2024-05-08T14:46:11.570Z

FuPa Portrait
Zwölf Tore in 19 Spielen für die U 21 des FC: Roman Prokoph Foto: Dahmen
Zwölf Tore in 19 Spielen für die U 21 des FC: Roman Prokoph Foto: Dahmen

Ein Vorbild mit viel Erfahrung

Porträt Kapitän Roman Prokoph überzeugt bei der U 21 des FC mit Einsatz, Willensstärke und seiner Treffsicherheit

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Köln. Die Fußball-Karriere von Roman Prokoph würde vermutlich Stoff für mehr als ein Buch hergeben. Der Torjäger der U 21 des 1. FC Köln hat in seinen zwölf Jahren im Profibereich bereits bei so vielen Vereinen gespielt, in denen er genug Geschichten erlebt hat. „Doch wer würde das lesen wollen?“, fragt er mit einem Schmunzeln. Die Aussage spiegelt die Erfahrung, Gelassenheit, und gesunde Selbsteinschätzung des 31-Jährigen wider, der seit Sommer und im Herbst seiner Karriere eine neue sportliche Heimat in Köln gefunden hat.

Als sich FC-Sportdirektor Jörg Jakobs Ende der vergangenen Saison mit Prokoph zu einem ersten Gespräch in Berlin traf, hatte dieser gerade eine erfolgreiche Spielzeit mit 18 Treffern in der Regionalliga Nord für Hannover 96 II hinter sich gebracht. Jakobs war auf der Suche nach einem Torjäger für die Nachwuchsmannschaft des FC, die er neu aufstellen und nach einem Fast-Abstieg aus der Regionalliga strukturell verändern wollte. „Es war ein sehr nettes Gespräch und ich glaube, dass ich einen guten Eindruck hinterlassen habe“, erinnert sich Prokoph.

Nach einem zweiten Treffen in Köln, an dem auch der damalige Trainer Stefan Emmerling, der mittlerweile den Drittligisten SC Paderborn betreut, und Co-Trainer Patrick Helmes (inzwischen Cheftrainer) anwesend waren, einigten sich beide Parteien auf eine Zusammenarbeit, die bislang für beide Seiten voll aufgegangen ist: Prokoph ist mit zwölf Treffern in 19 Spielen so etwas wie die Lebensversicherung für die Nachwuchsmannschaft und der Toptransfer von Jakobs. Auf der anderen Seite fühlt sich der Angreifer in Köln „pudelwohl“ und identifiziert sich mit der Mannschaft, der Stadt und seiner neuen Aufgabe.

Und die besteht nicht nur darin, Treffer zu erzielen. Der Kapitän soll Verantwortung übernehmen und die vielen jungen Spieler im Team führen. Seine Torquote hilft ihm dabei. „Ich habe in meiner Karriere eines gelernt: Junge Spieler hören am besten auf einen, wenn man mit guten Leistungen vorangeht“, sagt er. Sein Trainer Helmes weiß aus eigener Erfahrung, wie wichtig Tore für einen Stürmer sind. Aber sie sind eben auch nicht alles. „Roman ist ein Vorbild, was Einstellung und Willen angeht. Wir sind sehr, sehr zufrieden mit ihm“, sagt Helmes.

Vor gut 13 Jahren hat Prokoph den Weg zum Profi eingeschlagen. Klassisch auf einem Fußball-Internat von dem er schließlich zu Union Berlin wechselte. Dass er mittlerweile schon für zehn Klubs gespielt hat, ist weniger auf seine fehlende Vereinstreue denn auf die Umstände zurückzuführen: „Ich hatte einfach nicht immer die Angebote und konnte mir die Vereine aussuchen.“

Seine Laufbahn hatte Höhen und Tiefen. Als beispielsweise sein Vertrag beim FC St.Pauli auslief und er sich einen neuen Arbeitgeber suchen sollte, war er niedergeschlagen. Er heuerte beim VfL Bochum in der zweiten Mannschaft an. Eine glückliche Entscheidung. Als Cheftrainer Marcel Koller entlassen und Heiko Herrlich als Nachfolger installiert wurde, stand er plötzlich im Bundesligakader des VfL und wenige Tage später im Auswärtsspiel beim HSV auf dem Platz. „Was für ein Gefühl vor 55 000 Zuschauern in Hamburg zu spielen“, erinnert er sich. Es folgten 14 weitere Bundesliga-Einsätze.
Doch so steil es bergauf ging, so tief war der anschließende Fall, als er sich zu einem Wechsel nach Österreich zum SV Kapfenberg entschloss. „Im Nachhinein ein großer Fehler. Aber auch diese Erfahrungen haben mich weitergebracht“, betont Prokoph. Vollkommen unfit sei er damals gewesen, gesteht er. Frustriert darüber, dass es in Bochum keine Zukunft mehr für ihn gab. Das Missverständnis endete nach einem halben Jahr.

Wie wichtig Kontakte im Profifußball sind, zeigte sich anschließend, als eine Rückkehr nach Deutschland gelang, weil Herrlich mittlerweile Trainer beim Drittligisten Unterhaching war und mit Prokoph noch in Kontakt stand. Aber auch dort wurde Prokoph nicht glücklich und zog weiter.
Die vielen Erfahrungen haben Prokoph geprägt. Für einen jungen Mann, der in Berlin mit Familie und Freunden tief verwurzelt ist, waren es viele Ortswechsel, Umzüge und neue Menschen. Das hat auch ihn verändert. „Ich musste lernen, auf die Leute zuzugehen und mich auf sie einzulassen“, erzählt er. Manchmal sei es auch hart gewesen. Während sich andere Profifußballer mit Millionen auf dem Bankkonto über ihren nächsten Autokauf den Kopf zerbrachen, musste Prokoph „immer gucken, wo ich bleibe“. Nun bleibt er erstmal in Köln. Aber natürlich macht er sich mit 31 Jahren auch Gedanken über die Zeit nach seiner Karriere: „Klar beschäftigt mich das. Ich weiß, dass ich am meisten Wissen und Erfahrung im Fußball habe, aber die Möglichkeiten dort sind nicht so groß.“ Und jedes Wochenende arbeiten und vielleicht häufig umziehen möchte er irgendwann auch nicht mehr. „Ich stelle mir das ein bisschen schwierig vor mit Frau und Kindern.“

Etwas Zeit auf dem Fußballplatz bleibt ihm aber noch. Und die Geschichte mit der Familie ist auch (noch) kein Hindernis. Prokoph ist noch Single.

Zur Person

Roman Prokoph wurde am 6. August 1985 in Berlin geboren. 2004 startete er seine Laufbahn bei Union Berlin. In seiner anschließenden Fußball-Karriere spielte er unter anderem für St. Pauli, Ludwigsfeld, Bochum, Kapfenberg, Unterhaching, Lotte, Osnabrück und Hannover, bevor er im Sommer einen Zwei-Jahres-Vertrag mit einem Jahr Option beim 1. FC Köln unterschrieb. Prokoph absolvierte in seiner Karriere 15-Erstliga, zehn Zweitliga- und 53-Drittligaspiele. In der Regionalliga Nord erzielte er in 74 Spielen 39 Tore, in der Gruppe West in 56 Partien 20 Treffer. (mbu)

Aufrufe: 026.12.2016, 20:00 Uhr
Kölner Stadt-Anzeiger/Markus BurgerAutor