Entfesselte Löwen im Torrausch

Verabschiedet wurden Bünyamin Aksoy, Akin Ergin, Milan Dehnen, Yüksel Kilic, Oguzhan Maminoglu und Ercan Yayla, die den Holtkamp zum Saisonende verlassen. Daneben gaben Haluk Piricek und Andreas Schäfer ihre Abschiedsvorstellung als Interims-Trainer. Platzwart und "07"-Urgestein Walter Gries wurde in den Ruhestand verabschiedet. Von Ruhestand oder Freizeitfußball konnte auf dem Rasen allerdings keine Rede sein: Beide Mannschaften gingen engagiert in die Partie und boten den Zuschauern ein unterhaltsames Spiel.

Die personell stark geschwächten Gäste, die bereits als Absteiger feststanden, spielten zunächst munter mit und hatten durch einen Freistoß von Marvin Nipper, der knapp das Gehäuse der Löwen verfehlte, ihre erste Möglichkeit (7.). Wenig später klingelte es allerdings im Kasten der Mülheimer: David Gehle hatte sich über die rechte Seite schön durchgesetzt und konnte ungehindert in den Strafraum flanken: Dort lauerte Ercan Yayla und wuchtete das Leder per Kopf unhaltbar in die Mülheimer Maschen: 1:0 (11.). Fast im Gegenzug verfehlte Fabian Pusch mit einem weiteren gefährlichen Freistoß nur knapp das Tor der Hamborner. Wenig später läuft der quirlige Clinton Osunde allein auf Löwen-Keeper Dominik Schäfer zu, der in höchster Not retten kann (13.).

Auf der anderen Seite startet Oguzhan Maminoglu auf der rechten Seite zu einem seiner gefürchteten Sprints, lässt seine Gegner als auch Gäste-Keeper Dennis Porscha stehen, trifft mit seinem Schlenzer aber nur den Außenpfosten (14.). "07" wird jetzt die aktivere Elf und bekommt leichtes spielerisches Übergewicht. Nach einem Ballverlust der Mülheimer in der Vorwärtsbewegung erkämpft sich der wieder stark aufspielende Daniel Brosowski den Ball, tankt sich über die linke Seite durch und legt in den Rücken der Gästeabwehr auf Mehmet Kilic ab; dieser wuselt sich irgendwie durch und lässt mit einem trockenen Drehschuss Dennis Porscha im Kasten der Mülheimer keine Chance: 2:0 (17.). Die Gäste sind nun etwas konsterniert und kommen nur zum Zuge, wenn die Hamborner beim Passspiel etwas zu lasch agieren.

Dafür sind die Löwen an diesem Tag bei der Chancenverwertung gnadenlos: Als Milan Dehnen das Leder an der Strafraumgrenze erhält, zögert er nicht lange, zieht ab und Dank eines Abwehrbeins der Rot-Weißen wird die Kugel so abgefälscht dass sie unhaltbar zum 3:0 im Mülheimer Gehäuse einschlägt (23.). Kurz darauf vollendet Daniel Brosowski ein schönes Solo über die linke Seite mit einem trockenen Flachschuss in die rechte Torecke zum 4:0 (25.). Wenige Augenblicke später ist "Brose" wieder durch, scheitert aber diesmal am Gäste-Keeper. Rot-Weiß ist nun derart verunsichert, dass auch die wenigen sich ergebenden Chancen verpuffen: Nach einem schönen Solo über die rechte Seite bleibt Clinton Osunde plötzlich stehen, ohne den in der Mitte lauernden Mitspieler zu entdecken (28.). Warum, wird unergründlich bleiben: Ein Pfiff des Schiedsrichters war nicht zu hören. Hier hätten die Gäste mehr draus machen können, wenn nicht gar müssen.

Stattdessen geben die Löwen noch einmal Gas: Bei einem platzierten Schuss von Milan Dehnen auf Höhe der Strafraumgrenze muss Dennis Porscha sein ganzes Können aufbieten, um den Ball noch zur Ecke lenken zu können (34.). Im Hinblick auf die anstehende Pause lassen es die Mannschaften nun etwas ruhiger angehen, doch für die Mülheimer gibt es quasi mit dem Pausenpfiff noch das 0:5 durch einen von Milan Dehnen herrlich getretenen direkten Freistoß (45.).

