2024-04-25T14:35:39.956Z

FuPa Portrait
Sich hinlegen und mal durchschnaufen. Dazu hat Herbert „Katsche“ Wagner nun mehr Zeit. Nach 50 Jahren im Fußball, davon 28 Jahre als Abteilungsleiter beim ASV Hiltenfingen, hat er seine Ämter abgegeben. 	F.: Reinhold Radloff
Sich hinlegen und mal durchschnaufen. Dazu hat Herbert „Katsche“ Wagner nun mehr Zeit. Nach 50 Jahren im Fußball, davon 28 Jahre als Abteilungsleiter beim ASV Hiltenfingen, hat er seine Ämter abgegeben. F.: Reinhold Radloff

Eine Legende geht in den Funktionärsruhestand

Herbert Wagner gibt nach 28 Jahren sein Amt als Abteilungsleiter beim ASV Hiltenfingen auf

Der Schweiß rinnt in Strömen von seiner Stirn, schon nach ein paar Minuten Spielzeit. Das war nicht immer so, denn Herbert Wagner spielte sogar mal in der Landesliga, hatte eine Top-Kondition. Das ist aber nicht der Grund für das Gespräch mit ihm, sondern seine unglaublich lange Geschichte beim ASV Hiltenfingen und das Ende seiner dortigen Karriere mit einigen Enthüllungen.

50 Jahre seines Lebens verbrachte Herbert Wagner im und mit dem ASV Hiltenfingen, vollgepackt mit Ereignissen und Erlebnissen, von denen er, wie er sagt, „nichts vermissen will“. Mit 13 begann er beim ASV zu kicken und entwickelte sich schnell zu einem der Führungsspieler, immer voll Einsatzwillen, voll Kampfgeist, voll Aggressivität.

Weil sich der heute 63-Jährige damals in seinem Geburtsort sportlich nicht ausgelastet fühlte, wechselte er 1979 zu Salamander Türkheim, schaffte mit dem dortigen Team den Aufstieg in die Landesliga. „Das absolute Highlight“, so erinnert er sich an seine Legionärszeit, „war das Pokalspiel gegen den Drittligisten Bonner SC, das wir dort allerdings mit 0:4 verloren.“ Nach dem sofortigen Wiederabstieg in die Bezirksliga ging Wagner 1982 wieder zurück zu seinem Heimatverein, dem er bis heute treu blieb, „aus Überzeugung“, wie er sagt. Dort spielte er dann bis 35 Jahre in der ersten und bis 62 in der zweiten Mannschaft, immer ehrgeizig, immer ohne größere Verletzungen.

1988 stieg er dann ins Organisationsteam ein, allerdings auf eine ganz spezielle Art: „Weil Kornelius Griebl 1988 nicht mehr als Vorsitzender kandidierte und Karl-Heinz Blätz, der nicht gerade als Fußball-Insider galt, sein Nachfolger wurde, sollte ein Fußballabteilungsleiter installiert werden. Da brachten sie mich ins Gespräch, weil ich mich immer schon sehr für den Verein eingesetzt hatte.“

Der Bauingenieur erinnert sich, dass er damals viel Aufbauarbeit leistete, „denn der Fußball lag bei uns total am Boden. Es dauerte bis 1997, bis die Mannschaft in die Kreisklasse aufstieg, pünktlich zum 50-jährigen Bestehen des Vereins. „Die ersten 15 Spiele mit Trainer Ferdinand Sedlmeier haben wir damals alle gewonnen“, strahlt Wagner.

Noch eins drauf setzte der Verein mit dem Aufstieg in die Kreisliga, damals unter Andi Lill, „der für uns zu diesem Zeitpunkt aufgrund seiner Kontakte ein Glücksfall war.“ Über den Negativhöhepunkt der Fußballer kann sich der Ex-Abteilungsleiter noch heute ärgern: „Wegen eines angeblichen Freundschaftsspiels für den SSV Bobingen wurde unser Neuzugang René Wendler bei uns gesperrt, und uns hat der Verband 15 Punkte abgezogen. Das war nicht in Ordnung.“

In der vergangenen Saison spielten die Hiltenfinger wieder um den Aufstieg mit, allerdings nur bis zur Winterpause. Dann kam der herbe Einbruch, „warum auch immer“, so „Katsche“, wie ihn alle nennen. Warum? „Ich bin immer schon ein glühender Fan des FC Bayern und bei vielen seiner Spielen dabei, auch im Europacup in aller Welt. Und weil ich auf der Position von Katsche Schwarzenbeck gespielt habe, haben sie auch mir seinen Spitznamen gegeben“, erzählt Wagner, von dem viele gar nicht wissen, wie er wirklich mit Vornamen heißt.

Katsche, das war in den vergangenen 28 Jahren als Abteilungsleiter der Mann für alle Fälle, der Spieler, der Organisator, der streitbare Mitarbeiter, der nicht zu bremsen war: „2006 führten wir im vorletzten Saisonspiel 1:0 und wären mit dem Sieg in die Kreisliga aufgesteigen. Dann fiel das 1:1 aus einer klaren Abseitsposition. Ich war so erzürnt, rannte während der Partie aufs Spielfeld und wollte den Schiri dazu bewegen, den Treffer zurückzunehmen. Er hat es nicht gemacht. Wir sind ein Spiel später dann doch aufgestiegen.“ Den Schiri will er damals nicht beleidigt haben. „Darauf bin ich stolz. So etwas habe ich nie gemacht. Ruhiger geworden ist Wagner, der ,geht nicht gibt’s nicht‘ zu seinem Lebensmotto gemacht hat, in all seinen Fußballjahren nicht, bis heute. Nach 28 Jahren, wie sein Namenskumpel Schwarzenbeck seinen Schreibwarenladen, gab der Hiltenfinger jetzt die Abteilungsleitung ab: „1000 Spielersitzungen, 1000 Sonntage auf dem Platz genügen. Vor allem wollte ich aber das Amt in jüngere Hände geben, auch wenn mich die Fußballer immer jung gehalten haben.“

Seinen Beruf als Buchloer Stadtbaumeister wird er noch bis zur Pensionierung ausüben, nebenbei auf jeden Fall dem ASV treu bleiben. „Wenn sie mich brauchen, bin ich natürlich da“, sagt er und äußerst seine Vorstellungen für die Zukunft seines Vereins: „Die Plätze, das Sportheim und die Finanzen sollen immer in Ordnung sein und: der Aufstieg in die Kreisliga gelingen. Da gehören wir hin. Attacke“, wie er immer zu sagen pflegte.

Aufrufe: 012.8.2016, 11:16 Uhr
Schwabmünchner Zeitung / Reinhold RadloffAutor