2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Schöne Choreographie: Die Fankurve unterstützte die Kieler am Sonnabend trotz des mäßigen Spiels - was man vom Rest des Stadions nicht behaupten konnte.
Schöne Choreographie: Die Fankurve unterstützte die Kieler am Sonnabend trotz des mäßigen Spiels - was man vom Rest des Stadions nicht behaupten konnte.

"Entweder Sekt oder Selters"

Per Traumtor zum wichtigen Punkt gegen Wiesbaden; als nächstes geht es für Holstein Kiel gegen Aufstiegsaspirant Dresden

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Dass ausgerechnet ein Verteidiger in letzter Sekunde das Wochenende für die Kieler ,,Störche" rettete, passte ins Bild. Dominik Schmidt war ohnehin der beste Akteur der letzten Wochen gewesen. Und hinten gab es auch am wenigsten Anlass zu Kritik.

,,Wichtig war, dass wir nicht das zweite Tor bekommen", wusste Kapitän Rafael Czichos um die Grundlage für den späten Glücksmoment des Ausgleichs.

,,Ein Sonntagsschuss zum 0:1. Ansonsten haben die sich ja auch nicht viele Möglichkeiten erspielt", beschrieb Stürmer Mathias Fetsch. Einzig aus Distanzschüssen und Standards wurde Wiesbaden gefährlich.

Das aber war schon mehr als bei den Kielern zu Buche stand. ,,Vor allem in der zweiten Halbzeit ist ja kaum ein Spielzug gelungen. Das war sehr zerfahren", beschrieb Czichos. Genau genommen war das 1:1 mit dem Schlusspfiff die erste halbwegs herausgespielte Torchance nach der Pause.

,,Da gab es nur Sekt oder Selters", schilderte Dominik Schmidt seinen Glücksmoment, der ausgiebig bejubelt werden konnte, weil der Schiedsrichter gar nicht wieder anpfiff. ,,Entweder das Ding schlägt ein oder ich schieße den Ball aus dem Stadion", beschrieb Schmidt. ,,Es hatte sich Wut angestaut, über die eine oder andere Entscheidung des Schiedsrichter und über unser Spiel."


Jubeltraube: "Ganz Kiel" feiert den späten Ausgleichstreffer.

Die packte er in den knallharten Schuss. ,,So ist das natürlich ein schönes Gefühl - aber wer den reinhaut, ist völlig egal", meinte der 28-Jährige, der auch die Auswirkungen für die Mannschaft in den Vordergrund stellte: ,,Wir sind jetzt drei Spiele in Folge ungeschlagen, in denen wir nur ein Gegentor bekommen haben", fasste er das Positive zusammen. ,,Wir haben gesehen, dass wir gut für eine Wende sind. Das gibt ein gutes Gefühl."

,,Der Punkt war wichtig, wenn man die anderen Ergebnisse sieht", konstatierte auch Trainer Karsten Neitzel, dessen Team in letzter Sekunde um drei Plätze auf Rang acht (!) sprang und sechs Punkte Vorsprung auf die Abstiegsplätze behält. Der Trainer ergänzte: ,,Mit sieben Punkten aus drei Spielen halten wir zumindest eine kleine Serie aufrecht."

Dass dieser eine Zähler aber nicht verdient war, wusste der 48-Jährige. ,,Das ist glücklich, nicht nur wegen des Zeitpunktes. Wir haben kein gutes Spiel gemacht. Es war mehr Kampf und Krampf." Insbesondere kritisierte er: ,,Bei uns waren die Abstände zwischen Abwehr und Mittelfeld zu groß. Um Bälle zu gewinnen, muss man erst einmal in die Zweikämpfe kommen."

Seinen Frust nicht anmerken lassen durfte sich SVWW-Trainer Torsten Fröhling. Der sympathische Ex-Holstein-Coach, dem 2009 trotz sechs Punkten aus drei Spielen als Interimscoach der dann erfolglose Christian Wück vor die Nase gesetzt worden war, haderte: ,,Mitten in der Saison hätte man mit einem Punkt hier leben können. Aber wir brauchen im Moment einfach drei Punkte."


Bitterer Moment: Torsten Fröhling nach dem Ausgleichstor.

Seinem nun seit neun Spielen sieglosen Team, das immerhin eine 504 Minuten währende Torlos-Serie beendete, machte er ,,ein Kompliment für das Auftreten", sagte aber: ,,Wir hätten nachlegen müssen." Der Blick auf die Tabelle gefiel ihm gar nicht. ,,Die anderen haben fast alle gewonnen."

So bleibt Fröhling (fast) nur noch die Hoffnung auf einen ähnliche Rettung in letzter Sekunde, wie er sie im Vorjahr mit 1860 München gegen Holstein in der Relegation erlebte. ,,Das hat sich heute fast schon genauso angefühlt", sagte er mit bittersüßem Lächeln. Nur eben umgekehrt.

Den Kielern steht nun ein ,,leichtes" Spiel bevor - bei Spitzenreiter Dresden, der im Optimalfall sogar schon den Direktaufstieg klarmachen kann. Dass es gegen starke Gegner zuletzt besser lief - eine Hoffnung? ,,Wenn ich das nur wüsste", lachte Sportchef Uwe Stöver. ,,Es ist schwer zu sagen, warum die Mannschaft zwei Gesichter hat und wann sie welches zeigt."

Auf dem Weg zu Dynamo nehmen die Kieler trotz des schwachen Spiels etwas Positives mit. ,,Für uns fühlt sich dieses 1:1 mit Sicherheit besser an als für Wiesbaden", sagte Fetsch, der im Januar aus Dresden kam. ,,Auf das Spiel bei Dynamo können wir uns jetzt freuen und wollen die Atmosphäre genießen."

Aufrufe: 04.4.2016, 08:00 Uhr
SHZ / cjeAutor