2024-04-19T07:32:36.736Z

Allgemeines

Ein Urteil und seine Folgen

Hintergründe und Reaktionen auf die Stammspieler-Entscheidung des Schiedsgerichts gegen den FSV Salmrohr

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Das Schiedsgericht hat entschieden: Der FSV Salmrohr II verliert nachträglich das Spiel aus der Vorsaison gegen den SV Monzelfeld, weil er gegen die Stammspielerregelung verstoßen hat. Die Folgen sind weitreichend. Die Reaktionen äußerst unterschiedlich. Nur in einem sind sich alle einig: Die Verbände sind jetzt gefragt, Klarheit zu schaffen.

Koblenz/Salmrohr/Monzelfeld/Binsfeld. Das ständige Schiedsgericht im Fußballverband Rheinland hat in der Stammspieler-Affäre des FSV Salmrohr zugunsten des SV Monzelfeld entschieden und die beiden vorangegangenen Urteile der Kreis- und Bezirksspruchkammer aufgehoben (FuPa berichtete am Mittwoch). Die beiden Kammern hatten zuvor noch dem FSV Salmrohr recht gegeben. Kurzum: Der FSV Salmrohr muss dennoch nicht absteigen und die SG Binsfeld/Landscheid/Niederkail darf nun doch in der Kreisliga A weiterspielen.

Worum ging es?

Der SV Monzelfeld war sportrechtlich gegen die Spielwertung aus dem Rückrundenspiel gegen den FSV Salmrohr II in der vergangenen A-Liga-Saison vorgegangen. Salmrohr hatte das vorletzte Saisonspiel am 1. Mai mit 4:2 gewonnen. Monzelfeld argumentierte, dass mindestens ein Spieler in der Salmrohrer Mannschaft nicht hätte eingesetzt werden dürfen, da er als Stammspieler der Oberliga-Elf galt. Die Stammspielerregelung im Fußballverband Rheinland ist da eigentlich eindeutig. Doch der FSV Salmrohr – und auch der Fußballverband sowie der Fußballkreis Mosel – waren, wie die Urteile zeigten, der Meinung, dass für den FSV Salmrohr als Oberliga-Verein die Spielordnung des übergeordneten Fußballregionalverbands Südwest anzuwenden sei. In dieser Spielordnung war der betreffende Abschnitt, um den es im ersten Einspruch des FSV Monzelfeld ging, schlicht nicht vorhanden.

Nach den Urteilen der ersten beiden Instanzen machte sich ein Anwalt im Auftrag des SV Monzelfeld an umfangreiche Recherchearbeiten, wie Monzelfelds Vereinsvorsitzender Christian Schell berichtet. Mit dem Resultat, dass das ständige Schiedsgericht im Fußballverband Rheinland als letztmögliche sportrechtliche Instanz angerufen wurde. Zwischenzeitlich ging es aber nicht mehr um den Einsatz, den Kreis- und Bezirksspruchkammer für rechtens erklärt hatten, sondern um den Einsatz eines anderen Spielers, der wegen der Teilnahme an Pokalspielen als Stammspieler zu werten sei, argumentierte Monzelfeld.

Was wurde entschieden?

Nun liegt das schriftliche Urteil samt Begründung des Schiedsgerichts noch nicht vor. Frühestens am kommenden Montag erwartet der Fußballverband das Schreiben. Lediglich der Kern des Urteils wurde kommuniziert: Der Antrag des SV Monzelfeld auf eine Aufhebung der Kammerurteile zum Spiel Monzelfeld – Salmrohr II sei begründet. Das Spiel wird zugunsten des SV Monzelfeld gewertet. Der FSV Salmrohr II verliert also die drei Punkte. Der zweite Antrag des SV Monzelfeld, auch die Urteile zum vorangegangenen Spiel der Salmrohrer gegen Traben-Trarbach (5:1-Sieg) aufzuheben, wurde als unzulässig zurückgewiesen.

Was sind die unmittelbaren Folgen?

Durch den Punkteabzug steht der FSV Salmrohr II in der Abschlusstabelle der Kreisliga A 2015/16 punktgleich mit der SG Landscheid/Binsfeld/Niederkail auf dem ersten Abstiegsplatz. Der SV Monzelfeld hat zwei Punkte weniger als beide Teams. Als Reaktion auf das Urteil hat der Fußballspielkreis Mosel die Kreisliga A von 14 auf 15 Teams aufgestockt: Die SG Binsfeld bleibt also A-Ligist, obwohl die Mannschaft schon abgestiegen war.

