2024-04-19T07:32:36.736Z

Allgemeines

Einschwören auf die Herkules-Aufgabe

Starker Aufsteiger aus Krefeld kommt nach Sonsbeck

Drei Spieltage sind es noch bis zur Winterpause. Am ersten erwartet der SV Sonsbeck den Tabellenzweiten, Aufsteiger VfR Krefeld-Fischeln. Die Partie am Sonntagnachmittag wird um 14.30 Uhr angepfiffen.
Der Fußball-Oberligist SV Sonsbeck schleppt als Tabellenletzter die sprichwörtliche "Rote Laterne" in die am Sonntag beginnende Adventszeit. Das ist aus sportlicher Sicht überhaupt nicht angenehm, aber damit kann die Mannschaft umgehen. Das hat sie im jüngsten Spiel, das vor zwei Wochen im Duisburger Westend gegen die U23-Mannschaft des MSV Duisburg stattfand, bewiesen. Da hat das Team um Kapitän Michael Müller trotz eines früh feststehenden klaren Rückstandes und überlegenen Gegners bis in die letzte Minute des Spiels hinein gebissen. Sie hat gezeigt, dass Abstiegskampf auch oder besser in erster Linie etwas mit Kampf zu tun hat.

Entlang dieser Linie kann es aus Sonsbecker Sicht gerne weitergehen, auch wenn die bis zur Winterpause anstehenden Aufgaben es in sich haben: Am Sonntag erwarten die "Roten" Aufsteiger Krefeld-Fischeln, der eine beeindruckende Hinrunde spielt und punktgleich mit dem Wuppertaler SV an der Tabellenspitze thront, in der nächsten Woche folgt dann das immer wieder auf eine sehr spezielle Weise prickelnde Nachbarschaftsduell auf dem "Acker" in Hönnepel-Niedermörmter, und ausklingen wird das Sonsbecker Fußballjahr mit dem Kreisderby gegen den VfB Homberg, der wie der SVS bis über beide Knie im Tabellensumpf steckt.

Da mag man als Trainer des SV Sonsbeck nicht die ganz große Lust verspüren, um über den Sonntag hinaus in die nähere Zukunft zu blicken. Der Berg an potenter Gegnerschaft, der sich vor einem auftürmt, ist gewaltig hoch. So hoch, dass selbst die Zehenspitzen nicht ausreichen, um aus diesem Stand heraus einen freien Blick zu erhaschen. Also macht Thomas Geist das, was Fußballtrainer in vergleichbaren Situationen gerne tun. Er sagt: "Wir gucken von Spiel zu Spiel." Das nimmt einem selbst den Druck, und den Spielern wird es nicht anders gehen. Wünsche indes darf man trotzdem äußern. So wie es Geist in Duisburg schon getan hat, als er auf das Restprogramm seiner Mannschaft und die tabellarische Ausgangssituation blickte. "Vier Punkte sollten es noch werden", sagte der 50-Jährige, um kurz darauf noch einen Extra-Wunsch einem Sahnehäubchen gleich draufzupacken, "am besten sechs". An Tagen wie diesen, wenn das Wünschen nicht verboten ist. Ach ja, Campino und die "Hosen".

Zurück in die Wirklichkeit, die mit knallharten Fakten im Sportpark aufschlägt. Zu Gast ist mit Aufsteiger VfR Krefeld-Fischeln der aktuelle Tabellenzweite. Der Mannschaft ist nach dem Oberliga-Abstieg vor zwei Jahren Sensationelles gelungen. Gegen eine schon damals für Landesliga-Verhältnisse sehr gut aufgestellten Mannschaft des 1. FC Kleve sicherte sich das Team von Trainer Josef Cherfi, der selbst im Siegesrausch der gefeierten Oberliga-Rückkehr auf sympathische Weise bescheiden blieb und sich in die zweite Reihe verdrückte, souverän die Meisterschaft - mit 71 Punkten aus 30 Spielen. Beide Begegnungen gegen den Rivalen Kleve gewann Fischeln - das erste auf heimischem Grund sogar mit 5:1. "Ich kann dem, was mein Kollege geleistet hat, nur größten Respekt entgegen bringen", sagt Geist.

Die mit dem Wiederaufstieg entfachte Aufbruchstimmung rund um die Kölner Straße in Fischeln war es, die die Mannschaft um ihren erst 23-jährigen Anführer Kevin Breuer (Geist: "Der könnte ohne Probleme eine Klasse höher spielen.") in der Oberliga vom ersten Spiel an beflügelte. Die Krefelder tragen eine Idee von Fußball in ihren Reihen, an dem sie konsequent - selbst nach einem Rückstand - festhalten. Zudem brillieren sie durch fein eingeübte Standardsituationen. Davon wird sich vieles am Sonntag im Spiel gegen den SV Sonsbeck wiederfinden - auch wenn die Krefelder nach der schweren Verletzung von Kevin Sonneveld (Kreuzbandriss) gewiss vor einer Herausforderung stehen.

Der Ausfall des 28-Jährigen, der im vierten Jahr in Fischeln spielt, schmerzt vehement, nimmt der Mannschaft vielleicht auch etwas von ihrer Offensivwucht im schnellen Umschaltspiel. Ändert aber an der Ausgangslage der morgigen Begegnung wenig. Fischeln bleibt haushoher Favorit, Sonsbeck der Underdog. So wie es die Tabelle wiedergibt: Zweiter trifft auf Letzten. Nur gut, dass Sonsbecks Trainer Geist bis auf Markus Kralemann alle Spieler seines Kaders einsetzen kann. Er wird sie alle benötigen und dazu ihren außergewöhnlichen Einsatz. Dann, ja dann könnte sich ein interessantes Spiel entwickeln, dessen Besuch sich in jedem Fall lohnt - an Tagen wie diesem.

Aufrufe: 029.11.2014, 08:11 Uhr
RP / Reinhard PöselAutor