2024-05-02T16:12:49.858Z

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Inniges Verhältnis: Mit Preussens Trainer Obran Marjanovic verstand sich der Japaner sehr gut. Foto: Ulrich Gelmroth
Inniges Verhältnis: Mit Preussens Trainer Obran Marjanovic verstand sich der Japaner sehr gut. Foto: Ulrich Gelmroth

Emotionaler Abschied

Taku Hishida von Preussen Eberswalde geht auf eine Reise die sein Leben verändern wird

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Das hatte niemand erwartet, dass nach Ostern Preussens kleinster Japaner, Taku Hishida, seinem Trainer und der Vereinsführung erklären würde, dass er am Freitag in Falkensee sein letztes Spiel absolvieren würde. Gerade jetzt kam der spielstarke 21-Jährige mit dieser Nachricht, wo die Westender vor den Wochen der Wahrheit um den Klassenerhalt stehen, jeden nur möglichen Punkt benötigen.

Taku, der aus dem Land der aufgehenden Sonne Japan vor knapp eineinhalb Jahren kam, spielte sich schnell in die Herzen seiner Mitspieler und Zuschauer. Der kleine Tausendsassa profilierte sich unter Trainer Torsten Maerz und später Obrad Marjanovic zu einem wichtigen Spieler im Preussen-Team. Schnell gehörte der agile Allrounder zur Startelf und konnte eigentlich alle Positionen spielen, außer Torwart vielleicht mit seinen gerade einmal 1,60 Metern, wie sein Trainer schmunzelnd bemerkte. "Taku ist ein lieber Kerl, träumt von einer großen Fußballer-Karriere. Vielleicht so, wie es einmal Shinji Kagawa tat, der jetzt bei Borussia Dortmund spielt", beschreibt Steven Zimmermann seinen Mitspieler, der besonders auf den Außenbahnen viel Dampf machte.

Das Markenzeichen des kleinen Kerls war aber seine Trikot-Hose, die ihm bis unter die Knie reichte. "Taku war zwar nicht groß, trotzdem war er für seine Gegenspieler oft ein Buch mit sieben Siegeln", lobte Kapitän Marcel Hellmich seinen kleinen japanischen Freund. Mit seiner enormen Sprungkraft habe sich Taku oft höher als seine großgewachsenen Gegner geschraubt und das Duell gewonnen.

Eins schaffte Taku aber nicht, obwohl der kleine Wirbelwind oft im gegnerischen Strafraum auftauchte: in seinen 38 Spielen 2014 und 2015 in der Brandenburgliga einen Treffer zu erzielen. Darüber grämte er sich sehr. In der Zweiten sei es ihm aber gelungen, wie er schelmisch erzählte.

Für sein Preussen-Team ist sein Weggang ein großer Verlust. Doch seine Vereins-Freunde haben Verständnis für seine kurzfristige Entscheidung, einen neuen Weg in seiner Lebensplanung einzuschlagen. Auch wenn es vielen nicht leicht fällt.

Taku kam im Januar 2014 als 19-Jähriger mit zwei weiteren Japaner, Gen und Yasuaki, über Polen nach Eberswalde, um die ersten Schritte auf der Karriereleiter eines Fußballers in der Ferne zu erklimmen. Während Taku in Eberswalde blieb und drei neue japanische Mitspieler inzwischen kennenlernte, sind Gen und Yasuaki schon weiter in die Welt gezogen. Nun erhielt Taku von einem Spielerberater ein Angebot, das auch Taku in die Ferne führen wird. "Ich möchte Sport studieren und gleichzeitig in der Uni-Fußball-Elf kicken", erklärt er mit strahlenden Augen. So ein Angebot habe er nun. Da sein Englisch und Deutsch, beide Sprachen hat er fleißig im Selbststudium gepaukt, noch nicht perfekt ist, hört es sich so an, wenn der kleinen Preussen-Kicker seinen Freunden mit Begeisterung von seinen Plänen erzählte: "Es geht nach Südamerika ... vielleicht Peru ... eine Universität ... ein Uni-Fußball-Team ...". Da Preussen Eberswalde Verständnis für den Lebenstraum seines Spielers hat, wurde einer Vertragsauflösung nach dem Spiel in Falkensee zugestimmt. Die Verabschiedung fand gleich in der Kabine in Falkensee statt, denn Taku startete bereits am Sonnabend von Tegel aus nach Japan. Dort erwartet den liebgewonnenen Ex-Preussen seine Familie, die er in den vergangenen 18 Monaten nur einmal im Juni 2014 besuchen konnte.

"Taku, wir wünschen dir alles Gute für die Zukunft", gibt Kapitän Marcel Hellmich im Namen seines Teams dem kleinen Wirbelwind mit auf den Weg, den möglicherweise auch etwas Heimweh plagte. Trainer Obrad Marjanovic ist gleichfalls voll des Lobes für den kleinen Japaner, der versprach: "Falls es nicht klappt, komme ich im Sommer wieder. Abgemacht!"

Am Sonnabend (15 Uhr, Westendstadion) geht es für die Preussen mit dem Sechs-Punkte-Spiel gegen SC Eintracht Miersdorf/Zeuthen in der Brandenburgliga weiter. Dann wird voraussichtlich der Größte aus dem verbleibenden Japaner-Trio, der 21-jährige Yutaka Abe, so Trainer Marjanovic, in die Fußstapfen des kleinen Wirbelwinds treten.

Aufrufe: 016.4.2015, 07:23 Uhr
MOZ.de / ULRICH GELMROTHAutor