2024-04-23T13:35:06.289Z

Vereinsnachrichten

Ein Volltreffer für die Inklusion

Der Ton ist rau auf den Plätzen des VfL Wildeshausen am Krandelstadion. "Tempo, Tempo" schreit der Trainer der Herrenmannschaft, die sich ...
freitagabends auf das nächste Punktspiel in der Bezirksliga vorbereitet. Beim Kampf um die Stammplätze steht ein hartes Konditionstraining an.

Ein ganz anderes Bild bietet sich direkt nebenan auf Platz 4B: Am Mittelkreis wird fröhlich gescherzt, während der nächste Angriff bereits auf das eigene Tor zurollt. Ein Junge im Rollstuhl nimmt den Pass eines älteren Herrn auf und wird von seinen Mannschaftskameraden mit Ball bis vor das Tor geschoben. Der Abschluss misslingt, für das Dribbling bekommt er dennoch verdienten Applaus und Schulterklopfer.

Das Projekt "Fußball für alle", das vom Jugendparlament und der Diakonie Himmelsthür in Verbindung mit dem VfL Wildeshausen jeden Freitag von 18 bis 19.30 Uhr angeboten wird, ist ein Angebot für alle Liebhaber des Sports, "egal, ob ein Mensch eine Behinderung hat oder nicht", wie Initiator Matthias Kluck sagt. Die Idee entstand vor einem Jahr im Jugendparlament, und so fand das erste Training bereits am 6. Juni vergangenen Jahres statt. "Seitdem haben wir eine wechselnde Zahl von Teilnehmern. Manchmal kommen zehn, manchmal 18 Spieler. Wer gerade Lust hat, ist eingeladen mitzuspielen."

An diesem Freitag sind sogar 23 Leute da. Bunter könnte die Mischung nicht sein: Mädchen und Jungen, Menschen mit und ohne Behinderungen, Alte und Junge, Spieler aus den Jugendmannschaften des VfL und Hobby-Kicker jagen dem Leder hinterher. Das erste Mal dabei sind drei junge Asylbewerber, die über Freunde auf das Training aufmerksam geworden sind.

Die sozialen und körperlichen Unterschiede sind auf dem Platz kein Thema. Als Aufwärmübung setzt der ausgebildete Trainer Kluck das beliebte Spiel "Ticken" an. Das wilde Durcheinander hält nur kurz an, denn eigentlich sind alle zum Fußballspielen gekommen. Schnell sind die Leibchen verteilt und das Match auf dem Kleinfeld beginnt. Von Viererkette und Doppelsechs ist nicht viel zu sehen, für taktische Feinheiten ist kein Platz, dafür wird umso mehr gelacht und sich unterstützt. "Der Spaß steht ganz klar im Vordergrund", so Kluck.

Zur Unterstützung der Spieler und Trainer entsendet die Diakonie Himmelsthür jede Woche einen Mitarbeiter. Von Seiten des Vereins wird das Projekt ebenso gefördert. Menschen mit Behinderungen zahlen einen ermäßigten Vereinsbeitrag, der erste Monat ist sogar komplett beitragsfrei und wird aus Mitteln des Jugendparlaments bezahlt.

Für einen Abend werden die täglichen Probleme beiseitegeschoben. Die spektakulärste Szene gelingt einem der Asylbewerber, als er den Ball per Seitfallzieher an den Torpfosten zimmert. Ein Junge im HSV-Trikot bolzt die Kugel zum wiederholten Mal meilenweit am Tor vorbei. So groß sind die Unterschiede zur Bundesliga manchmal doch nicht.

Man merkt allen die Lust aufs Spiel an: Kaum einer hält seine Position, die meisten laufen dem Ball hinterher, und auf dem kleinen Feld darf auch jeder einmal sein Glück versuchen. "Wir nehmen nicht am regulären Spielbetrieb teil. Wir üben auch nichts Besonderes ein, machen kein Konditionstraining. Es geht einzig darum, im Spiel mit dem Ball Freude zu haben und eine gute Zeit mit den Mitspielern zu verbringen."

Die Partie endet 3:2. Am nächsten Freitag werden wieder viele am Training teilnehmen. "Neue Mitspieler sind jederzeit willkommen", versichert Trainer Kluck.

Aufrufe: 022.4.2015, 10:30 Uhr
Andreas HeizmannAutor