2024-04-25T14:35:39.956Z

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Locker und leicht in die Saison: U19 (rechts) und U21 des 1. FC Nürnberg sind momentan sorgenfrei glücklich. Fotos: Fengler/Zink
Locker und leicht in die Saison: U19 (rechts) und U21 des 1. FC Nürnberg sind momentan sorgenfrei glücklich. Fotos: Fengler/Zink

Eine heile Nachwuchswelt inmitten der Turbulenzen

U19 und U21 des 1. FC Nürnberg sind stark in die Saison gestartet, über die Unruhe bei den Profis verdreht man hier nur die Augen

Der Samstag war der Tag der Nach­wuchs-Mannschaften am Valzner­weiher. Es war ein schöner Tag: sowohl die U21 (2:0 gegen den TSV Rain/Lech) als auch die U19 (4:0 gegen Darmstadt 98) des 1. FC Nürnberg gewinnen und bestätigen so ihren guten Start in die Saison.

Als Andreas Wolf auf seinem Weg zum Bratwurststand vorbeikommt, da lächelt Petr Ruman kurz. Ruman war einst Angreifer bei der Spielvereini­gung Greuther Fürth, Wolf Innenver­teidiger beim 1. FC Nürnberg. Man kennt sich aus den Derbys. Jetzt arbei­ten beide im Nachwuchsbereich, Ru­man tritt heute offiziell seine Stelle als Jugend-Cheftrainer bei Darmstadt 98 an, Wolf ist Co-Trainer der Nürn­berger U21. Aber um den Nachwuchs geht es jetzt erst einmal nicht. „Bei euch“, sagt also der lächelnde Ruman, „ist ja ganz schön was los, wenn das alles stimmt, was man so liest.“ Wolf verdreht zur Antwort die Augen, das genügt, weil ja tatsächlich fast alles stimmt, was man derzeit so liest über den Club.

Kurz zuvor hat Ruman selbst schon ein wenig die Augen verdreht. Es ging um seinen neuen Job, der sicherlich nicht ganz einfach werden dürfte. Es ist zuletzt in Darmstadt ja alles sehr schnell gegangen. Der Verein war vor kurzem noch beinahe in die Regional­liga abgestiegen, jetzt ist man ein Bun­desligist. Ein Bundesligist ohne bun­desligareifen Unterbau. Eine zweite Mannschaft, erzählt Ruman, haben sie zum Beispiel nicht in Darmstadt. Vor einem Jahr, da waren sie gerade in die 2. Liga aufgestiegen, haben sie die Reserve abgemeldet – sie wollten das wenige Geld dafür verwenden, mit der ersten Mannschaft den Klas­senverbleib zu sichern.

Plötzlich ohne Unterbau

Das hat noch besser geklappt als erwartet, aber jetzt stehen sie eben ohne Unterbau da – und können ihren Talenten in der Jugend kaum eine richtige Alternative bieten. Darunter leidet auch die U19, die zwar in der Bundesliga spielt, aber es ist schwer, geeignete Spieler zu finden, wenn die Perspektive nach zwei Jahren lautet, es entweder in die Bundesligamann­schaft zu schaffen oder sich einen neu­en Verein zu suchen. Jetzt ist die U19 chancenlos am Tabellenende, überfor­dert von der Bundesliga. Man merkt das auch an diesem Nachmittag am Valznerweiher, an den Ruman sie be­gleitet hat. Gegen die U19 des 1. FCN ist Darmstadt von Beginn an chancen­los. Noch vor der Pause steht es 3:0 für den Club, der die Gäste kaum aus der eigenen Hälfte lässt. Es zeichnet sich also da schon ein schöner Nachmittag für das Nürnberger Nachwuchsleis­tungszentrum ab. Kurz zuvor hat näm­lich bereits die U21 ihr Spiel gegen den TSV Rain gewonnen. In Nürnberg haben sie sich im letzten Jahr dagegen entschieden, ihre zweite Mannschaft abzumelden vom Spielbetrieb, wie das neben den Darmstädtern noch andere Mannschaften gemacht haben, weil es sich nicht rentiert hat.

In Nürnberg haben sie sich nur ent­schlossen, die Mannschaft noch ein­mal zu verjüngen. Statt einer U23 ging fortan also eine U21 an den Start – und hatte in ihrer Premierensaison lange Zeit große Probleme. Die Mann­schaft von Trainer Roger Prinzen schaffte zwar am Ende souverän den Klassenverbleib, die Zeit im Abstiegs­kampf hatten aber jene im Umfeld gerne genutzt, um über die angeblich so schlechte Nachwuchsarbeit beim Club zu schimpfen. Jetzt ist die U21 Vierter nach acht Spieltagen, schimp­fen kann vorerst keiner mehr, der ernst genommen werden will.

Dabei hatte alles furchtbar angefan­gen, am ersten Spieltag gab es ein 1:5 in Schweinfurt. „Individuelle Fehler“ hatte Prinzen damals ausgemacht und sich mit der Mannschaft darüber un­terhalten, dass es so bitte nicht schon wieder losgehen soll. „Die brauchen harte Worte, aber auch ruhige Töne“, sagt Prinzen über eine Mischung, die offenbar erfolgreich war. Der Sieg gegen Rain am Lech bedeutet, dass sie ihre schöne Serie ausbauen: Fünf Par­tien in Folge haben sie jetzt schon nicht mehr verloren. Das liegt vor allem an Spielern wie Patrick Erras. Der Innenverteidiger hatte die Vorbe­reitung der Profis mitgemacht, jetzt stabilisiert er die U21. Gegen Rain trifft er nach 16 Minuten per Kopf zur Führung, Patrick Weimar erzielt in der 77. Minute den Endstand.

Das Risiko hat sich gelohnt

„Das war heute kein perfektes Spiel“, sagt Prinzen, „aber man sieht, dass wir dieses Jahr reifer sind, weil wir letztes Jahr mit einer jungen Mannschaft Erfahrungen gesammelt haben, obwohl das ein Risiko war.“ Erfahrungen sollen sie ja sammeln in der U21 – und irgendwann dann die Profis besser machen. Einer dem das nicht nur Prinzen zutraut, ist Erras. „Das ist ein wirklich stabiler Spieler, der sich im Profifußball durchsetzen wird“, sagt Prinzen. Er muss dann, wenn es so weit ist, Ersatz finden für seinen Innenverteidiger.

Sorgen muss er sich deshalb nicht machen, das sieht er nach dem eige­nen Spiel, als er sich auch noch den Auftritt der U19 – also der künftigen U21-Akteure – gegen die armen Darm­städter ansieht. Am Ende steht es 4:0 und Trainer Pellegrino Matarazzo darf sagen, dass „wir das, was wir uns vorgenommen hatten, ab der ersten Minute gut umgesetzt haben.“ Eigent­lich machen sie das schon seit dem ers­ten Spieltag: Nach drei Partien steht der Club ungeschlagen auf Bundes­liga- Platz vier. Es ist nicht alles schlecht, was man so liest über diesen 1. FC Nürnberg.

Aufrufe: 01.9.2015, 13:01 Uhr
Fadi KeblawiAutor