2024-05-10T08:19:16.237Z

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Spaß ist wichtig. Das gilt auch für den Job des BSC-Trainers:  Zlatan Bajramovic bei seiner Vorstellung in Bahlingen vor dem sportlichen Leiter August Zügel | Foto: Patrick Seeger
Spaß ist wichtig. Das gilt auch für den Job des BSC-Trainers: Zlatan Bajramovic bei seiner Vorstellung in Bahlingen vor dem sportlichen Leiter August Zügel | Foto: Patrick Seeger

Ein Zlatan für Bahlingen

Der frühere SC-Profi Zlatan Bajramovic übernimmt beim Oberligisten Bahlinger SC seine erste Trainerstation bei den Aktiven

Da hat der Bahlinger SC einen großen Namen aus dem Hut gezaubert: Zlatan Bajramovic, einst Fußball-Profi beim SC Freiburg, wird neuer Trainer beim Regionalliga-Absteiger.
Das Alemannische im Allgemeinen und der Kaiserstühler Dialekt im Besondern gilt eigentlich als hermetisch abgeriegeltes Sprachidiom. Nicht zu erwarten, dass Wortschöpfungen hier durch den Einfluss des Fußballs so schnell den Sprachschatz bereichern wie in Frankreich oder Schweden. Dort hat der Begriff „zlataner“ (Schwedisch zlatanera) als Synonym für „kraftvoll dominieren“ sogar in offizielle Wörterbücher Eingang gefunden. Abgeleitet ist er vom Vornamen des Angreifers Zlatan Ibrahimovic, dessen schillerndes Wesen gerade die Europameisterschaft zu beeinflussen sucht. Ein Zlatan für Schweden. Ein Zlatan für Bahlingen. Am Donnerstag wurde der neue Trainer des Bahlinger SC vorgestellt: Zlatan Bajramovic.

Wie sein berühmter skandinavischer (Vor-)Namensvetter besitzt Zlatan Bajramovic bosnische Wurzeln. Und wie der Zopfträger von Paris St. Germain schaffte auch der gebürtige Hamburger mit Kurzhaarschnitt, fußballerisch beim FC St. Pauli sozialisiert, den Sprung in die Champions League. Mit Mesut Özil und Manuel Neuer spielte Bajramovic in der Königsklasse, ehe eine Zehenentzündung eine böse Verletzungsmisere in Gang setzte, die ihn 2010 zum Karriereende zwang. Mit 30 Jahren.

Privat hat sich Bajramovic mit seiner Familie vor eineinhalb Jahren in Freiburg niedergelassen, in jener Stadt, in der er zwischen 2002 und 2005 beim SC Freiburg seine sportliche Blütezeit als Sechser im Mittelfeld erlebte. „In Freiburg habe ich zwischen den Strafräumen gelebt“, sagt der 36-jährige A-Lizenzinhaber heute. In Bahlingen wird er sich auch jenseits der Seitenlinie ausleben müssen. Dem Ponderosa-Flair kann sich kein Coach der Kaiserstühler langfristig entziehen. Die Verantwortlichen sind aber davon überzeugt, dass der BSC und Bajramovic nicht nur wegen des Anfangsbuchstabens gut harmonieren. „Ich glaube, dass er von seiner Art zum BSC passt“, sagt der sportliche Leiter August Zügel.

Bajramovic erfüllte offensichtlich das Bahlinger Anforderungsprofil: Begeisterung für die Bodenständigkeit des Vereins, Kenntnisse im Fußballgeschäft und räumliche Nähe zum Kaiserstuhlstadion. „Wir wollten keinen Autobahntrainer, der unterwegs ständig im Stau steht“, erklärt Zügel. Die zehn A-5-Kilometer zwischen Freiburg Mitte und der Ausfahrt Teningen sind wohl vernachlässigbar. Für Bajramovic biete sich in Bahlingen die Möglichkeit, „bei einem familiären Verein seine Karriere zu starten“, so Zügel.

Vor einer Saisonansage erst mal auf Schnupperkurs

In der Tat ist der Bahlinger SC für den 35-fachen bosnischen Nationalspieler die erste Trainerstation bei den Aktiven. Verantwortlich trainierte Bajramovic bislang nur Jugendmannschaften des FC St. Pauli und Hamburger SV, ehe ihn Mirko Slomka beim HSV 2014 als zweiter Assistenztrainer an seine Seite holte. Der Ausflug in die Bundesliga war aber mit Slomkas Entlassung bereits nach drei Spieltagen wieder beendet. Daneben hielt Bajramovic mit diversen Praktika bei Bundesligisten, unter anderem unter Christian Streich beim SC Freiburg, Kontakt zur professionellen Fußballmoderne.

„Ich freue mich extrem auf die Aufgabe in Bahlingen und kann kaum abwarten, dass es endlich losgeht“, sagte ein relaxt wirkender Bajramovic bei seinem ersten Auftritt an neuer Wirkungsstätte. Trainingsauftakt ist am 1. Juli. Über Vertragsdetails vereinbarten beide Seiten Stillschweigen. Ein konkretes Saisonziel wollte sich der neue BSC-Übungsleiter ebenso wenig entlocken lassen: „Ich will immer höchstmöglichen Erfolg haben. Doch meine Ziele stecke ich lieber von Tag zu Tag, von Spiel zu Spiel.“ Er wolle jetzt erst einmal die Mannschaft beschnuppern, aus der er lediglich Kapitän Dennis Bührer aus seiner Zeit beim Sportclub kennt.

Auch die Bahlinger Verantwortlichen legen sich nach dem Abstieg aus der Regionalliga für die kommende Oberliga-Runde „eine gewisse Bescheidenheit“ (Zügel) auf. Sie sind sich bewusst, dass der neue Coach in große Fußstapfen steigt. Milorad Piliovic trat bekanntlich am letzten Regionalligaspieltag zurück. Das Wort Wiederaufstieg kommt so schnell keinem aus dem BSC-Vorstand über die Lippen. Wenngleich Vorsitzender Dieter Bühler gesteht: „Die Regionalliga war ein großes Erlebnis, das wir irgendwann gerne wieder mitmachen würden.“ Bis dahin müsste aber eine kleine Sprachrevolution die Ausläufer des Kaiserstuhls erfassen. Wie klingt „zlatanieren“ eigentlich auf Alemannisch?
Aufrufe: 016.6.2016, 22:00 Uhr
Matthias Kaufhold (BZ)Autor