2024-04-23T13:35:06.289Z

Interview
Auf dem Weg zu Preußen Münster: Ex-Kickers-Trainer Horst Steffen Pressefoto Baumann
Auf dem Weg zu Preußen Münster: Ex-Kickers-Trainer Horst Steffen Pressefoto Baumann

,,Eine Enttäuschung ist da"

Dritte Liga - Interview mit Horst Steffen

Aus seiner Enttäuschung über die Beurlaubung bei Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers macht Horst Steffen auch mit etwas Abstand keinen Hehl. Doch der Trainer konzentriert sich auf seine neue Aufgabe bei Preußen Münster: ,,Ich will dort wieder etwas entwickeln", sagt er. Derweil stehen zwei Neuzugänge bei den Blauen vor der Tür.
Herr Steffen, wie wichtig war es Ihnen, noch im alten Jahr Klarheit über Ihre sportliche Zukunft zu haben? Horst Steffen: Ich hätte es schon noch ein halbes Jahr ohne Job ausgehalten, so ist es nicht. Aber grundsätzlich arbeite ich gerne. Was gab den Ausschlag für Preußen Münster? Steffen:Ich hatte vom ersten Gespräch an einfach das Gefühl, dass es passt. Wenn ich mir den Verein, die Mannschaft, das Zuschauerpotenzial anschaue, dann muss ich sagen: Dort lässt sich auch etwas bewegen. Dort kann und will ich wieder etwas entwickeln. Sie trainieren jetzt erneut einen Drittligisten, eigentlich hätten Sie dann doch im September auch bei den Stuttgarter Kickers verlängern können? Steffen: Das war damals eine andere Ausgangslage. Aber die Entscheidung, mich zu beurlauben, trafen die Verantwortlichen der Kickers. Die Ausgangslage damals war, dass Sie Angebote von Zweitligisten hatten, ein unterschriftsreifes von 1860 München, aber auch bei Fortuna Düsseldorf, in Duisburg, beim KSC und sogar Borussia Mönchengladbach im Gespräch waren. Steffen:Ich konnte nicht verhindern, dass mein Name ständig woanders gehandelt wurde. Ich will diese alten Geschichten jetzt auch gar nicht mehr kommentieren. Ich bin froh über mein Engagement bei Preußen Münster und kann mit dieser Entscheidung super leben. Zumal Sie künftig in eineinhalb Stunden zu Hause sind. Steffen: Stimmt, das ist durchaus angenehm. Aber als Profitrainer darf das keine große Rolle spielen. Werden Sie Sreto Ristic und Marc Rösgen aus Ihrem bisherigen Trainerteam nach Münster mitnehmen? Steffen: Nein, das ist nicht geplant. Hätten Sie sich von den Kickers in der ersten schwierigen Phase Ihrer Amtszeit mehr Vertrauen gewünscht, zumal das Verhältnis zum Team sehr gut war? Steffen: Es ist müßig, darüber zu diskutieren. Ich war über die Beurlaubung nicht erfreut, eine Enttäuschung ist da. Der Hauptvorwurf lautete, dass Sie sich nicht eindeutig mittels einer Vertragsverlängerung zu den Kickers bekannt haben. Steffen: Das ist so nicht richtig. Entscheidend waren natürlich die sechs Niederlagen in Serie unter Ihrer Regie. Wie erklären Sie sich diese Talfahrt? Steffen: Zunächst waren wir ja bis zum 9. Spieltag in dieser Saison erfolgreich. Und auch nach dem 1:0 gegen den 1. FC Magdeburg und dem Sprung auf Platz vier gab's noch klasse Spiele wie gegen Dynamo Dresden oder den VfB Stuttgart II, den allein die Glanzparaden von Benjamin Upphoff retteten. Den einzigen richtigen Einbruch gab es gegen die SG Sonnenhof Großaspach. Und zu was dieser Club imstande ist, weiß inzwischen jeder in der Liga. Das ist ein Aufstiegsaspirant. Unterm Strich stimmte aber das Entscheidende nicht: die Ergebnisse. Ist man zu leichtfertig in die Krise hineingeschlittert? Steffen: Nein, wir sind nicht nach dem Motto verfahren: Das wird schon werden! Wir waren ein paar Wochen nicht erfolgreich, und ich weiß, dass man als Trainer Ergebnisse liefern muss. Da geben oft Kleinigkeiten den Ausschlag. Eine wirklich schlüssige Erklärung für die Negativserie gibt es nicht. Auch nach der Trennung von Ihnen blieb die Wende aus. Es folgten sechs weitere Spiele ohne Sieg. Der Neue-Besen-Effekt blieb aus . . . Steffen: . . . und das kann und will ich aus der Ferne nicht beurteilen. Was nehmen Sie aus der Zeit in Stuttgart mit? Steffen: Ich habe die Mannschaft auf Platz 18 übernommen, auf Platz 14 wurde ich beurlaubt. Das sind die Fakten. Aber ich nehme zwei sehr positive Jahre mit, in denen ich viele nette Menschen kennengelernt habe. Diesen Verein nach vorne zu bringen hat großen Spaß gemacht. In meiner ersten Station als Trainer einer ersten Mannschaft konnte ich mehr entwickeln, als ich mir habe vorstellen können. Haben Sie die Kickers-Spiele nach der Trennung verfolgt? Steffen: Ja, klar. Ich habe auch ein Spiel im Live-Stream angeschaut. Das war ja meine Mannschaft, das waren meine Spieler. Das klingt nach einem äußerst emotionalen Aufeinandertreffen Mitte März in Degerloch? Steffen: Auf jeden Fall. Im Gazistadion werden sicherlich Emotionen hochkommen. Werden Sie Sportdirektor Michael Zeyer die Hand reichen und sich mit ihm unterhalten? Steffen: Das ist eine Woche nach der Trennung schon geschehen. Ich bin zu ihm gefahren. Schaffen die Blauen den Klassenverbleib? Steffen: Ich wünsche es ihnen. Was wünschen Sie sich sportlich für 2016? Steffen: Ich möchte zunächst einmal bei Preußen Münster gut starten, die Mannschaft kennenlernen und dann, wie schon gesagt, wieder etwas bewegen und entwickeln. Und bei nur fünf Punkten Rückstand auf Platz zwei bestimmt noch den Aufstieg schaffen? Steffen: Dass solch ein Ziel in dieser ausgeglichenen Liga erreicht werden muss, haben wir nicht vereinbart.

Bajram Nebihi soll kommen

Die Anzeichen verdichten sich immer mehr: Nach dem defensiven Mittelfeldspieler Klaus Gjasula (Kickers Offenbach) soll auch Offensivmann Bajram Nebihi (Union Berlin) 2016 die Stuttgarter Kickers verstärken. Offen ist, ob Daniel Kaiser, Marco Gaiser, Andy Ivan, Marco Calamita und Daniel Engelbrecht aus dem aktuellen Kickers-Kader den Verein in der Winterpause verlassen werden. Noch steht zumindest kein neuer Club offiziell fest. (jüf)
Aufrufe: 030.12.2015, 13:00 Uhr
Stuttgarter Nachrichten / Jürgen FreyAutor