2024-04-23T06:39:20.694Z

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Jessica May wird bald das Nationalmann­schaftstrikot tra­gen.F: Zink
Jessica May wird bald das Nationalmann­schaftstrikot tra­gen.F: Zink

Eine Überraschung und viel Entwicklungspotenzial

Jessica May aus der U17 des FCN darf für Deutschland spielen, der Club plant derweil fürs nächste Jahr

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Das 10:0 der U 17-Fußballerinnen des 1.FC Nürnberg gegen den SV Wein­berg in der Bundesliga Süd ist abge­hakt. Wichtiger für die kontinuierliche Nachwuchsarbeit beim 1.FCN sind aktuell zwei Personalien: Trainer Osman Cankaya verlängerte seinen Vertrag um zwei Jahre und Jessica May, die Spielführerin der U17, wurde als erste Nürnberger Nachwuchs­spielerin in den DFB-Nationalkader für die EM in Weißrussland berufen.

Mit dem 1. FFC Frankfurt, eine der ersten Adressen im deutschen Frauen­fußball, und RB Leipzig, finanzstar­ker Aufstiegskandidat in die Bundesli­ga, hatten zwei renommierte Vereine Kontakt zu Osman Cankaya aufge­nommen. Etwas grübeln musste der 26-Jährige schon, entschieden hat er sich jedoch weitere zwei Jahre für den Club, weil er hier mit seinem Trainer­team schon einiges bewegt hat.

Vor allem jedoch, „weil der Verein mit seinen Strukturen, seiner glänzen­den Verbindung von schulischen und leistungssportlichen Anforderungen durch die Zusammenarbeit vor allem mit der Bertolt-Brecht-Schule sich nicht vor den Großen zu verstecken braucht“. Die Aufbauarbeit der ver­gangenen Jahre will er fortsetzen, sieht angesichts des stimmigen Rund­um- Pakets für die Betreuung der Mäd­chen viel Entwicklungspotenzial.

Angebote namhafter Vereine hat auch Jessica May vorliegen, und nach der Berufung in den EM-Nationalka­der durch DFB-Trainerin Anouschka Bernhard werden es sicherlich nicht weniger werden für die Defensivspie­lerin, die in der kommenden Saison aus Altersgründen in den Seniorenbe­reich wechselt. Darüber reden will sie nicht, eine Entscheidung steht noch aus – und aktuell steht die EM als Höhepunkt ihres jungen Sportlerle­bens bevor.

„Total überrascht worden“ sei sie von der Entscheidung nach erst zwei Länderspielen. „Die Trainerin war von meinem guten Spielverständnis angetan“, hat sie im Gegensatz zum Club, wo sie ihren Platz im defensiven Mittelfeld hat, als linke Außenverteidi­gerin eingeplant. Und natürlich ist die Hoffnung groß, in den Gruppenspie­len gegen Titelverteidiger Spanien (4. Mai), Italien (7. Mai) und Tschechien (10. Mai) auch eingesetzt zu werden.

Knackpunkt Übergang

Was danach, nach den beiden letz­ten Bundesliga-Spielen, kommt? Schulterzucken. Den Ausschlag gibt letztlich die Ligazugehörigkeit, um den nächsten Karriereschritt in Angriff zu nehmen. Schlechte Karten also für die Frauenmannschaft des Club als Regionalligist. Die Zweitliga-Zugehörigkeit würde vieles einfacher machen – nicht nur für Jessica May, sondern eventuell für weitere Leis­tungsträgerinnen wie Paula Bittner und Katja Fischer, die ebenfalls aus Altersgründen die U17 verlassen wer­den. Vor allem aber für den Verein.

Die Verantwortlichen mit Vereinschef Andreas Exner und Frauentrainer Norbert Frey an der Spitze wissen, dass der Knackpunkt der Übergang von der Jugend zu den Erwachsenen ist. Für den Aufstieg in die Zweitklas­sigkeit ist trotz aller eigenen Talente langer Atem notwendig, oder es müss­te für externe Verstärkungen „viel Geld in die Hand genommen werden“, meint Exner. Das will (und kann) man nicht, Liga zwei bleibt dennoch das Ziel. „Der Aufstieg steht im Mittelpunkt, da zie­hen wir an einem Strang“, sagt Canka­ya – mit dem Risiko, dass vorerst die besten Talente für andere Vereine aus­gebildet werden. Die Jugendarbeit wird dennoch nicht vernachlässigt, Exner lobt explizit, dass es immer wie­der gelingt, entwicklungsfähige Talen­te an den Verein zu binden. Und Nach­wuchsleiter Heinz Seidler-Kniffka ist angesichts des Enthusiasmus von Can­kaya überzeugt, „dass wir noch nicht am Ende der Fahnenstange sind“.

Zwei Neuzugänge

„Fast durch mit der Kaderplanung“ sieht sich Cankaya für die U17 der Sai­son 2016/17. Trotz der Altersfluktuati­on ist ein totaler Umbruch kein The­ma, weil immer darauf geachtet wird, dass im Kader Spielerinnen des jünge­ren Jahrganges überwiegen, die Schritt für Schritt herangeführt wer­den. Daher spielt das intensive Scou­ting eine große Rolle, speziell für ihn und Co-Trainer Lukas Steinbrenner. Passen müssen die Neuen zur Mann­schaft, nicht nur sportlich, sondern auch vom Typ her.

Zwei, die diese Voraussetzungen erfüllen und die vom Club-Konzept überzeugt sind, kann Cankaya schon nennen: Anna Madl, 15, vom 1.FC Passau ist eine seiner Wunschkandida­tinnen fürs Mittelfeld und stand als Spielführerin der U16-Bayernaus­wahl auch bei anderen Interessenten auf dem Zettel. Dagegen ist Tabea Dei­ters, 15, vom VfR Großostheim bei Aschaffenburg ein selbst Kennern weitgehend unbekannter Name. Als Defensivspielerin vorgesehen, tut sie sich in ihrem Verein derzeit als überra­gende Torschützin hervor – offensicht­lich ein Rohdiamant mit Überra­schungspotenzial.

Aufrufe: 03.5.2016, 12:29 Uhr
Wieland Peter (NN)Autor