute stünde, wäre er, wie geplant, mit 14 zu den Bayern gewechselt oder nach Freiburg. Bestimmt hätte er sich auch dort durchgesetzt. Aber so schnell, so geradlinig? Für ihn, sagt Haberer, sei Unterhaching „ein Glücksfall“ gewesen. „Hier konnte ich mich in Ruhe entwickeln, ohne die ständige Angst, am Saisonende aussortiert zu werden.“ Druck habe er auch gehabt, aber positiven. „Hier wird viel mit den Leuten gesprochen, du spürst Vertrauen.“ Dass sich ein Präsident persönlich um die Talente kümmert, sei „einzigartig. Manni Schwabl ist, als ich noch im Hotel wohnte, immer vorbeigekommen, hat sich nach mir erkundigt, mir viel abgenommen.“ Und hat ihm den Weg aufgezeigt, der schneller als anderswo in den Profifußball führen kann. Wenn man alles dafür tut.

Kaum war Haberer in die A-Jugend aufgerückt, wurde er schon zu den Profis beordert: „Ich durfte die Wintervorbereitung mitmachen, damals noch unter Heiko Herrlich.“ Mit 17 stand er dann erstmals in dessen Startformation, „das war in Chemnitz. Ich wurde einfach ins kalte Wasser geworfen.“ Und Haberer ging nicht unter. Obwohl ihm der Unterschied vom Jugend- zum Männerfußball ziemlich krass vor Augen geführt wurde: „Er ist viel schneller, robuster, jeder Fehler wird sofort bestraft.“ Eine prägende Erfahrung für einen jungen Mann, „die einen in der Entwicklung unheimlich weiter bringt.“

Haberer ist zum Vorzeigeobjekt des Unterhachinger Jugendkonzepts geworden, das Manni Schwabl initiiert hat, zunächst aus finanzieller Not, inzwischen längst aus Überzeugung. Dazu gehört, dass junge Spieler früh ins Profitraining integriert und systematisch ausgebildet werden. „Da gibt es eine klare Linie von der Jugend zu den Profis, alle arbeiten und spielen nach dem gleichen System, das macht es einem brutal leicht, seine Rolle zu finden“, hat Haberer erfahren dürfen. Hier versauert kein Spieler auf der Bank, jeder wird gebraucht, wenn nicht in der 3. Liga, dann in der Bayernliga oder, wenn es vom Alter her passt, in der Bundesliga der A-Junioren. „Die absolute Durchlässigkeit“, sagt Schwabl, sei ein großes Plus.

Das große Geld ist hier nicht zu verdienen, auch nicht für U20-Nationalspieler Haberer. „Aber Geduld zahlt sich aus, hier können sich Talente präsentieren und für oben interessant machen“, hat ihm Schwabl plausibel gemacht. Dann kommen beide auf ihre Kosten, der Spieler und der Verein. Unterhaching stellt die jüngste Mannschaft der 3. Liga, bei den Auftritten der „jungen Wilden“ ist die Tribüne besetzt mit Scouts der großen Vereine, die natürlich längst auch Haberer im Visier haben. Hoffenheim soll stark interessiert sein.

Die Bundesliga, klar, das ist sein Ziel, „momentan aber denke ich daran nicht,“ beteuert er. Er weiß, dass er noch längst nicht am Ende seiner Entwicklung ist, dass er noch viel lernen kann unter dem Trainerteam Manuel Baum und Claus Schromm: „Von ihnen bekommt man Vertrauen, gute, offene Analysen, und wir arbeiten jeden Tag daran, Fehler möglichst zu minimieren.“ Haberer wird variabel eingesetzt, meist in der Offensive, aber auch auf der Sechs hat er schon gespielt. Und das recht erfolgreich, die junge Truppe ist oben dabei in der 3. Liga und lässt die Fachwelt staunen, wie viel mit wenig Geld zu erreichen ist.

Janik Haberer hat sich als nächstes Ziel gesetzt, „die 50 Drittligaeinsätze voll zu machen, das schaffen nur wenige in meinem Alter.“ Er hätte es am Saisonende erreicht, wenn er verletzungsfrei bleibt. „Eigentlich alles ein Wahnsinn“, sagt er wieder und schüttelt fast ungläubig den Kopf.

Aufrufe: 013.1.2014, 08:52 Uhr
Allgäuer Zeitung / Reinhard HübnerAutor