2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait

Einer für die Landesliga

Mirko Eckart hat sich als Schiedsrichter nach oben gearbeitet. Von Freunden sah er aber die Rote Karte.

Mirko Eckart ist als Schiedsrichter für den SV 52 Zschaitz aktiv. Er leitet seit acht Jahren Spiele in der Landesliga und ist als Assistent auch in der Oberliga unterwegs. Die Rote Karte setzt er eher selten ein. Foto: André Braun

Tolle Freunde habe ich, wird Mirko Eckart damals gedacht haben. Als er zwölf Jahre alt war, sprachen einige Vereinskameraden beim SV 52 Zschaitz davon, einen Schiedsrichterlehrgang machen zu wollen. „Warum nicht, dachte ich, und sagte ebenfalls zu. Beim Lehrgang war ich dann allerdings der einzige aus unserem Verein“, schildert der 33-Jährige die damalige Situation. Er blieb dabei und ist als Fußball-Schiedsrichter bis in die sächsische Landesliga aufgestiegen. Zudem engagiert sich Eckart auch ehrenamtlich. Er arbeitet in der Kommission des Fußballverbandes Muldental/Leipziger Land mit, die sich um die Ausbildung der Schiedsrichter kümmert. Deshalb ist er für die Kategorie Ehrenamt „Ohne die es nicht geht!“ beim Fußball-Spezial der 19. Sportlerwahl des Döbelner Anzeigers nominiert.

Dass ihm seine Vereinskameraden damals praktisch die Rote Karte gezeigt haben, hat ihnen Mirko Eckart nie übelgenommen. „Ich habe mich der Aufgabe gestellt, weil sie mich gereizt hat“, sagt er. Im Leben müsse man sich ständig neuen Herausforderungen stellen, deshalb habe er keine Probleme gehabt. Die Schiedsrichterei macht im nach wie vor Spaß. Man müsse sich immer wieder auf verschiedene Situationen einstellen, sagt er. „Man lernt viele Leute kennen und daraus sind auch Freundschaften entstanden“, so Eckart.

Seit acht Jahren ist er in der Landesliga aktiv. Hinzu kommen Einsätze als Schiedsrichterassistent in der Oberliga beziehungsweise als Unparteiischer in den Regionalligen der Frauen und der Junioren. Folgerichtig fährt er auch ziemlich weite Strecken. Einsätze in Berlin, Brandenburg, Thüringen und Sachsen-Anhalt sind keine Seltenheit. Ab und zu kommt es auch vor, dass er zu Spielen auf Kreisebene eingesetzt wird. Insgesamt kommen so in einer Saison bis zu 60 Spiele zusammen. „Es gibt viele Wochenenden, an denen ich doppelt eingesetzt bin“, sagt Eckart.

Dabei ist es für ihn gar nicht einfach, Familie, Beruf und die Aufgabe als Schiedsrichter unter einen Hut zu bringen. Mirko Eckart arbeitet als Kraftfahrer für eine Meißener Mineralölfirma. Er beliefert Kunden in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Thüringen. „Spiele in der Woche zu pfeifen, ist für mich kaum möglich. Aber das weiß der Ansetzer.“ Zielgerichtetes Training sei deshalb kaum drin. „Die Fitness kommt bei der Arbeit und bei den Spielen am Wochenende“, sieht Eckart diesen Umstand gelassen. Die einzige Ausnahme: Vor den durch den Sächsischen Fußball-Verband angesetzten Fitnesstests drehe er schon ein paar Extrarunden.

Der Beichaer, der seit fünf Jahren in Döbeln wohnt, kann aber auch auf die Unterstützung seiner Familie zählen. Partnerin Maria, die im Moment mit dem zweiten gemeinsamen Kind schwanger ist, hält ihm den Rücken frei. Und Söhnchen Louis nimmt mit seinen fünf Jahren schon regen Anteil an Papas Schiedsrichterauftritten. „Er fragt mich oft, welches Spiel ich denn gepfiffen habe“, berichtet der stolze Vater.

Mirko Eckart bezeichnet sich selbst als kommunikativen Schiedsrichter. „Ich ziehe es vor, mit den Spielern zu reden, ihnen auch mal was zu erklären, als sofort Karten zu ziehen“, sagt Eckart. So hat er in 20 Jahren als Schiedsrichter noch keine 20 Roten Karten verteilt. Nur eine Sorte Spieler kann er nicht so richtig leiden. „Das sind meist altgediente Akteure, die höherklassig gespielt haben, und sich auf dem Spielfeld als Besserwisser aufspielen“, so Eckart. Doch davon lasse er sich nicht beeindrucken. Aus den Unmutsäußerungen solcher Leute und auch so manchen Zuschauers ziehe er Motivation. „Und schließlich gibt es auch Leute, die positive Rückmeldung geben“, freut sich der 33-Jährige.

Höhepunkte sind für ihn solche Spiele wie im Sachsenpokal zwischen Chemnitzer FC und Dynamo Dresden im Jahr 2009 vor 7 500 Zuschauern oder in diesem Jahr zwischen VfB Auerbach und Dynamo Dresden, bei denen er als 4. Offizieller eingesetzt war. In der Landesliga gehörte die Begegnung zwischen BSG Chemie Leipzig und FC Inter Leipzig in der Saison 2014/2015 vor 1 700 Zuschauern zu den diffizilen Aufgaben. Doch auch diese Partie brachte er über die Bühne und kam ohne Gelb-Rote oder Rote Karten aus.

Aufrufe: 021.7.2016, 13:28 Uhr
Frank KornAutor