Der Kreissachbearbeiter im Fußballkreis Mosel, Vinzenz Klein, hat bereits einen neuen Spielplan der Kreisliga A veröffentlicht. Statt wie bisher 26 Spieltage werden nun 30 Spieltage absolviert, jedes Team hat in der Saison zweimal spielfrei. Die Ergebnisse des ersten, bereits absolvierten Spieltags, bleiben komplett bestehen. Am Ende der Saison wird jedoch ein Team zusätzlich absteigen, um nächste Saison wieder auf 14 Mannschaften zu kommen. Die Kreisliga B-2 hat nun nur noch 13 Mannschaften, der jeweilige Gegner der SG Binsfeld aus dem bisherigen Spielplan hat in der Saison spielfrei.

Wie sind die Reaktionen?

Für den FSV Salmrohr reagierte am Mittwoch der zweite Vorsitzende, Christian Rauen, mit einer schriftlichen Stellungnahme auf das Urteil. Darin heißt es unter anderem: „Der FSV Salmrohr hat definitiv nach für Oberligamannschaften geltendem Recht (Satzung des Regionalverbandes Südwest) gehandelt, was ja auch in zwei Instanzen bestätigt wurde. Dass die Urteile jetzt aufgehoben wurden, ist ein Unding. Die Regionalverbandssatzung geht eindeutig vor die Satzung des Fußballverbands Rheinland.“ Weiter heißt es: „Nicht die beteiligten Vereine haben hier falsch gehandelt. Falsch ist, dass auf verschiedenen Verbandsebenen völlig gegensätzliche Satzungen existieren.“ Der FSV Salmrohr fordert in der Stellungnahme den Fußballverband Rheinland und den Fußballregionalverband mit Nachdruck auf: „Die durch den Schiedsspruch ausgelöste rechtsunsichere Lage muss jetzt dringend von den Fußballverbänden geändert werden.“

Der SV Monzelfeld hingegen könne „mit der Entscheidung sehr gut leben“, sagt Vorsitzender Christian Schell, den unsere Zeitung gestern telefonisch im Urlaub erreichte. „Es hat sich natürlich sehr lange hingezogen. Wir sind froh, mit unserer Annahme richtig gelegen zu haben.“ Da auch Schell noch keine Urteilsbegründung vorliegt, sei auch er gespannt darauf. Nicht zuletzt, weil das Urteil für den SV Monzelfeld einen „Beigeschmack“ habe, wurde doch das Traben-Trarbach-Spiel des FSV Salmrohr nicht neu bewertet. In einem Punkt stimmt Schell den Salmrohrern sogar zu: „Dass die Verbände etwas tun müssen, ist richtig. Aber wir meinen, vor allem der Regionalverband muss tätig werden. Die Stammspielerregelungen sind im Fußballverband Rheinland und auch im DFB sehr klar und eindeutig. Da kann es nicht sein, dass ein Verband dazwischen diese Regeln nicht kennt.“

Uwe Zwilling, Fußball-Abteilungsleiter des SV Binsfeld und in der vergangenen Saison auch Interimstrainer der SG, sagt, man sei erleichtert. „Damit geht eine Hängepartie zu Ende, die Saison ist ja bereits zwei Monate vorbei. Wir und unser neuer Trainer Sascha Kohr wussten ja bis jetzt nicht, wie die Mannschaft auszurichten ist: Spielen wir in der A-Klasse gegen den Abstieg oder in der B-Liga um die Meisterschaft?“ Die Mannschaft sei durch das Urteil und die Entscheidung der Liga-Aufstockung auch für die starke Rückrunde belohnt worden. „Wir sind froh, dass es am Sonntag endlich losgeht und dass wir weiter in der A-Liga spielen können.“

Walter Kirsten, Vorsitzender des Fußballkreises Mosel, sagt: „Ich hätte mir natürlich gewünscht, dass es etwas früher gesprochen worden wäre, dann wären wir vielleicht um die Aufstockung drumherumgekommen. Aber ich kann ja einen Verein wie Binsfeld nicht bestrafen, nur weil die Saison schon angefangen hat.“ Mit der Entscheidung, die A-Liga aufzustocken, habe man eine „gute Lösung für alle Beteiligten gefunden“, sagt Kirsten, der besonders die Solidarität unter den Vereinen lobt. Die wenigsten hätten mit diesem Urteil gegen die vorangegangenen Entscheidungen gerechnet, meint Kirsten. „Für mich persönlich ist es wichtig, dass wir nun ein Grundsatzurteil haben, nach dem wir uns richten können. Das bietet Planungssicherheit.“

Aufrufe: 018.8.2016, 22:53 Uhr
Sven EisenkrämerAutor