2024-05-08T11:10:30.900Z

Interview
Jörg Kohn ist Schiedsrichter-Lehrwart des Kreisfußballverband Rendsburg-Eckernförde. Er will zukünftig für Topspiele erfahrene Gespanne ansetzen.Foto: Gerken
Jörg Kohn ist Schiedsrichter-Lehrwart des Kreisfußballverband Rendsburg-Eckernförde. Er will zukünftig für Topspiele erfahrene Gespanne ansetzen.Foto: Gerken

Erfahrene Schiedsrichter für Topspiele

Schiedsrichter-Lehrwart Jörg Kohn zieht eine durchwachsene Halbzeitbilanz der Unparteiischen im KFV Rendsburg-Eckernförde. Im Interview erklärt er, wo er Verbesserungsmöglichkeiten sieht.

Wie ist die Halbserie im Fußballkreis Rendsburg-Eckernförde aus Sicht der Schiedsrichter gelaufen? Einer, der es beurteilen kann, ist Lehrwart Jörg Kohn. Im Interview bilanziert er, lobt, aber mahnt auch, dass seine Schützlinge sich an vielen Stellen noch verbessern können.

Herr Kohn, Sie haben viele Spiele gesehen oder waren aktiv als Schiedsrichter dabei. Wie fällt Ihr Fazit nach der Hinserie für die pfeifende Zunft aus?
Sehr durchwachsen muss ich sagen. Auf der einen Seite haben wir einige junge Leute, die echt ein Talent für die Schiedsrichterei haben, aber auf der anderen Seite haben wir ein Problem bei der Ansetzung festgestellt, wenn junge Kollegen Spitzenspiele leiten. Das habe ich im Ausschuss auch schon angesprochen.

Wo genau liegt das Problem, wenn Nachwuchskräfte Topspiele leiten?
Ihnen fehlt einfach die Erfahrung. Das nutzen Spieler dann natürlich aus und testen, wie weit sie bei dem Schiedsrichter gehen können. Oft versuchen es junge Unparteiische dann mit Karten - aber so kann ein Spiel dann halt auch schnell aus den Fugen geraten.

Wie kann dieses Problem gelöst werden?

Wir werden zukünftig mehr darauf achten, dass die noch nicht so erfahrenen Schiedsrichter keine Spitzenspiele oder brisante Duelle leiten. Die jungen Nachwuchskräfte sollen so in Schutz genommen werden. Ihre Erfahrungen können sie sich dann bei anderen, nicht so brisanten Spielen holen.

Sind ältere oder zumindest erfahrene Schiedsrichter denn wirklich immer besser?

Nein, ich habe auch ein Topspiel in der Kreisliga gesehen, wo ein erfahrener Schiedsrichter keine so gute Leistung abgeliefert hat. Das kommt vor, wir sind ja alle nur Menschen. Aber ich glaube, die Wahrscheinlichkeit ist deutlich geringer, dass ein Spiel aus dem Ruder läuft, wenn die Spieler einen Schiedsrichter vor sich haben, den sie schon seit einigen Jahren kennen und wissen, was er für einen Stil pfeift. Früher habe ich immer gedacht, wer in der Kreisliga pfeifen darf, muss auch jedes Spiel leiten können, aber das sehe ich mittlerweile anders.

Warum haben Sie Ihre Meinung geändert?
Wir tun ja auch den jungen Schiedsrichtern keinen Gefallen damit, wenn wir sie ins kalte Wasser werfen und als Beispiel ein 18-Jähriger ein absolutes Topspiel pfeift. Auch den Spielern tun wir damit keinen Gefallen, und immerhin sind wir Schiedsrichter ja auch für die Fußballer da. Ohne Fußball gäbe es keine Schiedsrichter.

Wie wichtig ist die Mischung aus jungen und erfahreneren Schiedsrichtern bei den Gespannen?
Sehr wichtig. Gerade für die jungen Schiedsrichter. Sie können beobachten, wie die älteren gegenüber den Spielern auftreten. Wobei man natürlich sagen muss, dass auch nicht jeder routinierte Schiedsrichter immer den richtigen Ton trifft. Das passiert mir auch noch. Jeder muss sich letztlich einen eigenen Stil aneignen, wie er mit den Spielern spricht.

Wie kritikfähig sind die Schiedsrichter? Auch in der Fehleranalyse untereinander.

Die jungen nehmen das sehr gut auf und wollen auch dieses Feedback haben. Wir haben wirklich einige sehr talentierte und engagierte Jung-Schiedsrichter, die wollen ja auch vorankommen. Bei den älteren ist das ein wenig anders. Mein Vater hat immer gesagt: Ein Bäumchen kann man noch biegen, einen Baum nicht mehr.

Wie haben Sie das Verhalten der Vereine bisher erlebt?

Ach, es gibt ja in jedem Spiel Situationen die strittig sind. Aber insgesamt empfinde ich die Zusammenarbeit mit den Vereinen als relativ gut. Wichtig ist natürlich auch, wie man gegenüber den Spielern und Vereinen auftritt. Bei einer Ermahnung ist es richtig, dass der Spieler aufgefordert wird, zum Schiedsrichter zu kommen. Aber dann darf der Unparteiische dabei nicht gleichzeitig rückwärts gehen. Bei so etwas würde ich als Spieler auch durchdrehen.

Wie sind die Schiedsrichter im Kreis Rendsburg-Eckernförde aufgestellt?
Wir sind schon ziemlich am Limit. Es könnten also gerne mehr sein. Aber wir haben eben auch einige sehr engagierte Schiedsrichter, die sofort einspringen, wenn mal jemand spontan ausfällt.
Aufrufe: 018.12.2014, 07:00 Uhr
SHZAutor