Entfesselte Löwen deklassieren Tabellenführer

Überraschend war nicht nur die Höhe des Sieges, sondern auch die Art und Weise, wie das Team von Ali Güzel den Erfolg herausspielte. Nach der bisher besten Saisonleistung der Gastgeber waren die Liricher mit vier Gegentoren noch gut bedient. Die Löwen wirkten von der ersten bis zur letzten Minute voll konzentriert und präsent, mental und körperlich immer einen Schritt voraus und gaben keinen Ball kampflos her.

Mann des Abends war Routinier Daniel Brosowski, der nicht zur zwei herrliche Tore erzielte, sondern auch selbst mit nach vorne arbeitete und seine Mitspieler mitzog. Die Hausherren zeigten bereits vor dem Anpfiff, dass sie heiß auf das Spiel gegen denTabellenführer waren: Schon fünf Minuten vor Anpfiff stand die Truppe von Ali Güzel auf dem Spielfeld - lange bevor die Gäste und das Schiedsrichtergespann erschienen. Von Beginn an entwickelten die Löwen dann mehr Initiative als der Herbstmeister, der sich überraschenderweise in die Defensive gedrängt sah.

Die Hamborner kamen zwar zunächst zu keinen zwingenden Chancen, hatten aber Ball und Gegner sicher im Griff. In der ersten halben Stunde kamen die Liricher nicht einmal in die Nähe des Hamborner Gehäuses. Auf der Gegenseite mühten sich die Löwen, doch die Gästeabwehr stand zunächst sicher.

Nach rund einer Viertelstunde konnte sich Daniel Brosowski einmal schön über die rechte Seite durchsetzen und auf den in den Strafraum ziehenden Maurice Hörter auflegen - leider bekam der Mittelfeldspieler nicht mehr genug Druck auf den Ball, der dann Beute von Blau-Weiß Keeper Özkan wurde. Die Gäste kamen erst in der 28. Minute zu ihrer ersten gefährlichen Möglichkeit, als Ümit Ertural einen Freistoß aus rund 18 Metern gefühlvoll über die Hamborner Mauer in den Strafraum lupfte, die mitlaufenden Sturmkollegen das Leder aber knapp verfehlten.

Dann folgte der erste Teil der Brosowski-Show: Zunächst hatte der Löwen-Routinier den richtigen Riecher, als Blau-Weiß Torwart Özkan einen Ball nicht weit genug abwehren konnte; leider erwischte der Goalgetter das Leder nicht richtig und verzog (30.). Kurz danach tankte sich Yüksel Kilic mit einem schönen Solo über die linke Seite durch und legte auf den gut postierten "Brose" auf, der die Kugel aus halblinker Position von der Strafraumgrenze mit einem herrlichen Schuss an die Latte donnerte (32.).

Wenig später wurden die Hamborner dann endlich für ihre Mühen belohnt: Als die Liricher Abwehr den Ball nicht aus der Gefahrenzone bekam, erkämpfte sich Milan Dehnen das Leder im Strafraum und zog ab; der Ball landete - vom Fabian Biernath noch leicht abgefälscht - unter der Latte: 1:0! (34.).

Die Löwen ließen nun nicht locker und suchten weiter den Weg nach vorne. Bünyamin Aksoy versuchte sich nach schönem Zuspiel von Milan Dehnen mit einem Weitschuss von der Strafraumgrenze, der nur knapp das Gehäuse verfehlte (41.); Maurice Hörter bediente mit einer präzisen Flanke von der rechten Angriffsseite den nach seine Rot-Sperre wieder im Team stehenden Admir Turudija im Strafraum - der Kopfball des Löwen-Stürmers flog knapp links am Tor vorbei (44.). Kurz vor dem Pausenpfiff traf Ercan Yayla dann noch den Innenpfosten - "Unglaublich, dass der Ball noch aus dem Tor fliegen konnte. Ich hatte den Torjubel schon auf den Lippen," kommentierte Hans Herr, Trainer der Dritten Mannschaft, die Szene in der Halbzeitpause.

Zur zweiten Halbzeit brachte Gäste-Coach Thorsten Möllmann dann mit Oliver Nözel einen Stürmer für den Abwehrspieler Levent Cakmak, und die Oberhausener zeigten sich direkt bissiger und entwickeln plötzlich den Zug nach vorne. Es war auch Oliver Nözel, der Löwen-Keeper Dominik Schäfer mit einem Kopfball zu einer Glanzparade zwang, bei der der Hamborner das Leder noch so eben über die Latte lenken konnte; beim darauf folgenden Eckball blieb der Hamborner nochmals Sieger gegen einen Kopfball von Klaus-Peter Müller.

