2024-05-10T08:19:16.237Z

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F: Jan Sigel
F: Jan Sigel

Einer der letzten seiner Art sagt ade

Rudi Michalsky war für die DJK Gnadental mehr als ein Platzwart

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Rudi Michalsky (63) war auf der Bezirkssportanlage am Nixhütter Weg in Gnadental viel mehr als nur Platzwart. Sein Herz galt vor allem der Jugend, die er förderte und forderte. Das ehemalige Radsport-Ass hatte am Donnerstag seinen letzten Arbeitstag.
Rudi Michalsky nimmt seinen Hut. Am Donnerstag verrichtete der seit einer Woche 63-Jährige zum letzten Mal seinen Dienst als Platzwart auf der Bezirkssportanlage der DJK Gnadental am Nixhütter Weg. So wie seit mehr als einem Vierteljahrhundert. Sein Nachfolger ist bereits eingearbeitet, doch Ernst Rohr, 2. Vorsitzender der DJK, weiß ziemlich genau, was der Verein verliert: "So einen wie ihn kriegen wir nie mehr." In der Tat: Da geht eine Institution - einer der letzten seiner Art sozusagen. Denn Rudi Michalsky war in Gnadental so viel mehr als ein städtischer Angestellter mit der klar umrissenen Aufgabe, die Sportanlage in Schuss zu halten.

Schon kurz nach ihrem Umzug von Hoisten nach Gnadental 1989 fanden Rudi, seine Frau Anita sowie die Kinder Yvonne und Sebastian Michalsky einen Weg, sich gewinnbringend für andere einzusetzen. Rudi Michalsky, einst ein erstklassiger Radsportler mit 189 (!) Erfolgen auf der Straße, kümmerte sich als Geschäftsführer (bis 2013) um die Jugendabteilung. die unter seiner Führung auf Anhieb von 44 auf 180 Mitglieder anwuchs. Er vertrat die DJK als Schiedsrichter, führte die B-Jugend in seinen zehn Jahren als Trainer der Kreisauswahl zur Niederrheinmeisterschaft und holte regelmäßig Jugendtrainer-Lehrgänge des Fußballverbandes Niederrhein (FVN) an den Nixhütter Weg.

Unverzichtbare Grundlagenarbeit, die (viel zu selten) auch offiziell gewürdigt wurde: 2002 kürte ihn der Fußballkreis 5 Grevenbroich/Neuss zu seinem "Ehrenamtler des Jahres", in seiner 1999 erhaltenen Urkunde zum Jugendleiter-Ehrenzeichen des Westdeutschen Fußballverbandes (WFV) heißt es: "In Würdigung seiner treu, hingebungsvoll und in aller Stille geleisteten Tätigkeit zum Wohle unserer Fußballjugend." Natürlich war er auch in seinem eigentlichen Job eine Klasse für sich. "Die als erfolgreicher Radsportler erlernte Professionalität wollte er uns als Platzwart vermitteln", sagt Ernst Rohr, der mit Rudi Michalsky seit dessen erster Stunde bei der DJK zusammenarbeitet. Mehr noch: Als es darum ging, den Innenhof des Vereinsheims zu überdachen, profitierte der Verein von seinen handwerklichen Fähigkeiten. Rohr erinnert sich, "dass er uns, wenn es sein musste, selbst unter Flutlicht den Platz für den nächsten Tag abgezogen oder noch am Sonntagmorgen den Rasen präpariert hat." Zusatzleistungen, die die verwöhnten Klubmitglieder in Zukunft schmerzlich vermissen werden, weiß er schon jetzt. Darum hält er es mit Trude Herrs zu Herzen gehendem Klassiker "Niemals geht man so ganz" und hofft, "dass die Jugendabteilung weiterhin auf seine Fähigkeiten bauen kann". So ganz unwahrscheinlich ist das nicht. Zum einen hängt der frischgebackene Ruheständler an seinen Jungs, zum anderen bleibt das Vereinsheim am Nixhütter Weg der Arbeitsplatz seiner patenten Frau Anita. Die ist schließlich erst 58, was Rohr zuversichtlich stimmt, "dass sie uns noch eine Weile erhalten bleibt. "Denn was sie macht ist, vereinszusammenführend hoch drei!"

Auch wenn es mit einer Olympia-Teilnahme nie geklappt hat, auf seiner Rennmaschine dürfte der leidenschaftliche Radsportler, dessen Bruder Hans fünfmal Deutscher Meister und dreimal Militärweltmeister war, ab jetzt wohl noch häufiger zu sehen sein. Wahrscheinlich gehen die Touren bis zum Uhlenkrug-Stadion, wo sein Sohn Sebastian für den Oberligisten ETB SW Essen kickt. Mit ihm fährt die Erinnerung an seine Jahre im Nationalteam und an die Rennen in Afrika, wo 100 000 Zuschauer für Gänsehaut-Atmosphäre gesorgt hatten.

Aufrufe: 01.5.2015, 16:00 Uhr
NGZ / Dirk SitterleAutor