2024-05-10T08:19:16.237Z

FuPa Portrait
Mit 21 Jahren ist Bernhard Hendl noch ein Torwart-Youngster. An das harte Spiel in der 3. Liga hat er sich aber schnell gewöhnt.  Foto: Nickl
Mit 21 Jahren ist Bernhard Hendl noch ein Torwart-Youngster. An das harte Spiel in der 3. Liga hat er sich aber schnell gewöhnt. Foto: Nickl

Ein waschechter Wiener im Jahn-Kasten

Bernhard Hendl wollte unbedingt in den Profi-Fußball +++ Dafür musste er ein paar Umwege in Kauf nehmen +++ Doch nun ist er angekommen und will bleiben

"Das ist die schönste Stadt der Welt." Wenn Bernhard Hendl über Wien spricht, kommt er ins Schwärmen. Und sein Herz hängt immer noch im wahrsten Sinne des Wortes an seiner Heimatstadt, schließlich ist auch seine Freundin aus der österreichischen Metropole. Nur Fußball spielen, das tut er nicht mehr in Wien. Das macht er mittlerweile in Regensburg. Seit drei Monaten sogar als Nummer eins im Kasten des SSV Jahn. Mit 21 Jahren hat Hendl damit sein erstes großes Ziel erreicht: im Profifußball ankommen. Nun will er sich dort behaupten. Am liebsten weiter in Regensburg: "Ein Österreicher in Bayern, das passt eh ganz gut."
Bei Rapid Wien und beim FC Admira Wacker Mödling hat Hendl das Fußballspielen gelernt. Und dabei oft gegen einen gespielt, der heute schon ein Weltstar ist: David Alaba. Beide sind gleich alt, Alaba spielte bei der Austria. ,,Klar, man hat schon damals gesehen, dass er ein Guter ist", erzählt Hendl. Aber gute Jugendspieler gibt es viele. ,,Der David hat später sicher nochmal einen großen Schritt gemacht", meint Hendl, der mit seinem bekannten Landsmann übrigens gut kann: ,,Wenn wir uns heute ab und an mal sehen, dann verstehen wir uns."

Den nächsten Schritt gemacht

Alaba hat ihn geschafft, den großen Schritt aus dem Jugendfußball zu den Profis. Er hat es sogar bis zum FC Bayern München geschafft. Bei Hendl geht es mittlerweile auch vorwärts. Bei seiner ersten Profistation, dem VfB Stuttgart, lernte er im Training viel. Wenn es um Punkte ging, schaute er aber nur zu. ,,Stuttgart hat ja eine große Torwart-Tradition. Und auch zu der Zeit, als ich dort war, gab es sehr viele gute Leute", erinnert er sich. Zumindestens habe er oft bei der ersten Mannschaft mittrainieren können. Alleine dieser Kontakt mit Top-Leuten habe ihm viel gebracht. Dennoch zog es Hendl weiter. Wieder nahm er einen Umweg in Kauf. Denn als er im vergangenen Winter das Angebot des SSV Jahn, der damals in der 2. Liga spielte, erhielt, sagte er zu. Und das, obwohl er zu diesem Zeitpunkt praktisch nur als Torwart Nummer vier galt. Schließlich standen in der Rückrunde auch noch Michi Hofmann, Timo Ochs und Patrick Wiegers beim Jahn unter Vertrag. ,,Mir war klar, dass ich nicht sofort spielen würde", erinnert sich Hendl. Er habe eben perspektivisch gedacht. Deswegen hieß es ab sofort: Ruhig bleiben und im Training Gas geben - dann wird die Chance irgendwann kommen.

Und sie kam. Im Sommer stieg der Jahn aus der 2.Liga ab. Plötzlich hatte Hendl nur noch einen Konkurrenten: Patrick Wiegers. Der ging zwar als Nummer eins in die Saison, konnte Trainer Thomas Stratos aber nicht endgültig überzeugen. Vorm Spiel gegen Erfurt Ende Oktober gab der Coach bekannt, dass fortan Hendl im Kasten steht. Der Österreicher nutzte die Chance. Bisher machte er neun Spiele und war fast immer eine sichere Bank. Auf der Linie zeigte er tolle Reflexe. Zudem kann er auch mit dem Fuß gut mit dem Ball umgehen. Das ist im modernen Fußball, wo der Keeper oft ins Spiel eingebunden wird, sehr wichtig.

Weiter Erfahrungen sammeln

,,Ich kann mich aber in allen Bereichen noch steigern, das ist klar", sagt Hendl. Sicher auch in der Strafraumbeherrschung. Da wirkte er ab und an noch unsicher. Hier müsse er schlichtweg weiter Erfahrungen sammeln, sagt er selbst. Schließlich seien Flanken im Profifußball etwas ganz anderes als in der Jugend. ,,Die Bälle kommen viel gezielter, oft sind drei, vier Köpfe dazwischen, die noch an den Ball kommen könnten", erklärt Hendl. Er müsse dann blitzschnell eine Entscheidung fällen: Voll raus oder drin bleiben. ,,Damit hab\' ich auch kein Problem", sagt er, ,,aber natürlich kann ich es noch verbessern."

Hendl liebt den Fußball. Deswegen hat er schon als Siebzehnjähriger nach der Handelsschule entschieden, dass er es als Profi versuchen will. Er hat aber auch schon erlebt, wie schwierig das sein kann. Ein halbes Jahr war er vor der Stuttgarter Zeit vereinslos und musste sich in Eigenregie fit halten. Gut, dass er auch in seiner Freizeit am liebsten Sport treibt: Billard oder Basketball. Und zu Hause, da setzt er sich gerne an seine Play-Station, manchmal geht es auch ins Kino. Bis zum Sommer läuft sein Vertrag beim Jahn. Demnächst soll es die ersten Gespräche mit der Vereinsführung geben, ob es weitergeht. Hendl macht aber kein Hehl daraus, dass er gerne in Regensburg bleibe würde: ,,Wenn das Angebot passt, müsste ich sicher nicht lange überlegen."

Aufrufe: 031.1.2014, 18:00 Uhr
Jürgen Scharf, MZAutor