2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
Halit Özkan (rechts): Besprechung mit dem Reserveteam des Türk. SV Herrenberg Foto: Gauß
Halit Özkan (rechts): Besprechung mit dem Reserveteam des Türk. SV Herrenberg Foto: Gauß

Engagement in zwei Vereinen

Halit Özkan bringt sich seit Jahren im Türk. SV und im VfL Herrenberg ein

Verlinkte Inhalte

Halit Özkan trägt zwei Herzen in seiner Brust. Der Herrenberger engagiert sich gleichermaßen beim VfL Herrenberg und beim Türk. SV Herrenberg. Beide Clubs profitieren nicht nur von seiner ehrenamtlichen Arbeit. Özkan hat schon manche Brücke zwischen den beiden Vereinen gebaut.

Was macht man, wenn man mit seinen Kumpels in einer Mannschaft spielen will, das aber nicht so einfach möglich ist, weil kaum eine Abteilung zwölf junge Männer auf einmal verpflichten würde? Richtig. Man gründet einfach kurzerhand seinen eigenen Verein. Halit Özkan hat das 1995 gemeinsam mit ein paar Kumpels getan. Inzwischen ist der Türk. SV Herrenberg zu einer festen Größe in der Herrenberger Sportwelt geworden. „Wir sehen den Türk. SV und den VfL als die Herrenberger Vereine“, sagt Özkan. Das war nicht immer so. Dass die beiden Clubs solch einen guten Dialog pflegen, ist auch Özkans Verdienst.

"Ich fühle mich zu jung für die AH"

Aufgewachsen ist der Sohn türkischer Einwanderer in Oberjesingen. Beim SVO durchlief er die Jugendabteilungen und blieb etwa zehn Jahre beim Verein. Dann gab es die Idee der Freunde, die in einem anderen Verein spielen wollten. Also gründete man einen. „Ich habe beim Türk. SV dann praktisch alle Funktionen mal innegehabt“, erinnert sich Özkan. Er war Trainer, Funktionär, überall hatte er seine Finger im Spiel, bis auf den Vorstand. Aktiver Spieler ist er heute, jenseits der 40, noch immer. „Ich spiele in der Reserve, weil ich mich zu jung für die AH fühle“, sagt er. Es ist nachvollziehbar. Özkan wirkt in seiner Art so frisch wie vor 20 Jahren und auch sein Aussehen lässt kaum vermuten, dass sein Sohn bereits in der A-Jugend des VfL Herrenberg spielt.

Kontakt zum VfL hat sich sehr verbessert

Trotzdem hat er inzwischen den Trainingsaufwand heruntergefahren. Eine Einheit pro Woche, ein Spiel am Wochenende, das muss reichen für den IT-Fachmann, der im Geschäft inzwischen sehr stark eingespannt ist und nicht mehr so viel Zeit für Sport und Ehrenamt hat, wie noch vor ein paar Jahren. Dennoch ist er nach wie vor ein wichtiger Bestandteil der beiden Vereine. „Der erste Kontakt zum VfL Herrenberg entstand über einen Freund von mir, der dort Jugendtrainer war und einen Co-Trainer gebraucht hat“, erzählt Halit Özkan. In just dieser Jugend spielte auch sein Sohn Abdulkadir. Und Rainer Brauns Sohn Michael, der gleich alt ist. So kam eines zum anderen. „Mit Rainer pflegen wir vom Türk. SV einen Kontakt auf Augenhöhe“, schwärmt Özkan vom Fußball-Abteilungsleiter des VfL Herrenberg. Seit seinem Amtsantritt habe sich der Kontakt zwischen den beiden Vereinen sehr verbessert.

Jeder Aufgabe ist bei ihm in guten Händen

In viele Gespräche zur gemeinsamen Entscheidungsfindung ist Özkan involviert. Zum Beispiel beim Thema Kunstrasenplatz, bei dem sich die beiden Vereine ohne Probleme darauf einigen konnten, dass Mitglieder beider Clubs Arbeitsstunden leisten. Auch als Platzeinteiler für beide Vereine hat sich Halit Özkan schon betätigt. Im Prinzip ist jede Aufgabe bei ihm in guten Händen. „Ich bin seit Jahren in der Turnierleitung des ’Gäubote’-Cups tätig“, gibt er ein Beispiel. Wenn Not am Mann ist, ist Halit Özkan da. Ein Anruf genügt. Und wenn beide Vereine bei einem Hallenturnier gegeneinander spielen? Özkan lacht. „Da soll der Bessere gewinnen“, sagt er und will sich gar nicht erst darauf einlassen, sich auf eine Mannschaft festzulegen.

Eine Perspektive für Problemfälle

Während er beim VfL also organisatorische Aufgaben übernimmt, kümmert sich der 47-jährige Halit Özkan beim Türk. SV auch um die Jugend. „Ein Ziel der Gründung unseres Vereins war es damals auch, die Jugendlichen ins Vereinsleben einzubinden, die damals immer mehr Richtung Bahnhof abgedriftet sind“, erzählt er. „So können wir Problemfällen eine neue Perspektive geben. Das Projekt wurde zum Erfolg. Der Türk. SV ist heute eine Anlaufstelle für jeden, der möchte. „Unsere Türen stehen immer offen“, sagt Halit Özkan. Vor allem in der Anfangsphase sei das noch wichtiger gewesen. Damals habe es beim VfL nur wenig Jugendliche mit Migrationshintergrund gegeben, die den Sprung in die aktive Mannschaft geschafft haben. „Inzwischen hat sich aber auch das sehr verbessert“, lobt Özkan die Integrationsarbeit des VfL.

Zwei Herzen in einer Brust

Bleibt nur noch eine Frage: Wo zieht es Özkan Junior nach der Jugend hin? Zum VfL oder zum Türk. SV? Papa Halit grinst. „Das muss er schon selber entscheiden“, sagt er. Einige Male hat er schon in der zweiten Mannschaft der Herrenberger gespielt. Für den Türk. SV sprächen aber die späteren Trainingszeiten, die es dem Studenten der Uni Hohenheim erleichtern würden, keine Einheit zu verpassen. Doch wohin ihn sein Weg auch führt – der Papa wird stolz auf ihn sein. „Er soll sich auf sein Studium konzentrieren und dann dort spielen, wo es ihm nebenbei Spaß macht“, sagt er. Egal ob VfL oder Türk SV. In Özkans Brust schlagen schließlich zwei Herzen.

Aufrufe: 029.4.2015, 15:00 Uhr
Christian Ignatzi, GäuboteAutor