2024-05-02T16:12:49.858Z

FuPa Portrait
Lorenzo Gremes kann mit dem Ball umgehen. Das will er auch bei der schwäbischen Hallenmeisterschaft in Günzburg zeigen. Mit dem TSV Schwaben trifft er auf die SpVgg Kaufbeuren.	F.: Klaus Rainer Krieger
Lorenzo Gremes kann mit dem Ball umgehen. Das will er auch bei der schwäbischen Hallenmeisterschaft in Günzburg zeigen. Mit dem TSV Schwaben trifft er auf die SpVgg Kaufbeuren. F.: Klaus Rainer Krieger

Einen anderen Blick auf den Fußball

Lorenzo Gremes spielte als Jugendlicher beim FC Bayern und träumte von einer Profikarriere +++ Heute trägt er das violette Trikot des TSV Schwaben und ist damit glücklich

Das Leben schreibt seine eigenen Geschichten. Manchmal verlaufen diese anders, als ursprünglich geplant. Auch bei jungen, talentierten Fußballern, die den Traum von einer Profikarriere leben und in frühen Jahren schon in der Nachwuchsabteilung eines Bundesligisten spielen. Das Tor nach oben scheint offen zu sein, doch plötzlich tauchen Hindernisse auf und die Karriere nimmt einen anderen Lauf.

Wie bei Lorenzo Gremes, 25 Jahre alt, heute Offensivspieler beim Bezirksligisten TSV Schwaben Augsburg. Von den E- bis zu den C-Junioren spielte der Königsbrunner fünf Jahre beim FC Bayern München. Die Scouts des Rekordmeisters hatten ihn entdeckt, er wechselte vom TSV Königsbrunn an die Säbener Straße. Mit dem Vereins- war auch ein Schulwechsel verbunden, denn nach der fünften Klasse am Königsbrunner Gymnasium ging er an das Theodolinden-Gymnasium in der Landeshauptstadt, einer der sogenannten Partnerschulen des Leistungssports.

Fortan pendelte er mit der Bus und Bahn nach München, vom Hauptbahnhof mit der U-Bahn bis zum Mangfallplatz, direkt an der Lehranstalt. Fast täglich stand neben dem normalen Unterricht auch Fußball auf dem Stundenplan, nach den Hausaufgaben das Training beim FC Bayern. Lorenzo Gremes spielte zusammen mit heutigen Bundesligaprofis wie Mats Hummels (Borussia Dortmund), Sandro Wagner (Hertha BSC) oder Henry Rummenigge, einen der Söhne des Bayern-Chef, er gehörte zu den Hochbegabten.

„Ich war immer Stammspieler“, blickt er zurück. Doch dann meinte es das Schicksal nicht mehr so gut mit ihm. Zunächst musste er wegen Pfeifferschen Drüsenfiebers pausieren, nach dem ersten C-Junioren-Jahr (U14) eröffneten ihm die Verantwortlichen, dass er körperlich zu schwach sei, um fortan in einer älteren Altersklasse bestehen zu können. In den Punktspielen traten die Bayern mit den C1-Junioren (U15) gegen B-Jugendliche anderer Vereine an. Beim FC Augsburg bekamen dies die Verantwortliche um den damaligen A-Juniorentrainer Heiner Schuhmann mit, Lorenzo Gremes wechselte von der Isar an den Lech.

Schuhmann kann sich noch gut an den Offensivspieler erinnern. „Er war äußerst talentiert, hatte durchaus das Zeug, später ganz oben zu spielen“, sagt der heutige Dortmunder Talentsichter. Doch Gremes ging einen anderen Weg, er kehrte nach Königsbrunn zu seinen Wurzeln zurück. „Wir haben damals auch in der Bayernliga gespielt“, begründet er diesen Wechsel.

Der vielleicht einen Knackpunkt in seiner Karriere bedeutete. Obwohl er es nach einem Herrenjahr bei den Brunnenstädtern nochmals höherklassig wissen wollte. 2008 holt ihn Trainer Janos Radoki zum TSV Rain in die Bayernliga. Doch bei den Nordschwaben machten ihm Verletzungen einen Strich durch die Rechnung, er kam nur auf 14 Saisoneinsätze. „Rain hätte mich gerne behalten“, blickt er zurück. Doch er wollte oder konnte aus beruflichen Gründen nicht mehr den großen zeitlichen Aufwand betreiben und schloss sich dem TSV Schwaben Augsburg an.

Bei PCI, einem Hersteller von bauchemischen Produkten, absolviert er eine Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik, die er mit einem überragenden Notenschnitt von 1,0 abschloss. Heute arbeitet er bei PCI im Export, der Fußball ist sein Hobby. Dass es mit der großen Karriere nicht geklappt hat, scheint Lorenzo Gremes gut verkraftet zu haben. „Mein Leben verläuft auch so recht gut“, sagt er zufrieden und macht sich offenbar keine großen Gedanken mehr, weshalb es mit einer Laufbahn als Profi nicht geklappt hat.

„Neben Talent braucht man wohl auch Glück“, resümierte Gremes, der sich mit den Schwaben für die Endrunde um die schwäbische Futsalmeisterschaft am Samstag (14 Uhr) in Günzburg qualifiziert hat. Dort treffen die Augsburger im Viertelfinale auf die Spvgg Kaufbeuren. Bei den Violetten, mit denen Gremes beim Finalturnier eine gute Figur und am Saisonende in die Landesliga aufsteigen möchte, zählt er längst zu den absoluten Leistungsträgern. Er fühlt sich bei den „Violetten“ wohl, „hier kann ich Beruf und Fußball gut miteinander verbinden“.

Aufrufe: 010.1.2014, 20:31 Uhr
Augsburger Allgemeine / Herbert SchmollAutor