2024-04-16T09:15:35.043Z

Interview der Woche
Vor dem richtungsweisenden Spiel gegen Arminia Ludwigshafen blickt Mittelfeld-Routinier Ertan Ekiz auf die Saison des SVG zurück. Bild: FuPa.net/Martin Imruck
Vor dem richtungsweisenden Spiel gegen Arminia Ludwigshafen blickt Mittelfeld-Routinier Ertan Ekiz auf die Saison des SVG zurück. Bild: FuPa.net/Martin Imruck

Endlich befreien

SV Gonsenheim will gegen FC Arminia Ludwigshafen einen wichtigen Schritt zum Klassenverbleib machen +++ Routinier Ertan Ekiz über die Vorzeichen und die bisherige Saison beim Mainzer Oberligisten +++ "Nervosität ist nicht spürbar"

Nein, eine schlechte Saison spielt der SV Gonsenheim wirklich nicht. Und doch trennen nur noch zwei Punkte den Wildpark-Klub von der Abstiegszone in der Fußball-Oberliga. Beim Duell 12. gegen 15. an diesem Freitag (19.30 Uhr) gegen den FC Arminia Ludwigshafen geht es daher um mehr als nur drei Punkte. Mittelfeld-Routinier Ertan Ekiz blickt auf das richtungweisende Spiel und berichtet von viel Gonsenheimer Optimismus im Klassenkampf.

Ertan, an diesem Freitag steht gegen Arminia Ludwigshafen ein echtes Sechs-Punkte-Spiel an. Und das gegen eine Mannschaft, die wahrlich nicht zu euren Lieblingsgegnern zählt. Wie gut seid ihr gerüstet?

Das stimmt allerdings. Heute war ich zur Behandlung und wurde vom Physio darauf aufmerksam gemacht, dass irgendwann jede Serie reißt. Wir haben die letzten Wochen gut trainiert, seit zwei Wochen läuft das richtig gut. Klar, dass sich das nicht zwingend direkt in Punkten niederschlägt. Aber jetzt ist es egal, wer kommt – außer Koblenz, die waren eine Nummer zu groß für uns –, wir müssen was reißen. Es ist sogar mehr als ein Sechs-Punkte-Spiel. Es muss eine Reaktion her. Man sieht ja, die unteren Mannschaften punkten. Das Gute ist immer noch, dass wir uns selber retten können und viele Mannschaften unten in dem Pulk mit drin sind. Am Freitag müssen wir alles geben, jetzt gilt's.

Spürt man die Drucksituation, die sich aus der Tabelle ergibt, im Mannschaftskreis?

In Gonsenheim generell verspürt man auch in so einer Lage nicht viel Druck, vom Umfeld her. Den Druck machen wir uns selber, weil wir uns endlich aus dieser Lage befreien wollen. Aber es ist kein negativer Druck. Wir wollen unbedingt gewinnen, diese Siegesmentalität spürt man auch in den Trainingseinheiten. In jeder Spielform will jeder unbedingt gewinnen. Tempo und Aggressivität waren in den letzten beiden Wochen sehr gut.

Vorher demnach nicht?

Es hat sich auf jeden Fall deutlich gesteigert. Vielleicht war die Lage nicht jedem bewusst. Wir haben ja gar nicht schlecht gespielt. Aber jetzt wurde es uns immer bewusster, wie eng es wird, dann trainiert man einfach anders.

Ihr habt mit Max Kimnach, Babak Keyhanfar, Arif Güclü, Stefano Pennella, Balcan Sari, Jonas Raltschitsch und Dir einen Kreis erfahrener Spieler, für die es auch nicht der erste Abstiegskampf ist. Wie geht ihr mit all den Talenten um, die wahrscheinlich deutlich nervöser sind in der aktuellen Lage?

Also, eine Nervosität ist nicht spürbar. Wir Erfahreneren leiten die Jüngeren schon an, aber eher motivierend und ohne Druck aufzubauen. So lange jeder nach dem Spiel und dem Training in den Spiegel gucken und sich sagen kann, dass er alles gegeben hat, kann eigentlich nichts schief gehen. Dann packen wir es auch am Freitag.

Wie viele Punkte braucht ihr noch für den Ligaerhalt?

Schwer zu sagen, zwei bis drei Siege brauchen wir wohl schon noch. Es ist doch verrückt, wenn wir jetzt Ludwigshafen schlagen und dann nächste Woche in Völklingen gewinnen sollten, dann hätten wir die sogar eingeholt, und die waren ja eigentlich schon komplett sicher. Ich denke, es kann auch die Teams, die aktuell 36 Punkte haben, noch erwischen, wenn sie einen Negativlauf bekommen.

Wir gehen jetzt einfach mal fest davon aus, dass es klappt mit der sechsten Oberliga-Saison am Stück. Für einen Klub wie den SV Gonsenheim, den „notorischen Underdog“, wäre das eine sensationelle Leistung. Worin liegt die Stärke dieses Vereins?

Einmal eine gute Ausbildung. Ich bin der Meinung, dass Gonsenheim eine sehr gute Jugend hat und jährlich gute Spieler hochbringt. Immer wieder schaffen es Spieler, aus der A-Jugend rauszukommen und direkt Stammspieler zu werden. Dann haben wir mit Babak jemanden, der den Kreis hier sehr gut kennt und immer wieder gute Spieler dazu holt. Und wir sind eingespielt, die Mannschaft spielt im Kern schon lange zusammen. Das zeigt sich schon. Dann ist es auch möglich, mit dem, wie Frank Specht immer wieder sagt, kleinsten Etat der Liga zu bestehen.

Du selbst warst ja ein halbes Jahr nicht dabei, wirkst auf dem Feld aber, als seist Du nie weg gewesen. Wie geht es nun mit Dir und dem SVG weiter?

Wir sind in Gesprächen für die kommende Saison. Ich habe schon einen sehr großen Aufwand betrieben, um halbwegs fit zu sein. Ich merke immer wieder, dass ich noch nicht bei 100 Prozent bin und immer längere Regenerationsphasen brauche. Ich freue mich darauf, auch mal wieder eine Vorbereitung mitzumachen und topfit in die Saison zu gehen. Wir sind in Verhandlungen, ich hoffe dem SV Gonsenheim noch ein Jahr erhalten zu bleiben. Wenn ich nicht in Gonsenheim bleibe, höre ich wahrscheinlich auf. Neues Umfeld, neuer Trainer, dieser Aufwand ist mit meinem Beruf gar nicht mehr vereinbar.

Als Leader auf dem Platz gehst Du mit vorneweg. Könntest Du Dir vorstellen, auch einmal an der Seitenlinie eine Mannschaft zu coachen?

Ja. Ich hatte Dir ja schon einmal gesagt, dass ich mir auch vorstellen könnte, vielleicht erst einmal was im Jugendbereich zu machen. Durch meinen Beruf trat das etwas in den Hintergrund, aber das Interesse habe ich auf jeden Fall. Wenn es beruflich möglich ist, würde ich gerne meine Trainerscheine machen und mich irgendwo ausprobieren. Wie weit es dann geht, kann man immer noch gucken.

Aber erst mal gilt es, den Klassenerhalt zu packen. Das schafft ihr, da bist Du Dir sicher?

Ja. Von der Mentalität her haben wir Jungs da, die sich trotz Studium und Beruf jetzt voll reinhauen und auch mal zu der Freundin sagen: Sei nicht eingeschnappt, wenn wir mal abends nicht essen gehen und ich länger im Training bin. Wir haben etwas wichtiges zu erreichen.

Aufrufe: 028.4.2016, 09:20 Uhr
Torben SchröderAutor