2024-04-24T13:20:38.835Z

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Marc Stein (li.) gegen Adrian Ramos: Kickers halten dagegen
Marc Stein (li.) gegen Adrian Ramos: Kickers halten dagegen

Elan mitnehmen, Fehler abstellen

Stuttgarter Kickers

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1:4 gegen Borussia Dortmund verloren, aber viele Sympathien gewonnen. Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers betrieb mit einem klasse Spiel im DFB-Pokal gegen den Champions-League-Teilnehmer beste Werbung in eigener Sache.

Natürlich war er auch mächtig stolz auf seine Spieler. "Jeder, mit dem ich gesprochen habe, war begeistert von unserem Spiel", freute sich Trainer Horst Steffen. Am lautesten sang der Trainerkollege Klopp die Lobeshymne auf die Blauen: "Für alle, die es nicht wissen: Stuttgarter Kickers kann man gucken, die spielen geilen Fußball, da kann man mal hinfahren", betonte er mit einer Leidenschaft, als stehe er auf der Gehaltsliste der Marketingabteilung der Blauen.

Keine Frage: Das seit dem Amtsantritt von Sportdirektor Michael Zeyer und Trainer Steffen ohnehin positive Image der Kickers wurde durch den couragierten Pokalauftritt auf der großen Bühne weiter aufpoliert. Jetzt hofft der Verein, dass von den 37.000 Zuschauern ein paar neue Freunde hängen bleiben - auch wenn über die Hälfte in der Mercedes-Benz-Arena dem BVB die Daumen drückte. "Wir hätten mehr Zuspruch verdient. Denn es ist toll, was sich entwickelt hat", sagte Präsident Rainer Lorz. Zur Erinnerung: Noch vor einem knappen Jahr hatten die Blauen eine verunsicherte Mannschaft, die in der dritten Liga am Abgrund stand.

Nun gilt es, den Schwung mit in die Punktspiele an diesem Samstag (14 Uhr) beim Halleschen FC und dann am 27. September (19 Uhr) in Reutlingen gegen den aktuellen Spitzenreiter Chemnitzer FC zu nehmen. Gleichzeitig sollen die Fehler minimiert werden. Vor dem gegnerischen Tor ließen die Blauen um die herausragenden Techniker Besar Halimi und Gerrit Müller vier klare Chancen aus. Hinten leistete sich Innenverteidiger Nick Fennell einen fatalen Rückpass, der zum 0:2 führte. "Es reicht nicht, dass wir 80 Minuten konzentriert sind, wir müssen uns 90 Minuten konzentrieren. Auch gegen solch einen Hochkaräter", forderte Zeyer.

Der Sportdirektor ist bekannt für seine hohen Ansprüche. Er legt gerne den Finger in die Wunde. Sogar nach der Pokal-Party gegen den Supercup-Gewinner. "Ich will auch so ein Spiel gewinnen. Und das war ja auch möglich", betonte der ehemalige Profi. Noch mehr Selbstvertrauen, noch mehr Stabilität verspricht er sich für die Liga: "Unsere Laufwege müssen stimmen. Wir müssen den Gegner permanent attackieren und Bälle erobern. Das ist die Basis für unser Spiel, das müssen wir perfekt umsetzen." Wenn das dann gegen einen Gegner wie Dortmund über weite Strecken sehr gut klappt, mache das natürlich Mut, so Zeyer.

Am Gesicht der Mannschaft wird sich, trotz des Netto-Gewinns aus dem Pokalspiel von rund 250.000 Euro, nichts ändern. "Das Geld steht nicht für den Kader zur Verfügung", stellte Zeyer klar. Vielmehr dienen die Einnahmen als Puffer für nicht planbare Situationen. Zudem steht auch der ausgemusterte Patrick Milchraum nach wie vor auf der Gehaltsliste. Zuletzt war der Mittelfeldspieler bei Waldhof Mannheim im Training. Vor einem Jahr gehörte er noch zum Stammpersonal. Doch seitdem hat sich bei den Kickers eben viel geändert.

Info:

Knapp 39.000 Tickets standen zur Verfügung. "Wieso so wenige, bauen die um?", hatte sich Jürgen Klopp in der Woche vor dem DFB-Pokalspiel bei den Kickers gefragt. Inzwischen weiß auch Dortmunds Trainer Bescheid: Die Betreibergesellschaft, bestehend aus dem VfB Stuttgart und der Stadt, bestand darauf, dass die Cannstatter Kurve geschlossen bleibt. Kickers-Sportdirektor Michael Zeyer ärgert dies sehr. "Warum muss die komplette Kurve bis in die Oberränge gesperrt werden? Wir hätten in diesem Bereich gerne einen Familienblock mit preisgünstigen Tickets angeboten." Dem VfB wirft er vor, sich durch diese Aktion bei seinen eigenen Fans, die in der Cannstatter Kurve beheimatet sind, beliebt machen zu wollen. Das Konkurrenzdenken gegenüber den Kickers bezeichnete er als "nicht souverän und ungeheuerlich".

VfB-Direktor Stefan Heim verteidigte die Maßnahme: "Die Kickers mussten gegen Dortmund keinen Fan nach Hause schicken. Vor allem aber standen Sicherheitsaspekte im Vordergrund." In der Vergangenheit war es in der Stadt zu Auseinandersetzungen zwischen VfB- und Kickers-Fans gekommen. Ein Anbringen etwa von Aufklebern in der Cannstatter Kurve hätte zu einer Verschärfung der Auseinandersetzungen führen können, so Heim. (jüf)

Aufrufe: 019.8.2014, 16:00 Uhr
Stuttgarter Nachrichten / Jürgen FreyAutor