2024-05-02T16:12:49.858Z

Halle
Das Brucker Dreikönigsturnier ging 2017 in seine 25. Auflage. F: Zink
Das Brucker Dreikönigsturnier ging 2017 in seine 25. Auflage. F: Zink

Eine Fußball-Messe mit Tradition

Brucker Dreikönigsturnier: FSV-Stürmer Jäckel kehrt extra früher aus dem Spanien-Urlaub zurück +++ Duell mit dem ATSV Erlangen lässt die Halle beben

Einmal im Jahr ist die Emmy-Noether-Halle ein Ort voll Zauber aus Geschichte, knochentrockenem Hallenfußball, Ballermann-Musik und Bier. Ausgewählte Geschichten vom 25. Brucker Drei-Königs-Turnier.

Zum ersten Mal seit langer Zeit steht kein Feldspieler im Tor. Und das, könnte man meinen, zahlt sich aus. Denn Feldspieler, dass wissen vor allem die Torhüter, haben meist so gar keine Ahnung, wie man ein Tor hütet. Wenn man Wolfgang Joa fragt, den Torwart, dann aber liegt das Spardor­fer Drei-Königs-Wunder nicht unbe­dingt an ihm. "Wir haben einfach Spaß in der Truppe." Spaß. Und Erfolg.

Zum ersten Mal seit 1999 hat es der Verein der Sportfreunde beim Erlan­ger Hallenfußball-Turnier ins Viertel­finale geschafft. Keine andere Mann­schaft ist so häufig bereits in der Vor­runde ausgeschieden. Erst zum vier­ten Mal überhaupt war für die Spar­dorfer nicht schon nach zwei Spielen Schluss — in 25 Jahren Turnierge­schichte. "Das ist für uns ein riesiger Erfolg. Es ging gleich eine SMS an alle herum", sagt Joa.

"Besonders für die jungen Spieler ist so ein Turnier immer ein High­light." Für ihn, mit 29 Jahren der Opa des Teams, nicht unbedingt. Hallen­fußball ist nicht sein Ding. Erst zum dritten Mal tritt er in der Emmy-Noether-Halle an. "Sonst überlegen wir, ob wir nach der Vorrunde über­haupt bleiben sollen." Wenn die Bru­cker Gashenker auftreten, sind die Spardorfer manchmal schon weg. Nicht aber dieses Jahr. Ein Unent­schieden und das bessere Torverhält­nis in der Gruppe C reichen fürs Wei­terkommen. Gegen Landesligist ATSV Erlangen gelingt sogar ein Tor.

"Vor dem Viertelfinale haben wir schon gedacht: Jetzt bloß keine zu hohe Klatsche kassieren." Gegen den Bezirksligisten TV 1848 Erlangen ist für den A-Klassisten dann auch prompt Schluss. Bis zur Siegerehrung bleiben die Spardorfer diesmal den­noch. Und das lohnt sich. Denn am Ende streckt auch Wolfgang Joa einen Pokal gen Hallendecke: den für Fair­play.

Das Brucker Drei-Königs-Turnier ist mit seiner Historie auch ein Ort des Wiedersehens. Und damit: des Händeschüttelns. Holger Müller weiß das nur zu gut. Der Fußball-Abtei­lungsleiter der Spielvereinigung Erlangen kennt jeden und jeder kennt ihn. Ein Hallo hier, ein Händedruck dort. Seit 25 Jahren trifft sich das Who-is-Who des Erlanger Fußballs einmal im Jahr in der Emmy-Noether-Halle. Es ist eine Institution. Fast schon seit dem ersten Mal.

Die Sieger damals: Holger Müller und seine Spielvereinigung. "Das Tur­nier war etwas Neues", erinnert er sich. "Es gab insgesamt wenige Hal­lenturniere. Wir wollten aber alle gerne in der Halle spielen." Als die Spieli-Mannschaft damals antrat, habe keiner die eigenen Chan­cen einschätzen können. "Aber wir hatten ein starkes Team." Wie stark, zeig­te sich erst im Laufe des Tages. Mit Spielertrainer Herbert Heydenreich gewannen Holger Müller und seine Mannschaft jede Partie bei nur drei Gegentoren.