Als alle nun fast minütlich auf den Ausgleich warteten, zündete Daniel Brosowski fast im Gegenzug hinter dem Mittelkreis in der gegnerischen Hälfte die Triebwerke, ließ drei, vier Gegenspieler stehen und vollendete sein herrliches Solo mit einem trockenen Flachschuss in die rechte Torecke: 2:0! (56.). Die Hamborner verfielen nun nicht in die Fehler vergangener Tage, und schalteten zwei Gänge zurück, sondern suchten weiter ihr Heil in der Offensive. Nach einem Solo von Yüksel Kilic flankte dieser in den 16er, wo Daniel Brosowski das Leder schön abnahm, den Kasten der Oberhausener jedoch knapp verfehlte; kurz darauf setzte Maurice Hörter nach schönen Zuspiel die Kugel knapp links neben das Tor (66.).

Die Abwehr des Tabellenführers schwamm, die Mannschaft von Thorsten Möllmann gab sich aber nicht geschlagen. Nach einem Patzer von Dominik Schäfer, der das Leder nicht festhalten konnte, gab es kurzzeitig Konfusion im Strafraum der Hamborner; die Blau-Weißen setzten nach - letztendlich konnten die Löwen den Ball zunächst von der Torlinie, dann aus der Gefahrenzone schlagen (69.).

Wenig später nutzte dann Oliver Nözel nach Zuspiel von Ümit Mutlu eine Unachtsamkeit in der Löwen-Defensive und lupfte das Leder über den herauseilenden Dominik Schäfer zum 2:1 ins Hamborner Gehäuse (73.). Wer nun gedacht hatte, die Löwen wären hiervon beeindruckt und würden nun einbrechen, sah sich getäuscht. Die Mannen von Ali Güzel spielten weiter konzentriert nach vorne und versuchten so, den Gegner erst gar nicht erst ins Spiel kommen zu lassen.

Die Entscheidung fiel dann innerhalb von fünf Minuten: Zunächst fasste sich Bünyamin Aksoy ein Herz und donnerte in Höhe der Strafraumgrenze das Leder in den rechten oberen Torwinkel (81.), dann krönte Daniel Brososwki mit einem wuchtigen Schuss ein tolles Spiel mit seinem zweiten Treffer (83.). Die Hamborner Zuschauer waren aus dem Häuschen; Ballstafetten der Löwen wurden mit Beifall und Zurufen bedacht. Blau-Weiß-Torjäger Ümit Ertural, der an diesem Abend keine entscheidenden Akzente setzen konnte, prüfte in der Nachspielzeit noch einmal Dominik Schäfer - dann war die Messe gelesen!

Löwen-Coach Ali Güzel, der immer wieder Geduld gefordert hatte mit der neu formierten Mannschaft, sah das Team und sich nun für die Mühen der letzten Wochen belohnt: "Ich bin stolz auf die Jungs. Es hat sich schon in den letzten Spielen gezeigt: Hier entwickelt sich etwas ganz Besonderes." Anerkennung gab es auch von Gäste-Fans, die sich nach diesem Samstagabend nicht erklären konnten, warum Hamborn 07 den Saisonstart so verpatzt hatte.

Die Löwen haben sich und ihre Fans mit diesem Sieg verdientermaßen beschenkt und nehmen dieses wichtige Erfolgserlebnis mit in die Winterpause. Beschenkt dürften sich auch die Verfolger des Tabellenführers fühlen: Nach dem 3:1 von Viktoria Buccholz gegen Adler Osterfeld und dem 2:1 von Rheinland Hamborn bei der Spielvereinigung Meiderich 06/95 ist der Vorsprung des Herbstmeisters auf sechs bzw. acht Punkte geschrumpft. Die Hamborner selbst haben nun noch 10 Punkte Rückstand auf Platz 1. Sollten sie nach der Winterpause an die Leistung vom Samstag anknüpfen können, werden sie gegebenenfalls noch das ein oder andere Wörtchen beim Kampf um die Meisterschaft mitzureden haben. Abgerechnet wird am 34. Spieltag der Liga!

SF Hamborn 07: Dominik Schäfer, Yayla, Aksoy, Hörter, Turudija (52. Maminoglu), Dehnen, Brosowski (86. Yilmaz), Grevelhörster, Bothe, Kilic (77. Feldkamp), Daniel Schäfer.
BW Oberhausen-Lirich: Özkan, Kielczewski (83. Grohmann), Biernath, Link, Harm, Müller, Möllmann, Cakmak (46. Nözel), Mutlu, Kaya (52. Raguse), Ertural.
Tore: 1:0 Dehnen (34.), 2:0 Brosowski (56.), 2:1 Nözel (73.), 3:1 Aksoy (81.), 4:1 Brosowski (84.)
Gelbe Karten: Dehnen (27. Handspiel), Cakmak (44., Foulspiel), Biernath (61., Foulspiel), Möllmann (83. Foulspiel), Harm (90. + 1, Foulspiel)
Gelb-Rote Karte: Möllmann (88., wiederholtes Foulspiel)
Zuschauer: 230