Eine gute Halbzeit reicht nicht

Nach einer ersten Halbzeit auf Augenhöhe mit dem starken Tabellenführer baute der SSV Reutlingen nach der Pause ab und verlor verdient mit 1:3. Der SSV-Vorsitzende Michael Schuster war bedient: „Das war nach der Pause emotionslos, ohne Willen. Die Einstellung stimmte nicht.”

In den ersten 45 Minuten zeigte der SSV was er drauf hat, nur konnte er eben diese Leistung nicht über 90 Minuten zeigen. Da war der Gast abgeklärter, ballsicherer, hatte viel Offensivkraft. Die Reutlinger müssen nun ihre Blicke nach unten richten – der Abstand auf die Abstiegsplätze ist gering.

Der SSV begann stark, hatte Chancen, ehe Schachtschneider sich durchsetzte, Seemann bediente, der vergab. Dann (17. Minute) war es wieder „Schachti” der flankte, Seemann blieb an Burkhardt hängen, aber Andreas Mayer staubte ab zum 1:0: sein fünftes Saisontor. Man hätte die Führung länger halten sollen, aber sechs Minuten später stand es 1:1, als Hartmann patzte und Marian Asch Lukas Lindner bediente, der frei einschob. Schön herausgespielt, aber mit Hilfe der SSV-Abwehr. Dann folgte ein Drei-Minuten-Feuerwerk des FSV: Schmiedel traf den Pfosten, Marcel Knauß rettete drei Mal mit Topparaden. Beim SSV war Sand im Getriebe, er konnte sich aber befreien, Golinskis Schuss strich knapp vorbei, die 910 Fans hatten eine gutes, schnelles Spiel gesehen mit einem SSV, der mithielt, auf Augenhöhe war, aber eben nur eine Halbzeit.

Nach der Pause fehlte vieles, die Laufwege stimmten nicht, Gegenpressing und Umschaltspiel waren verloren gegangen. Bissingen machte Druck, vergab aber Chancen – der SSV hatte eine. Die drei Auswechslungen verpufften total. Man ließ sich hineindrängen, kam kaum zu Kontern. Der Knackpunkt war das 1:2 (68.), als Ricardo Gorgoglione nach Ecke aus fünf Metern einköpfte. Die Fehlerquote war hoch, es fehlte der letzte Biss, das Aufbäumen. Bissingen spielte das locker herunter, geriet aber in der 84. Minute in Gefahr. Nach Mayer-Freistoß köpfte Kuengienda ein, der Schiedsrichter hatte ein Halten von Ubabuike gesehen – das hatte er exclusiv.

Dann kam die 85. Minute: Mayer foulte Lindner, Elfmeter und Gelb. Hätte Mayer das Foul außerhalb des Strafraums begangen, hätte es Rot wegen Notbremse gegeben. Lindner verwandelte sicher. Der SSV wurde auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, aber nicht alle Gegner sind so stark wie der FSV. Bobo Mayer meinte: „Das 1:2 war der Knackpunkt, dann kam die umstrittene Entscheidung, nahm uns das 2:2. Ich dachte wir sind weiter, aber das war nach der Pause viel zu wenig.” FSV-Coach Andreas Lechner strahlte: „Der SSV bot ein gutes Umschaltspiel, wir mussten das Tempo erhöhen, machten nach der Pause den Sack nicht früher zu. Das war ein Manko, denn wir vergaben viele Chancen.“

SSV-Coach Jochen Class meinte: „Das 1:3 war verdient. Eine Halbzeit hielten wir mit. Nach der Pause, das ist unerklärlich, waren wir zu passiv. Die Laufwege stimmten nicht mehr. Hartmann verletzte sich noch. Wir spielten nur auf Kunstrasen, nun auf Rasen, da gingen die Kräfte flöten. Ich wechselte offensiv, alle drei Wechsel funktionierten aber nicht.”

Nach der Pause lief wenig, Schachtschneider bekam keinen einzigen brauchbaren Ball, andere waren am Limit. Der Gast war kompakt, der SSV nach dem Wechsel nicht mehr.

So spielten sie

SSV Reutlingen: Knauß - Lübke, Hartmann, Bäuerle, Schiffel, Eiberger (66. Ubabuike), Mayer, Golinski (60. Yahkem), Seemann (66. Kuengienda), Rohr, Schachtschneider

FSV Bissingen: Burkhardt - Macorig, Ngo, Wöhrle, Wiens (51. Kunde), Williams, Sanchez, Gorgoglione (77.,Buck), Schmiedel, Asch (86. Hemmerich), Lindner

Schiedsrichter: Falcicchio (Konstanz) Zuschauer: 910

Tore: 1:0 Mayer (17.), 1:1 Lindner (23.), 1:2 Gorgoglione (68.), 1:3 Lindner (85., Elfmeter).

Info: Der SSV Reutlingen hat mit dem bisherigen Hauptsponsor Deutsche Öl und Gas-AG einen Vergleich abgeschlossen. Neuer Hauptsponsor ist die Deutsche Vermögensberatung.