Im Finale schlug der damalige Be­zirksoberligist den SC Uttenreuth mit 3:2 und sicherte sich so den ersten Tur­niersieg überhaupt. Wolfgang Wohlge­muth war mit vier Treffern Top-Tor­schütze. Müller, ebenfalls Offensiv­kraft, hatte dreimal eingenetzt. "Wir haben als Preis ein Handtuch mit FSV-Bruck- Logo gewonnen, das habe ich heute noch", sagt Müller.

Dass er auch ein Vierteljahrhundert später am Drei-Königs-Tag seiner Spieli in der Emmy-Nother-Halle die Daumen drücken würde, konnte sich der Bucken­hofener damals bei Wei­tem nicht vorstellen. Hol­ger Müller hat das Tur­nier als Spieler, Trainer und Abteilungsleiter erlebt. Dreimal hat es die Spielvereinigung gewon­nen, 1993, 2009 und 2016. Diesmal reicht es nur zu Platz vier. Doch wenn jetzt Mül­lers Team auf dem Feld steht, fiebert er direkt an der Bande mit. Ansons­ten sitzt er mit seinem roten Spieli-Pulli auf der Tribüne. Oder schüttelt einem Bekannten freu­dig strahlend die Hand.

Die Torhüter, sagt Turnier-Organi­sator Thomas Groß bei der Sieger­ehrung, hätten in diesem Jahr heraus­ragende Arbeit geleistet. Nur 97 Tore sind am Drei-Königs-Tag in Bruck gefallen. Zuletzt blieb die Hunderter-Marke bei 94 Toren im Jahr 2003 unbe­rührt. Nach dem Rekord im Vorjahr, als 143 Treffer gefallen waren, haben die Angreifer diesmal also weit weni­ger Glück. Bester unter den Glücklo­sen ist Tom Jäckel. Im doppelten Sinn.

Mit acht Treffern ist er im mageren 97-Tore-Jahr der beste Schütze. Zudem spielt der Stürmer mit dem FSV Bruck das Finale, kann die 3:4-Niederlage gegen den SC Elters­dorf aber auch nicht ver­hindern. "Lieber hätte ich das Turnier gewon­nen und wäre kein Tor­schützenkönig gewor­den", sagt der 29-Jährige. Traurig wirken die Brucker nach der End­spiel- Pleite dennoch nicht. "Das Turnier ist etwas Schönes, es ist ein­malig in Erlangen, eine Institution", sagt Jäckel. Er selbst ist extra früher aus seinem Spanien-Urlaub zurückgekehrt, um dabei sein zu können. In den vergangenen Jah­ren hat er beim 1. FC Schweinfurt 05 und bei Jahn Forchheim gespielt, das Brucker Turnier war für den ehe­maligen Eltersdorfer weit weg.

"Jetzt hat es Spaß gemacht, einfach zu kicken, ohne Druck zu haben." In der Landesliga geht es für den FSV schließlich um Punkte, wenn nicht gar um den Aufstieg. "Als Ausrichter sind wir zwar auch mit einer gewissen Ein­stellung in das Turnier gegangen", sagt Jäckel. Aber es ist dennoch etwas anderes. Wirklich hitzig wird es nur im Viertelfinale, "das auch ein Finale hätte sein kön­nen". Bruck trifft auf den Liga­ Rivalen ATSV Erlangen: das Stadt-Derby am Tag der Stadt-Derbys. Es ist das span­nendste Spiel des Turniers, mit grölenden Zuschauern auf den Rängen und technisch hochklassig. "Dafür spielt man doch Fußball", sagt Jäckel. Im Neunmeterschießen setzt sich sein Team durch. Im Finale aber ist der SCE nicht mehr zu schlagen.

