"Entweder ganz oder gar nicht"

Der 29-Jährige ist im besten Fußballeralter die Identifikationsfigur der Zackenkicker Oberems und ebenso Vorbild bei der Spielgemeinschaft SG Oberems/Hattstein. Bereits seit der F-Jugend trägt der Glashüttener das Zackenkicker-Trikot, hat Höhen und Tiefen inklusive Aufstieg in die Kreisoberliga und sofortigen Wiederabstieg erlebt und steht für verschollen geglaubte Tugenden im Fußball: ,,Sicher will man immer mehr erreichen, aber ich habe hier nie etwas vermisst und es gibt in Sachen Kameradschaft keinen, der uns das Wasser reichen könnte."

Der Bürokaufmann ist stolz darauf, dass der relativ junge Oberemser Fußballverein sich mit dem Kunstrasenplatz und hervorragender Jugendarbeit selbst die Zukunft gesichert hat und er diese Entwicklung aktiv begleiten durfte. In puncto Zusammenschluss zur Spielgemeinschaft mit der Spvgg Hattstein gibt er rückblickend anfängliche Skepsis zu. Als die Entscheidung jedoch feststand, ging der Ur-Zackenkicker den Weg konsequent mit und zieht heute tolle Bilanz: ,,Wir verstehen uns glänzend und haben hier die richtige Einstellung zum Fußball. Aus der Rivalität vor der Spielgemeinschaft ist ein toller Zusammenhalt geworden. Meine neuen Kumpels sind mir richtig ans Herz gewachsen."

Dabei macht der Bayern-Fan klar, dass er ,,Schoppenspielerei" nicht mag, sondern Konkurrenz und Wettbewerb erwartet: ,,Entweder ganz oder gar nicht. Ich erwarte von allen, dass sie auch im Training ihr Bestes geben und etwas erreichen wollen." Insofern ist der Kapitän froh, dass in dieser Saison mit zahlreichen Talenten aus der A-Jugend deutlich an Qualität gewonnen wurde: ,,Es macht Spaß mit ihnen, weil sie in Spiel und Training etwas annehmen und lernen wollen." Intern habe man sich mit dem Aufstieg zu hohe Ziele gesetzt (,,Der jungen Mannschaft fehlt Cleverness"), aber für die nächsten Jahre will der mitreißende Anführer noch einmal in die Kreisoberliga: ,,Wenn ich verletzungsfrei bleibe, denke ich nicht ans Aufhören, möchte noch einmal eine ordentliche Kreisoberligasaison spielen und zeigen, dass es anders geht als bei unserem damaligen Kurzausflug."

Als Abräumer vor der Abwehr (,,Es macht mir Spaß aufzuräumen und Löcher zu stopfen") ist der 1,90 Meter große, kopfballstarke Hüne gerne Vorbild, geht dahin, wo es weh tut und treibt seine Mitspieler immer an, wenn es gerade nicht gut läuft: ,,Ich will die Bälle holen, die andere schon abgeschrieben haben." Mit dieser Tugend steht er für Teamgeist und Moral der Spielgemeinschaft, womit Rückstände wie zuletzt gegen Weißkirchen aufgeholt werden: ,,Der Gegner muss spüren, dass wir eine Mannschaft sind. Danach macht die Siegesparty besonders Spaß." Lediglich eine bessere Technik und Spielaufbau vermisst Ziehr an sich selbst und hat vielleicht deshalb Mehmet Scholl als Vorbild auserkoren.

Sein Trainer Michael Müller schätzt vor allem die Zuverlässigkeit des ,,Mister 120 Prozent", der deswegen seine rechte Hand ist und gerade auch privat ein ,,Pfundskerl" sei: ,,Wenn ein Mitspieler Hilfe beim Umzug braucht, ist er sofort dabei." So freut sich unser ,,Sportler der Woche" auf jede Abschlussfahrt und erinnert sich vor allem an die A-Jugend mit Thomas Fischer und Jürgen Möller: ,,Da war ich zum ersten Mal überhaupt auf Mallorca."