Nach dem Seitenwechsel durften Milan Dehnen, Oguzhan Maminoglu und Ercan Yayla den Applaus der Zuschauer zum Abschied genießen; für sie brachte Haluk Piricek Bünyamin Aksiy, Kaan Atik und Daniel Schäfer aufs Feld. Der Wechsel hatte keinen Einfluss auf die Spielfreude der Löwen, die mit Wiederanpfiff bereits das Heft wieder in die Hand genommen hatten. Verdienter Lohn war das 6:0 durch Mehmet Kilic, der ein schöne Hereingabe von der rechten Seite aus kurzer Distanz verwandeln konnte (49.).

Wenig später kamen dann die Gäste zum verdienten Ehrentor, allerdings auf kuriose Weise: Clinton Osunde - wer sonst - konnte sich in der Hamborner Abwehr schön durchsetzen, Maß nehmen und zu einem Lupfer ansetzen. Dominik Schäfer bekam seine Finger zwar noch an den Ball, konnte die Flugrichtung allerdings nicht mehr entscheidend verändern. Das versuchte der gute Nils Bothe, erwischte das Leder aber nur noch mit der Stiefelspitze und konnte es lediglich in den eigenen Torwinkel dreschen. Es war schwer auszumachen, ob Nils den Ball vor oder hinter der Linie erwischt hat. Aus unserer Sicht ist das Tor dem Rot-Weiß-Stürmer zuzurechnen. Die Hamborner störte diese Frage weniger; sie stellten kurz darauf den alten Abstand wieder her. David Gehle hatte sich auf der rechten Seite durchgesetzt und auf das Tor gezogen. Dennis Porscha parierte zwar glänzend, konnte den Ball aber nur abklatschen. Kaan Atik war zur Stelle und staubte zum 7:1 ab (55.).

Nach diesem Treffer hatten die Löwen nun volle Feldhoheit. Rot-Weiß stand tief und mühte sich, weitere Treffer zu verhindern. Die Partie ähnelte nun einem Handballspiel, bei dem sämtliche Mülheimer in und um den eigenen Strafraum versammelt waren und die Löwen Kreisläufer spielten, um eine Lücke zu finden. Sofern sich die Gelegenheit bot, suchten die Gäste nach Kontermöglichkeiten, hatten im Abschluss aber kein Glück: ein Schuss des bestens postierten Silas Schaus wird in letzter Sekunde von einem Hamborner Abwehrbein entschärft, Marvin Nipper verfehlt mit einem guten Freistoß das Hamborner Gehäuse knapp. Den Schlusspunkt in einem unterhaltsamen Spiel setzte dann Daniel Brosowski mit einem typischen Freistoß à la Brose: aus rund 17 Metern hämmert der Goalgetter der Löwen das Leder unhaltbar und passgenau in den linken Torwinkel - die Zuschauer hatten ihre Freude.

David Gehle hatte dann noch zwei gute Möglichkeiten, verfehlte aber jeweils knapp das Tor der Mülheimer. Ein verdienter Sieg der Löwen in einem äußerst fairen Spiel (Schiedsrichter Salzsiedler musste nicht ein Mal in seine Taschen greifen). Platz vier in der Liga steht damit als Saisonergebnis für die Hamborner Löwen fest. Weniger, als man zu Saisonbeginn im Holtkamp erreichen wollte, jedoch mehr, als man zwischenzeitlich hätte erwarten können. Der Verein dankt dem Interims-Trainergespann für die geleitete Arbeit in den letzten Wochen. Haluk Piricek und Andreas Schäfer haben einen guten Job gemacht.

SF Hamborn 07: Dominik Schäfer, Mehmet Kilic, Cörüt, Dehnen (47. Aksoy), Brosowski, Türkmen, Maminoglu (47. Daniel Schäfer), Gehle, Grevelhörster, Bothe, Yayla (47. Atik).

RW Mülheim: Porscha, Günel, Nipper, Kathmann, Bartholomäus, Osunde, Schaus, Klar, Lindenblatt, Pusch (72. Rolinger), Paede.

Tore: 1:0 Yayla (11.), 2:0 Kilic (17.), 3:0 Dehnen (23.), 4:0 Brosowski (25.), 5:0 Dehnen (47.), 6:0 Kilic (49.), 6:1 Osunde (53.), 7:1 Atik (55.). 8:1 Brosowski (76.).

Zuschauer: 150