2024-05-02T16:12:49.858Z

Vereinstreue

Ein Vereinswechsel kam nie in Frage

Generation Ascheplatz (1) Hans-Ulrich Lohse steht seit 60 Jahren zum TuS Bruchmühlen

In die Jahre gekommen: Hans-Ulrich Lohse steht am alten Sportplatz in Düingdorf, auf dem seine fußballerische Laufbahn einst begann. Die verwitterten Häuschen dienten noch bis vor wenigen Jahren als Ersatzbank.

Rödinghausen. „Man soll im Dorf bleiben!“ Dieser Satz von Hans-Ulrich Lohse sagt eigentlich alles über ihn aus. Der 70-Jährige ist Bruchmühlener durch und durch. Und das schlägt sich auch im sportlichen Bereich nieder, denn seit gut 60 Jahren schlägt Lohses fußballerisches Herz für den TuS Bruchmühlen.

Lohse, im niedersächsischen Teil der Ortschaft geboren und aufgewachsen, entdeckte als Zehnjähriger seine Leidenschaft für das runde Leder, nachdem er zuvor eher dem Reitsport zugetan war. Dies wiederum ergab sich, weil seine Familie im Ort neben einer Gaststätte auch eine Pferdezucht betrieb. Dann kam die Weltmeisterschaft 1954. „Wir haben die Spiele im benachbarten Vereinslokal des SV Germania Westkilver-Bruchmühlen gesehen und mitgefiebert, und auf dem Platz des Klubs am früheren Bahnhof haben wir uns dann immer zum Spielen getroffen“, erinnert sich Lohse.
Im Verein kannte man sich. Die Spieler kamen ausschließlich aus den Ortschaften Düingdorf und Bennien, die schon schon in Niedersachsen liegen, sowie dem westfälischen Westkilver. „Die meisten hatten ja damals auch kein Auto, sondern fuhren Fahrrad. Es war eine absolute Gemeinschaft, auch zwischen jung und alt. Altersunterschiede merkte man nicht. Und die Gemeinschaft stand auch über dem Erfolg. Früher war es eigentlich egal, ob man in der Kreisliga A oder B spielte“, sagt Lohse und erinnert sich an winterliche Trainingsabende in der Reithalle oder Gymnastik im Saal des Vereinslokals. „Wenn Schnee lag, haben wir mit Sägespänen aus einem benachbarten Sägewerk die Linien abgestreut und im Sommer oft noch kurz vor den Spielen die Maulwurfshügel auf dem Platz geplättet. Auf unseren Rasenplatz waren wir stolz, denn die meisten anderen Vereine spielten auf Asche.“
So kam ein Vereinswechsel für ihn nie in Frage, auch nicht, als sich der SV Germania 1973 mit dem benachbarten TuS Ostkilver zum TuS Bruchmühlen zusammenschloss. Als ein Bruch der Kniescheibe 1976 die aktive Laufbahn des linken Läufers abrupt beendete, half er seinem Verein weiter ehrenamtlich, bis 1984 als Fußballobmann und danach bis 1998 als Hauptgeschäftsführer. Iim Fußballkreis Herford erlangte Lohse aber vor allem Bekanntheit als Leiter der Frauenfußball-Abteilung, die er gemeinsam mit seiner Ehefrau Gisela mehr als drei Jahrzehnte lang maßgeblich prägte.

Gruppenmeister 1964: Als Spieler war der junge Hans-Ulrich Lohse (stehend 5. v. r.) mit dem SV Germania Westkilver-Bruchmühlen erfolgreich.

Inzwischen tritt der Rentner kürzer, die Ämter sind in jüngere Hände weitergereicht. Zur Verfügung steht Lohse dem TuS aber noch als Schiedsrichter, und das schon seit 1991. „Damals fehlten dem Klub Schiedsrichter, und ich wollte mit gutem Beispiel vorangehen“, blickt er auf die Anfänge seiner Karriere an der Pfeife zurück.
Den derzeitigen Aufstieg des benachbarten SV Rödinghausen zu einer lokalen Fußball-Großmacht sieht Lohse gelassen. „Das ist mir ganz ehrlich ziemlich egal, weil ich zum SVR nie größere Verbindungen hatte, weder positive noch negative.“
Im Profibereich gilt seine Vorliebe dem Hamburger SV. Ansonsten sieht sich Lohse auch durchaus gern Spiele in unteren Amateurklassen der weiteren Umgebung an. „Manchmal fahre ich sonntags erst einmal hierhin oder dorthin und gucke ganz entspannt zu.“
Am Ende landet Hans-Ulrich Lohse dann aber doch meist wieder am Platz des TuS Bruchmühlen in Ostkilver. „Es kann sein, dass das Spiel dann schon läuft und ich fragen muss, wie es steht. Aber der Verein bleibt immer mein Verein. Und ich hoffe, dass sich solche Vereine wie der TuS auch in Zukunft trotz allgemein rückläufiger Spielerzahlen doch noch weiterhin halten können.“

Aufrufe: 016.4.2015, 13:51 Uhr
Thomas Vogelsang/Foto: Björn KenterAutor