2024-05-10T08:19:16.237Z

Kommentar
Über eine volle Hütte, wie hier beim letztjährigen Pokalendspiel in Billigheim, können sich die Amateurvereine nur noch selten freuen. Zu groß ist die Konkurrenz durch den Profifußball in den Medien. Archiv-Foto: Kathrin Konrath
Über eine volle Hütte, wie hier beim letztjährigen Pokalendspiel in Billigheim, können sich die Amateurvereine nur noch selten freuen. Zu groß ist die Konkurrenz durch den Profifußball in den Medien. Archiv-Foto: Kathrin Konrath

Ein Tag nur für die Amateure

Beim Gipfeltreffen in der Landesliga Odenwald zwischen Lohrbach und Strümpfelbrunn wurde eines wieder klar: Wie wichtig ein Tag ohne Fußball im Fernsehen für die Amateure wäre

„Das sind jetzt die letzten Steaks!“ - die Fleischreserven wurden knapp zu Beginn der zweiten Halbzeit in Lohrbach am letzten Samstag. Der Grund: der Laden brummte und das Odenwaldstadion war rappelvoll. Das Landesliga Gipfeltreffen zwischen den Lohrbacher Fortunen und dem TSV Strümpfelbrunn hat hunderte Odenwälder Fußballfans auf den Sportplatz gezogen.

Ein Wochenende ohne Fußball – im Fernsehen

Insgesamt 480 zahlende Zuschauer. Und der Grund dafür war sicherlich nicht nur die aktuelle Tabellensituation der beiden Odenwaldclubs in der Landesliga, sondern auch die „exklusive“ Anstoßzeit. Als Schiedsrichter Thomas Schneider um kurz nach 18 Uhr in seine Pfeife blies, war das der einzige Pfiff weit und breit. Keine weiteren Spiele im Kreis und vor allen Dingen einmal ein Wochenende ohne Fußball im Fernsehen!

Der allwöchentliche Fußballmarathon

Auf Grund der Länderspiele unserer Nationalmannschaft gegen Polen und Schottland, pausierte am vergangenen Wochenende die erste und zweite Liga und pausierte deshalb auch die Berichterstattung des Bezahlfernsehens. Ein Wochenende ohne Fußball im Fernsehen hat absoluten Seltenheitswert. Ein „normales Fußballwochenende“ beginnt am Freitag um 18:30 Uhr, da startet nämlich die zweite Liga, es folgt um 20 Uhr die erste Liga mit ihrem Freitagsspiel. Weiter geht der wöchentliche Fußballmarathon dann am Samstag mit zwei Zweitligapartien um 13 Uhr, ehe dann um 15:30 Uhr in der großen Bundesligakonferenz der Ball rollt. Gut eine Stunde nach deren Abpfiff dann das „große“ Samstagabend Topspiel mit großer Expertenrunde und Live-3D-Analysen. Der Sonntag startet dann um 13:30 Uhr wieder mit der „besten“ Zweiten Liga der Welt und wird von zwei weiteren Bundesligaspielen (15:30 und 17:30 Uhr) komplettiert. Wobei halt Stopp! Auch am Montag gibt es noch ein „Topspiel“ in der zweiten Liga und ab nächster Saison okkupiert die erste Liga auch noch den Wochenanfang. Nimmt man nun noch Champions League und Europa League Spiele hinzu, dann flimmert auch noch an den Tage Dienstag bis Donnerstag Fußball über die Bildschirme. Der Salami-Spieltag wie es ihn in Spanien bereits seit Jahren gibt, ist mittlerweile auch bei uns Realität geworden. Und da kommt bei mir die Frage auf, wo denn eigentlich die Zeit für die Amateure, die Basis, das Fundament des Fußballs bleibt? Wer schaut denn schon am Sonntag um 15:30 ein Bundesligaspiel? Einer Zeit, in der in ganz Deutschland das Leder auf den Amatuerplätzen rollt und man als Fan, Spieler, Trainer oder Betreuer auf dem heimischen Sportplatz ist.

Tag der Amateure

Das nicht hochklassige, aber umkämpfte 1:1 im Landesliga Spitzenspiel hat gezeigt, was für ein Potential eine „Tag nur für die Amateure“ hat. Von Jung bis Alt war am Samstagabend in Lohrbach alles vertreten. Das rüstige Rentnerehepaar, der Familienvater samt Frau und Kind, die spielfreien Fußballer und Trainer aus dem Umkreis – Eine tolle Atmosphäre bei Regen und Flutlicht, so wie es eigentlich viel öfters sein sollte und früher noch viel öfters war. In den 70er und 80er Jahren waren solch hohe Zuschauerzahlen auf den Sportplätzen in der Region keine Seltenheit. Regelmäßig strömten hunderte Zuschauer zu den Amateurspielen. Heutzutage ist ein solcher Zuschauerandrang, wie am Samstag in Lohrbach, eine echte Rarität geworden. Leider kommt so ein „fußballfreies Wochenende“ nur noch äußerst selten vor. Eigentlich sehr Schade, denn sonst könnten die Lohrbacher oder die Mosbacher oder die Schefflenzer regelmäßig mit mehr Zuschauern rechnen. Mehr Einnahmen für die Heimvereine, alleridngs auch mehr Arbeitsstunden, würden auf die Vereine zukommen. Auch für die Spieler ist es ein besonderes Erlebnis, vor einer Kulisse von mehreren hunderten Zuschauern aufzulaufen und für ihren Verein alles zu geben. Und gäbe es einen solchen Tag nur für die Amateure, dann würden auch die Steaks nicht kurz nach der Halbzeit zur Neige gehen ;-)
Aufrufe: 09.9.2015, 06:00 Uhr
Danny GalmAutor