Zweimal war Kevin Köhler Zweiter. Finale verloren, und das jeweils gegen einen Bezirksligisten. 2015 gewann der SV Tennenlohe, im Vor­jahr war es die Spielvereinigung Erlangen. Diesmal sollte es anders werden. "Wir lagen 2:0 vorn, haben des Ausgleich kassiert. Aber dann habe ich aufgedreht und das 3:2 gemacht." Kevin Köhler sagt das im Spaß, die Mitspieler um ihn herum lachen und feiern im Kabinengang. Den Pokal haben die Eltersdorfer direkt mit Bier gefüllt, eine Pfütze ist wenig später noch übrig. Am Abend wird gefeiert, im Sportheim. Dabei geht es nur um ein Hallenfußball-Turnier. Aber eben nicht um irgendein Hallenfußball-Tur­nier. "Es ist ein super Turnier, mit Tra­dition", sagt Köhler. "Ich komme immer wieder gerne her, auch weil ich Hallenfußball mag." Es ist ein Einladungs-Turnier, weder Antritts- noch Preisgeld gibt es. Als Bayernligist tritt der SCE als klassenhöchstes Team an, ein Selbst­läufer aber ist der Sieg dennoch nicht. "Die Halle hat eigene Gesetze, die Liga ist fast egal", sagt Köhler. "Die meisten Vereine schicken ihre besten Spieler. Im ersten Spiel haben wir 5:0 gewonnen und es dann schleifen las­sen", sagt der 23-Jährige. In der Grup­penphase bestrafen das die Tennenloher, doch entscheidend ist es nicht.

"Wir hatten Losglück." Nach dem 6:1 im Viertelfinale gegen den TSV Frauenaurach wirft Eltersdorf mit der Spieli den Titelverteidiger aus dem Turnier. Im Finale treffen Patrick Fuchs und Christopher Uwa­dia zum 2:0-Pausenstand, Tim Base­ner und Tom Jäckel gleichen für Bruck aus, ehe Köhler kurz vor Schluss den Ball ins Tor hämmert und für die Entscheidung sorgt. Nach 2013, 2007, 2002, 2001, und 1994 ist es der fünfte Turniersieg des SCE. Gefei­ert aber wird, als wäre es der erste.

Die meisten Fußballer kommen ohne Frühstück. Dementspre­chend geschäftig geht es am Morgen im Foyer der Emmy-Noether-Halle zu. Karin Bergfeld hat dann schon literweise Kaffee gekocht. Müde Männer müssen schließlich wach werden, auch am Feiertag. Für die 67-Jährige ist das nichts Neues, sie hilft seit 25 Jahren beim Drei-Königs-Turnier am Verkaufsstand. "Beim FSV Bruck bin ich seit fast 50 Jahren, früher in der Gymnastikab­teilung, später Schriftführerin, solche Sachen", sagt Bergfeld. Engagiert war sie schon immer. Und wenn der Verein Helfer sucht, ist sie da. So war das bei der Turnier-Premiere, so ist das heute. "Ich freue mich immer auf den Tag, man trifft viele Leute nur hier. Es ist wie eine Fußball-Messe." Ein paar Besucher würden aber auch nur für ein Leberkäsebrötchen vorbeischauen.

Verändert hat sich am Angebot der Speisen und Getränke wenig. "Es hat sich bewährt." 120 Liter Kaffee kochen Bergfeld und ihre Kolleginnen an diesem Tag. Brötchen und Kuchen gibt es. "Wir backen alle selbst, auch die Spieler bringen Kuchen mit." Der Verkaufsstand hingegen sieht anders aus als vor 25 Jahren. "Die Vorschrif­ten haben sich geändert, wir haben jetzt diese Glastheke." Im Helfer-Team sieht die Bruckerin ebenfalls immer die gleichen Gesich­ter, aber auch neue kommen hinzu. "Dieses Jahr ist meine Enkeltochter im Verkauf dabei. Meine Söhne sind auch in der Halle im Einsatz." Besonders in den Pausen ist der Andrang groß. Fußball schauen kann Bergfeld eigentlich kaum. "Wenn die Brucker das Finale spielen, schaue ich aber zu und drücke die Daumen." Aufhören möchte sie nicht, auch wenn die Arbeit den ganzen Tag durchaus anstrengend ist. "Man ist auch stolz, ein Teil davon zu sein. Das Turnier gehört einfach zu Erlangen dazu."

Aufrufe: 09.1.2017, 12:44 Uhr
Katharina Tontsch (EN)Autor