2024-05-10T08:19:16.237Z

Turnier
F: Harbke
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Einlagespiel als großer gemeinsamer Nenner

HALLENSTADTPOKAL: +++ Idee von Gerhard Kerzmann, Flüchtlingsteam am Stadtpokal teilnehmen zu lassen, entfaltet Eigendynamik +++ Turnier soll nicht verwässert werden +++

giessen . Der Vorschlag hat Kreise gezogen, das Thema ist auf der Agenda, allein damit ist Gerhard Kerzmann schon ein Stück weit zufrieden. „Ich denke, Gießen hat das toll gewuppt mit den Flüchtlingen, und deshalb ist es gut, wenn man da am Ball bleibt“, sagt der beim TSV Klein-Linden für die Öffentlichkeitsarbeit zuständige Fußball-Funktionär. Kerzmanns Idee war es, eine Flüchtlingsmannschaft beim Gießener Hallenstadtpokal teilnehmen zu lassen.

Das hatte „Kerzi“ offensiv in einer Rundmail kommuniziert, die sowohl an die TSG Wieseck als Ausrichter, aber auch an das Sportamt der Stadt Gießen oder Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz als Sportdezernentin ging. Der Sportliche Leiter der TSG Wieseck, Jörg Hildebrand, hatte daraufhin als erster den Ball zurückgespielt und meldete Bedenken an, die in erster Linie formaler Natur waren, denn „grundsätzlich finden wir den Vorschlag gut“, doch „stehen unseres Erachtens sehr viele ungeklärte Fragen der Teilnahme einer nicht organisierten Mannschaft entgegen“, die in der Kürze der Zeit so nicht abzuarbeiten seien.

Ganz ähnlich sahen und sehen das auch Sportamtsleiter Tobias Erben und Kreisfußballwart Henry Mohr, die darauf hinwiesen, dass der Stadtpokal als offizielles Turnier angemeldet wird und eine lange Tradition habe, die durch eine Mannschaft außer Konkurrenz verwässert werde. Zumal „das so einfach nicht ist“, weil man „den Stadtpokal dann quasi als Freizeitturnier beim Hessischen Fußball Verband anmelden und umdeklarieren müsse“, wie Mohr betont. „Dann können aber gleich auch noch Betriebs- oder Schoppenmannschaften dafür melden.“

Die Problematik ist Gerhard Kerzmann bewusst: „Man müsste tatsächlich beim HFV einen neuen Antrag stellen. Prinzipiell finde ich es halt schade, dass es da so hohe Hürden zu erklimmen gilt, aber ich verstehe auch die daraus resultierenden Bedenken.“ Von daher sei er auch zu der Überzeugung gelangt, dass es „vielleicht eine gute Idee ist, zwei Flüchtlingsmannschaften ein Einlagespiel machen zu lassen, das können sie dann auch bei unserem ID-Cup in Kleinlinden wiederholen.“ Diese Idee hatten auch Mohr und Erben favorisiert. Mit Harry Pfeiffer, Jugendleiter beim VfB 1900 Gießen und beim Regierungspräsidium zuständig für das Thema Sport und Flüchtlinge in der HEAE, hatte Kerzmann auch schon Kontakt. Das bestätigt Pfeiffer: „Wenn der ausrichtende Verein beim Landessportbund gemeldet ist, dann ist die Versicherung abgedeckt. Das wäre kein Problem. Aber ich bin auch dafür, lieber ein Einlagespiel zu machen, das erfüllt den Zweck am besten. Die Jungs freuen sich, es hat einen guten Effekt, aber der Stadtpokal hat als Turnier doch eine andere Bedeutung. Und ist auch manchmal sehr hitzig.“ Man müsse jetzt sehen, wie „Wieseck das organisiert“.

Die Idee von Kerzmann jedenfalls wird weitergedacht: „Ich denke, das Thema wird uns weiterbeschäftigen“, sagt dieser: „Sport ist einfach gut für die Integration.“ Das wollte er mal wieder ins Bewusstein bringen. Es ist ihm gelungen.



Aufrufe: 08.11.2016, 07:00 Uhr
Rüdiger Dittrich (Gießener Anzeiger)Autor