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Vereinsnachrichten
Zukünftig noch enger zusammenrücken muss der FC Wacker Bamberg. F: Michael Pauly
Zukünftig noch enger zusammenrücken muss der FC Wacker Bamberg. F: Michael Pauly

Eine Lanze wird gebrochen für Jürgen Pflaum

Ehemaliger Trainer von Wacker Bamberg seit zwei Wochen nicht mehr im Amt bei den Oberfranken +++ Vorstand und Mannschaft versuchten den 46-Jährigen bis zuletzt umzustimmen

25.09.2016: 1:7 gegen Lauter. Die nächste herbe Klatsche für den FC Wacker Bamberg. Nach zehn Spielen weist das Konto der Grün-Schwarzen lediglich vier Punkte auf. Aktuell befinden sich die Domstädter auf dem letzten Tabellenplatz. Eigentlich zu wenig, um weiterhin am Trainer festzuhalten. Der Vorstand macht dies trotzdem. Die Mannschaft tut es jenen gleich. Am Ende nahm Jürgen Pflaum (46) aber selbst ein letztes Mal das Zepter in die Hand und sagt „Ade“. Der ehemalige Landesligaspieler gab nach fünf Jahren sein Traineramt ab.

„Er war sozusagen das Herz des Vereins. Als Spieler hat er bis zum Schluss bei uns ausgeholfen“, schwärmt Wackerspieler Jonas Weilbach (31). Es sind nur wenige von vielen lobenden Worten über Ex-Trainer Jürgen Pflaum (46). Der ehemalige Übungsleiter vom FC Wacker Bamberg übernahm im Jahr 2011 das Kommando des Kreisklassisten, hielt eine halbe Dekade die Zügel des Vereins in der Hand, bevor er selbst vor knapp zwei Wochen die Reißleine zog. Am Ende also keine Beurlaubung, sondern ein Trainerrücktritt, über den Pflaum schon Wochen vor der entscheidenden Pleite gegen Lauter (1:7) nachdachte. „Seit ein paar Wochen geisterte es in seinem Kopf herum. Er hat uns nach seinem letzten Spiel gesagt, dass er denkt, nicht mehr der Richtige für die Mannschaft zu sein“, berichtet Weilbach. Selbst letzte verzweifelte Überzeugungsversuche seitens Verantwortlicher waren erfolglos. Der Entschluss stand. Der Mann an der Kommandobrücke sollte gehen. „Wir und der Vorstand haben noch versucht dem Ganzen entgegenzuwirken, denn er ist nicht erst seit gestern da und wir wissen was wir an ihm haben“, betont Weilbach gezielt. Damit meint der 31-Jährige nicht nur die positiv scharfen Trainingsmethoden und die Tatsache, dass Pflaum im prekären Fall selbst noch einmal den Notnagel spielte und die Schuhe schnürte, sondern viel mehr das Drumherum, die Aufgaben, die in einem Amateurverein anfallen, für die ein Proficlub mindestens ein Dutzend Mitarbeiter hat. „Jürgen hat immer 100% gegeben und das nicht nur an der Seitenlinie. Er hat viel mitorganisiert, Arbeitsdienste einberufen, wenn etwas im Vereinsheim gemacht werden musste. Durch seinen Ehrgeiz und Willen hat er viel im Verein bewegt. Zeitweise hat er noch die Jugendmannschaften trainiert. Er hat über das Maß als Trainer hinaus gearbeitet. Es ist wirklich schade, dass er geht“, zählt Weilbach auf.

Ein Trainer mit Gewissen


Obgleich der gesamte Verein hinter Pflaum stand, der einstige Landesligafußballer hörte wohl auf sein Gewissen und reagierte auf das, was oftmals Anlass für eine Entlassung ist: Die sportliche Talfahrt. Vor zwei Jahren stieg der heutige Tabellenletzte der Kreisklasse 1 fast in die Kreisliga auf. Die Mannen vom damaligen Trainer Pflaum scheiterten lediglich in der Relegation. Fortan ging es jedoch bergab. Nach einer guten ersten Saisonhälfte im letzten Jahr folgte der kapitale Totalabsturz mit nur zwei Siegen in 14 Partien. Und auch in dieser Spielzeit sollte es nicht besser werden: Die Mannschaft trägt seit dem sechsten Spieltag die rote Laterne und kassiert im Schnitt vier Gegentore pro Spiel.



Eine verheerende Bilanz, die laut Weilbach aber nicht am Ex-Trainer festzumachen war: „Verletzungspech spielten eine Rolle und der Punkt, dass wir durch viele Studenten zwar viel Zulauf, aber auch einige Abgänge zu verzeichnen haben.“ Der 31-Jährige stellt sich stets schützend vor den ehemaligen Übungsleiter hin, weiß nun aber auch, dass die sportlichen Ereignisse trotz des kleinen Einschnittes zukünftig nicht ungeachtet bleiben dürfen: „Das einzige Ziel, wie vor der Saison auch, ist es nicht abzusteigen. Wir müssen uns schnellstmöglich fangen und an die Relegationsplätze herankommen.“ Das Traineramt vorübergehend übernehmen wird Achim Fuhrmann, der zuvor als Trainer der zweiten Mannschaft im Einsatz war. Insofern kein Unbekannter für das Team um Weilbach: „Achim arbeitet sehr engagiert. Er ist ein anderer Trainertyp als Jürgen, macht die Sache aber auf seine Weise sehr gut. Die Trainings- und Spielformen sind klar und darüber hinaus redet er viel mit den Spielern.“ Ein Mann mit Stallgeruch, dessen Zeit ungewiss ist. Einen großen Rückhalt kann er in diesem Verein wohl erwarten.

Aufrufe: 09.10.2016, 00:03 Uhr
Kai HeermannAutor